Crash Test Dummies

8. April 2017, 21:58

Eigentlich wollen sie nur ein gestohlenes Auto von Wien in ihre rumänische Heimat überstellen. Doch dann bleibt das rumänische Pärchen in Wien zwischen Supermarkt und Bahnhof hängen. Eine Odyssee bringt die beiden mit Wienern ganz unterschiedlicher Prägung zusammen: Da ist der quirlige Kaufhausdetektiv, der es seinem Chef nicht recht machen kann, und da ist seine apathische Freundin, deren Gelderwerb dem Film den symbolträchtigen Titel gegeben hat: Sie verdingt sich als menschlicher Crash Test Dummy.

Dumpfe Grund-Unfreundlichkeit

Obwohl die Helden des Films mit Spitalsschwestern und Polizisten ihre durchaus unerfreulichen Erfahrungen machen, will der in Wien lebende Schweizer Regisseur Jörg Kalt "Crash Test Dummies" nicht als Film über die Fremdenfeindlichkeit der Wiener verstanden wissen. "Es geht eher um den übergeordneten Begriff des Fremdseins in einer fremden Umgebung", sagt er, vergisst aber nicht hinzuzufügen: "Was ich selbst erfahren habe, ist eine dumpfe Grund-Unfreundlichkeit in Wien, die dann besonders erkennbar wird, wenn man aus dem Ausland zurückkommt."

Vor der EU-Erweiterung

Kalt siedelt seinen tragikomischen Episodenreigen am Vorabend der EU-Erweiterung an, die via Radionachrichten stets präsent bleibt. Auch hier verwahrt sich der Regisseur gegen vorschnelle thematische Eingrenzungen. "Es ist eher ein Film über das Öffnen von Grenzen, auch weil meine Hauptfiguren selbst ihre Grenzen überschreiten".

So vieldeutig die Thematik, so offen ist auch die Form des Streifens: Zwischen dem sozialen Realismus einer Barbara Albert (die selbst mitspielt) und Blackout-Szenen, die hart an der Grenze zum Kabarettfilm liegen, sucht "Crash Test Dummies" ein wenig nach einem eigenen Ton. Jörg Kalt will sich indes anderen Themen zuwenden: Sein nächstes Projekt ist eine österreichisch-französische Liebesgeschichte.