Justus Neumann - Theater als Therapie

Die Schule der Fantasie

In der "Schule der Fantasie" des Schauspielers und Clowns Justus Neumann wird die Kunst des "Redens, Märchenerzählens und des Lügens" ebenso zum Thema wie die Ausdruckskraft des Körpers und das Überwinden von Ängsten.

Auf der Suche nach "seiner Figur"

Seit mehr als 30 Jahren steht Justus Neumann als Schauspieler und als Clown auf der Bühne. Er führt Regie, gibt Workshops, zeigt faszinierende Soloprogramme. In seiner "Schule der Fantasie" will er seine Erfahrungen weitergeben.

Gegen die Fantasielosigkeit

"In meinen Workshops geht es um die Wiederentdeckung der eigenen Fantasie, um das Spielen mit Körper und Stimme, um das spontane Erfinden und Erzählen von Geschichten, um das Hineinschlüpfen in fremde Charaktere, die Imitation von Tieren und Geräuschen - kurz um die ganze Palette unserer Möglichkeiten, sich angstlos darzustellen und auszudrücken".

So umschreibt Justus Neumann in seiner "Schule der Fantasie" die Inhalte der Workshops, die er anbietet, wie zuletzt im "Dschungel Wien" - dem Theaterhaus für ein junges Publikum im Museumsquartier.

Der Pendler zwischen zwei Kontinenten

Schon als Jugendlicher emigrierte der 1948 in Wien geborene Justus Neumann nach Australien. Der Wunsch, in seiner Heimatstadt auf der Bühne zu stehen, ließ ihn aber wieder zurückkehren. Ab 1975 war er führendes Mitglied des Wiener Schauspielhaus-Ensembles unter der Leitung von Hans Gratzer. Er spielte schöne große Rollen, war König Lear, Phillip II in "Elisabeth" von Paul Foster, spielte Titelrollen in Nestroy-Stücken und war bald in zahlreichen Rollen in Film und Fernsehen zu sehen. Trotzdem blieb er als Schauspieler immer auf der Suche nach "seiner Figur", wollte Geschichten erzählen.

1987 emigrierte er schließlich mit seiner Familie wieder nach Australien. Für Theater-Produktionen - als Schauspieler oder als Regisseur - und für die Workshops seiner "Schule der Fantasie" kommt Neumann Jahr für Jahr für einige Monate nach Österreich. Aber auch in seiner Wahlheimat Australien hält er Workshops ab und steht auf der Bühne, sogar als sein eigener Zirkusdirektor.

Der ernste Clown im schwarzen Anzug

"Der große Menschendarsteller ist wieder im Land", titelte jüngst eine Zeitung, als Justus Neumann kürzlich Karl Kraus' Drama "Die letzten Tage der Menschheit" als Clown-Solo darbot. Die "hohe Schauspielkunst und ungewöhnliche Wortbeherrschung“ wurde von der Kritik einhellig gelobt. Sein "Theater der Dichtung“ beeindruckte als "eineinhalbstündiges Furioso zwischen Wahn und Witz“.

Zweimal wurde Justus Neumann zum "Schauspieler des Jahres“ gewählt, und immer ist es dieses Pendeln zwischen Aggression und Zärtlichkeit, zwischen Poesie und Destruktion, zwischen Wahn und Witz, das sein Agieren auf der Bühne so wirkungsvoll macht. In all seinen Stücken erzählt Justus Neumann dabei kuriose, kraftvolle, abgründig komische Lebensgeschichten.

"Zum Todlachen“ heißt eine aktuelle Produktion von Justus Neumann, in der er das Gilgamesch-Epos auf seine Weise erzählt - als jemand, der sich plötzlich seiner eigenen Sterblichkeit bewusst wird und einen Wettlauf ums ewige Leben startet. Dabei steht er wieder allein - als Clown im schwarzen Anzug - auf der Bühne.

Therapeutische Impulse

Wenn es uns gelingt, zerstörerische Gedanken und Emotionen wie Selbstzensur, Eitelkeiten, Scham und Schuldgefühle sowie Ängste aller Art im kreativen Prozess sichtbar zu machen und zu hinterfragen, steht einem gesunden Selbstvertrauen nichts mehr im Wege.

So beschreibt Justus Neumann im Programmheft seiner "Schule des Fantasie“ das Überwinden von Scham und Schuldgefühlen:

"Ich empfinde meine Arbeit als Impuls, als Anstoß dafür, sich des Reichtums, der in uns schlummert, bewusst zu werden". Eine Aussage, die auch für seine Arbeit als Schauspieler, Clown, Regisseur und Zirkusdirektor zutreffend scheint.

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Link
Theater Drachengasse - Infos zu "Gilgamesch zum Todlachen"