Einfach gute Beziehungen aufbauen
Netzwerken haben alle nötig
Mit 700.000 Mitgliedern ist der Open Business Club die erfolgreichste geschäftliche Vernetzungs-Plattform in Europa. Manche sehen in openBC sogar eine Innovation wie eBay oder Amazon, für andere ist es Werkzeug zum Wiederauffinden alter Kollegen.
8. April 2017, 21:58
Auch wenn man angestellt ist, solle man sich so verhalten, als ob man selbstständig wäre, dies predigt Andreas Lutz auf seinen Networking-Seminaren.
Dabei geht es nicht nur darum, sich auf eine mögliche Freisetzung, wie das nun so schön heißt, mental und durch den Aufbau eines Kontakte-Netzes praktisch einzustimmen, sondern schlicht und ergreifend auch darum, die eigenen Leistungen ins rechte Licht zu setzen. Damit der Chef auch weiß, mit welch aktiven Mitarbeitern er es zu tun hat.
Werbung für die eigene Person
Für den persönlichen Kontakt bietet sich das Zusammenzimmern einer kurzen und prägnanten Selbstdarstellung an, im Networking-Speak firmiert dies unter "elevator pitch. Die eigene Person solle man beim Gegenüber mit wenigen Sätzen emotional verankern, das dürfe nicht mehr Zeit in Anspruch nehmen als eine Fahrt im Aufzug, in etwa 30 Sekunden. Bei diesem Verkaufsgespräch, also dem "pitch", bewirbt man die eigene Ich-AG im Aufzug.
Freiberufler, die ihr eigener Chef sind und bei großen Konzernen von freundlichen Sicherheitsoffizieren schon vor dem Fahrstuhl zurückgewiesen werden, bleibt die Selbstanpreisung im Internet. Nachdem keine auch noch so funkelnde Homepage von alleine gefunden wird, bietet sich die Teilnahme an einem Netzwerk Gleichgesinnter an.
OpenBC
Business-Plattformen gibt es mehrere, von keiner ist Networking-Experte Andreas Lutz aber so überzeugt wie von openBC. Für ihn stellt die Plattform eine ähnlich große Innovation dar wie eBay oder Amazon.
Alles, was sich Andreas Lutz von einer solchen Networking-Plattform gewünscht hat, habe er bei openBC auch vorgefunden: Neben der Selbstanpreisung mächtige Suchfunktionen, selektive Weitergabe von Kontaktdaten und die Möglichkeit der Gruppenbildung.
OpenBC steht für Open Business Club und ist nach nur zwei Jahren mit 700.000 Mitgliedern die größte Netzwerkplattform in Europa und somit auch im deutschsprachigen Raum. Die Community wächst mit einer sagenhaften Geschwindigkeit von 15 Prozent im Monat, für Ende 2007 rechnen die Betreiber mit zehn Millionen registrierten Business People.
Fürsprache durch Kontaktpersonen
Sofortige Aufträge dürfe man sich aber nicht erwarten, Networking will Andreas Lutz nämlich nicht mit Verkaufen gleichgesetzt wissen. In erster Linie gehe es darum, eine Beziehung zum anderen aufzubauen, mit selbstbewusstem und gewinnendem Auftreten verankere man sich bei seinem Gegenüber, auf dass dieses sich bei passender Gelegenheit an einen erinnere. Nicht auf die direkten, sondern auf die indirekten Kontakte komme es an, auf die Kontakte der Kontakte.
Wenn man die Seite eines openBC-Mitglieds aufruft, kann man sehen, mit wem dieses in Kontakt steht. So kann man Fürsprecher gewinnen. Die meisten Jobs, so Andreas Lutz, werden nämlich nicht über Bewerbungen, sondern über die Fürsprache von Kontaktpersonen vermittelt.
Investitionen zahlen sich aus
Andreas Lutz hat sich seinen Job als "Mr. Überbrückungsgeld" selbst geschaffen. Als freigesetzter Ex-Angestellter eines großen deutschen Medienkonzerns hat er eine Website mit praktischen Informationen für Gründer und Ich-AGs ins Leben gerufen.
Als "Mr. Überbrückungsgeld" hält er nun Seminare zum Thema Selbstständigkeit für Anfänger und hat sich als Buchautor einen Namen gemacht. OpenBC nutzt er hauptsächlich dafür, Interviewpartner für seine Bücher zu finden. Das gehe sehr flott, denn openBC-Mitglieder sind es gewohnt, Vorleistungen zu erbringen.
Was man in sein Netzwerk investiere, so der Leitspruch von Andreas Lutz, bekommt man verzinst zurückt. Dies kann, wie untenstehende Umfrage beweist, einiges an Zeit brauchen. Und es sei auch ratsam, monatlich EUR 5,95 zu investieren. So viel kostet nämlich die Premium-Mitgliedschaft.
