Rituelles Musikspektakel
Let's go to a prom tonight!
Proms (Mehrzahl): umgangsprachlich für Promenade Concerts; Prom (Einzahl), daher: Let's go to a prom tonight! Promenade Concerts haben ihren Namen vom Promenieren - bis zu 1.400 Stehplätze im etwa 6.000 fassenden Saal. Ein Abschlusskonzert als Ritual.
8. April 2017, 21:58
Hope and glory: Union Jack auspacken und mitsingen
Vorsicht, "Proms", "Prom" und "The Last Night of the Proms" sind urheberrechtlich geschützte Namen.1999 bekam das BBC Symphony Orchestra, das die meisten Konzerte der Promenadenkonzerte bestreitet (und immer das Eröffnungs- und das Abschlusskonzert) das Angebot, mit "The Last Night" auf Japantournee zu gehen - ganze 18 Mal. Die BBC lehnte ab.
Promming, eine kurze Einführung
Proms (Mehrzahl): umgangssprachlich für Promenade Concerts; Prom (Einzahl), daher: Let's go to a prom tonight!. Promenade Concerts haben ihren Namen vom Promenieren (bis zu 1.400 Stehplätze im etwa 6.000 fassenden Saal). Promming: in der Arena und auf der Gallery; allerdings stehen Prommers unten dicht gedrängt, oben dürfen sie am Boden sitzen, liegen, auch schlafen. Die oben gelten als Weichlinge.
Der Ehrenkodex der Prommers: Quatschen, Flüstern, Murmeln, Zuckerlpapierrascheln und Tanzen verboten. Was zählt, ist die Musik. Herumgekasperlt darf höchstens in den Pausen werden. Spontane Sprechchöre zwischen Galerie und Parterre während Podiumsumbauten sind streng ritualisiert. Wer fotografiert, muss in die letzte Reihe.
Spektakel im Parterre der Royal Albert Hall
Mit dem Original hat das nichts zu tun. Der Werbeslogan der BBC ("The Proms - more than the Last Night") zeigt aber ein Problem auf. Spektakel und Ritual vor allem im Parterre der Albert Hall, das Union Jack-Schwingen, das, meist ironische, Mitsingen bzw. Mitsummen martialischer oder nationalistischer Hymnen, das Gestampfe im zweiten Teil des Schlusskonzerts der Proms drohen das Wesentliche zuzudecken.
"The Last Night" markiert das Ende des eigentlichen Ereignisses: eines Musikfestivals von heuer 73 Konzerten. Radio 3 der BBC hat seit dem 15. Juli 2005 jeden Abend live die 111. Saison der BBC Proms - Henry Wood Promenade Concerts übertragen. Das heurige Programm versucht die Themen der Saison engzuführen: Musik rund um das Meer von Walton, Constant Lambert (ein 1905 geborener, 1951 gestorbener englischer Komponist) und Korngold, ehe mit Elgars "Pomp and Circumstance Nr. 1", der von Kritikern seit Jahrzehnten als peinlich empfundene Schlussteil anhebt, der heuer aber etwas Neues zu bieten hat: Die Seemannslieder des Gründers der Proms, Henry Wood, werden wieder mit ihren originalen Hornrufen gespielt.
Der legendäre Gitarrist John Williams spielt Rodrigos "Concierto de Aranjuez". Unmittelbar nach dem 11. September 2001 hat "Tantchen BBC" auf das seit den 1950er Jahren bestehende Ritual verzichtet und, aus Rücksicht auf die Mordopfer der Terrorattacken, justament Beethovens "Ode an die Freude (Text: Überm Sternenzelt, da muss ein lieber Vater wohnen) aufs Programm gesetzt.
Prom ist nicht gleich Prom
Der Durchschnittsbesucher ist männlich, weiß, gehobene Mittelschicht, ein English Brit, d. h. nicht Schottisch, Walisisch oder Nordirisch. Die vier Nationen Großbritanniens feiern ihre eigenen Proms in the Park: Engländer im Londoner Hyde Park bzw. im Heaton Park, Manchester; Nordiren in Belfast am Donegall Square; Schotten am Glasgow Green und Waliser in Swanseas Singleton Park, bevor sie mittels big-screen links-up für das Konzert nach der Pause verlinkt werden.
Vor der britischen Nationalhymne noch die humorige Rede des Dirigenten - heuer zum ersten Mal der aus Birmingham stammende Paul Daniel, (noch) Chefdirigent der English National Opera und Spezialist für britische Musik des 20. Jahrhunderts: Statistik, kokettes Lob und Tadel für die Prommers, Besinnlichkeit. Dann geht das Licht aus, das Orchester verlässt den Saal, die Prommers stimmen "Auld Lang Syne" an.
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BBC - Proms