Heiteres und Skurilles

Im siebten Himmel

Es ist ein Wagnis im Neuen Musik-Bereich der letzten Zeit. Der Autor Franzobel hat sich getraut - gemeinsam mit dem Komponisten Max Nagl - am Beginn des 21. Jahrhunderts eine Operette zu schreiben. Ihr Name: "Der Siebte Himmel in Vierteln“.

Ausschnitt aus "Der Siebte Himmel in Vierteln"

Die Operette "Der Siebte Himmel in Vierteln“ thematisiert Problematiken mit bedrückender Aktualität. Dennoch begegnet uns diese im Gewand eines vergnüglichen Musiktheaters.

Abgründiger Spaß

Voll Heiterkeit und Skurrilitäten übt die Operette "Der Siebte Himmel in Vierteln“ Kritik am Zeitgeschehen und knöpft sich auch einige Tabuthemen vor. Im Zentrum steht der Staat Trübstrüüh, der von Elmar Huppenkothen regiert wird. Dieser ist jedoch an seinem Präsidentenamt nicht interessiert und frönt viel lieber seiner Zuneigung zu seiner Hündin: einem Dobermannweibchen. Elmar Huppenkothens Gemahlin Nancy ist ein Opfer des Schönheitswahns. Sein Vater George wiederum träumt von einem despotisch geführten Staat. Und da wäre noch der Leibwächter des Präsidenten: Kalafati Wozinak. Er ist ein glühender Verehrer des Islam. Er glaubt fest daran, durch ein Selbstmordattentat als Märtyrer in den siebenten Himmel zu gelangen. Sein Plan geht auf: am Ende der Operette finden sich alle Protagonisten im Jenseits wieder.

Totgesagtes lebt oft länger

Als Protagonisten einen Selbstmordattentäter zu zeigen oder auch einen zur Zoophilie neigenden Präsidenten, stellt in der Operettenliteratur ein Novum dar. Nicht minder bemerkenswert ist die Tatsache, dass junge Künstler ein Genre wieder aufgegriffen haben, das - wie es heißt - bereits seit einem halben Jahrhundert tot sei. Spätestens seit den 60er Jahren des 20. Jahrhunderts hat sich die Operette nicht mehr weiterentwickelt. Weitgehend wurde sie vom Musical verdrängt. Ungeachtet dessen trat der künstlerische Leiter der Musiktheaterinstitution "NetzZeit“, Michael Scheidl, an den Autor Franzobel mit der Frage heran, ob dieser bereit wäre, ein Operettenlibretto zu schreiben. Nach anfänglichem Zögern stimmte der Autor zu.

Walzer und Tangos

Als kongenialer künstlerischer Partner erwies sich Max Nagl. Der aus dem Jazz kommende Saxofonist und Komponist hat in den vergangenen Jahren seinen souveränen Umgang mit unterschiedlichen Stilen unter Beweis gestellt. Die Operette "Der Siebte Himmel in Vierteln“ ist das zweite größere Musiktheater des 45-jährigen Komponisten. So wie es generell für Operetten typisch ist, klingen in "Der Siebte Himmel in Vierteln“ verschiedene Tanzformen an. Es kommen unter anderem Walzer, Tangos oder Märsche vor. Aber auch eine Reihe von Musikzitaten schwirrt immer wieder vorbei. Diese sind nicht zuletzt durch das Libretto von Franzobel motiviert.

Auf CD gebannt

Die Operette "Der Siebte Himmel in Vierteln“ erlebte im April dieses Jahres bei den Wiener Festwochen ihre Uraufführung. Im Juli war sie dann im Rahmen der Bregenzer Festspiele zu sehen. Jetzt gibt es einen Mitschnitt der Operette mit den Künstlerinnen und Künstlern der Uraufführung: es spielt das Ensemble die reihe. Die Leitung hat Alexander Drcar und zum Ensemble der Sängerinnen und Sänger gehören Priti Coles, Bea Robein, Walter Raffeiner, Dariusz Niemirowicz, Mark Hamman und Martin Busen.

CD-Tipp
Max Nagl, Franzobel, "Der Siebte Himmel in Vierteln“, ORF-CD erhältlich im Ö1 Shop

Hör-Tipp
Zeit-Ton, Mittwoch, 31. August 2005, 23:05 Uhr

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