Nur als Premium-Mitglied kann man die mächtigen Suchfunktionen nach Branche, Interessen oder Beruf auch nutzen. 80 bis 85 Prozent der openBC-Nutzer beschränken sich allerdings auf die Gratis-Mitgliedschaft, was zwar das Auffinden alter Bekannter ermöglicht, einen sonst aber auf passives Dabei-Sein beschränkt. Aber das ist ja immerhin ein olympischer Gedanke.
Auszüge aus einer Umfrage im Ritschl-Netzwerk
Hat die openBC Mitgliedschaft etwas gebracht, und wenn ja, was?
Ich habe openBC relativ früh ausprobiert - weil es zum "guten Ton" gehört hat, dabei zu sein. Anfänglich so ähnlich wie Orkut. Gebracht hat es mir bisher nicht wirklich was, außer vielleicht, dass ich ein paar Leute aus Berlin wieder gefunden habe.
Ich würde mal sagen, dass man den Erfolg solcher Online-Social oder Business Networks nicht direkt messen kann. Es ist vielmehr eine Art weiterer Visitenkarte im Netz.
Für mich war das Tool hilfreich, um viele alte Kollegen und Geschäftspartner wieder zu finden und dank dieser "unabhängigen" Instanz einfach mal zu kontaktieren.
OpenBC ist mehr so eine "wen ich nicht alles kenne"-Plattform. Irgendwie witzig, aber gebracht hat es bisher noch nichts. Keine neuen Kooperationen, Jobs oder sonst was. Aber als Idee finde ich das an und für sich schon gut.
Nein, mir hat das noch nichts gebracht - bis auf ein Essen mit einem alten Freund. Ich habe es aber auch nie ernst betrieben, überlege mir ja schon seit Monaten, ob ich mich da nicht überhaupt löschen lassen soll.
Meine Erfahrungen sind durchaus gut, aber als "passiver" Nutzer. Es ist superspannend zu sehen, wer mit wem vernetzt ist. Die Anzahl der Termineinladungen nimmt langsam überhand. Aber das Zu- und Absagen ist sehr praktisch gestaltet. Supertolle Menüführung, und wenn ich Bedarf hätte, würde ich auch die zahlungspflichtigen Zusatztools "Wer besuchte mein Profil zuletzt" sicher nutzen. Teilweise sehe ich bei manchen Leuten gar nicht so sehr den Businessgedanken im Vordergrund, sondern merke bei manchen Kontaktanfragen auch durchaus privates Interesse à la "Dich gibts auch hier?" und "Scho lang nimma gsehn."
Jeder ist Voyeur in openBC - zu sehen, wer mit wem, zu schauen, ob jemand mit mir - das ist doch herrlich. Es spinnen sich selbstständig Geschichten, und Du erfährst über Freund und Feind Details, die Du vorher nicht kanntest, oder?
Ja - es hat was gebracht. Allerdings vor allem als Recherchetool (z. B. Wer ist in Österreich im E-Government tätig ist? Wer war früher wo?)
Ich bin seit März Mitglied. Da mein Arbeitgeber wohl einiges an Strahlkraft verspricht, wurde ich dann auch sofort zum Premium-Mitglied hochgestuft, was mich damals aber nicht weiter kratzte, weil ich damals openBC kaum genutzt habe. Höchstens, um ab zu doofe Fotos von anderen Bekannten zu checken. Erst seit dem Herbst entdecke ich openBC als sehr gute Plattform zum Auftreiben von Gesprächspartnern. Wenn ich auf der Suche nach Experten bin, oder etwas von jemandem aus einer bestimmten Gegend suche. Und ich überlege mir echt, ob ich nicht für die - mittlerweile erloschene - Premium-Mitgliedschaft selber zahle.
Nein, so richtig gebracht hat es mir nix - ich bin auch erst kurz dabei, und eigentlich ein bisschen enttäuscht - und zwar vom Gesprächsniveau, das ich vorfinde. Also, die meisten Threads, die mich interessieren und nicht konkret wirtschaftliche Inhalte haben, sind eigentlich voller Gemeinplätze.
Bin immer wieder erstaunt, wer sich aller an mich erinnert. Freut mich. Hab jedenfalls viele alte Bekannte getroffen. Vielleicht bringen ja irgendwann die alten Kontakte neue. Bin schon froh, wenn ich ein paar alte wieder aufwärmen kann, da sind jede Menge gute Leute dabei.
Download-Tipp
Ö1 Club-Mitglieder können die Sendung nach Ende der Live-Ausstrahlung im Download-Bereich herunterladen.
Buch-Tipp
Andreas Lutz, "Praxisbuch Networking. Einfach gute Beziehungen aufbauen. Von openBC bis Visitenkartenpartys", Linde Verlag, ISBN: 3709300843
Links
Andreas Lutz
openBC
matrix.ORF.at