Der Autor starb im 64. Lebensjahr
Wolfgang Bauer gestorben
Der österreichische Autor Wolfgang Bauer ist am Freitag im Grazer Landeskrankenhaus gestorben. Dies bestätigten Freunde der Familie am Abend gegenüber der österreichischen Nachrichtenagentur APA. Bekannt wurde der Literat mit seinem Theaterstück "Magic Afternoon".
8. April 2017, 21:58
Wolfgang Bauer ist tot. Der Autor soll bereits seit einigen Tagen in Spitalsbehandlung gewesen und zuletzt in künstlichen Tiefschlaf versetzt worden sein. Von einer Serie von Herzoperationen in den vergangenen Jahren hatte er sich nie wieder entscheidend erholt.
Bauer wurde 64 Jahre alt. Er zählt zu den wichtigsten österreichischen Dramatikern der Nachkriegszeit und hat mit "Magic Afternoon", "Change", "Gespenster" und anderen Stücken das Zeitgefühl eingefangen und das handfeste realistische Theater der sechziger und siebziger Jahre wesentlich mitgeprägt.
Er hat mit seinen ersten Stücken das Publikum ebenso verschreckt, wie er von diesem später gefeiert wurde. Der gebürtige Grazer, Jahrgang 1941, avancierte vom enfant terrible zum mit zahlreichen Würdigungen versehenen kulturellen Wahrzeichen seiner Stadt.
Glücklose Anfänge am Theater
Wolfgang Bauer studierte in seiner Heimatstadt und in Wien Theaterwissenschaft, Romanistik, Jus und Philosophie. Sein Werk ist vielseitig: Neben den bekannten Theaterstücken schrieb er auch Hör- und Fernsehspiele, Gedichte, Kurzprosa sowie den Roman "Der Fieberkopf".
Seine Karriere begann im Forum Stadtpark, wo am 10. Februar 1962 seine ersten beiden Stücke "Der Schweinetransport" und "Maler und Farbe" uraufgeführt wurden.
Während ein Teil des Publikums von der Absurdität und dem provozierenden Charakter der Stücke begeistert war, lehnten viele den jungen Autor als "ordinär" ab.
Durchbruch in Deutschland
Der große Durchbruch ließ jedoch noch weitere sechs Jahre auf sich warten. "Magic Afternoon", später einer der größten Erfolge Bauers überhaupt, wurde von rund 30 Theatern und Verlagen abgelehnt, bis es im September 1968 in Hannover zur Uraufführung kam. Erstmals treten jene Figuren auf, für die der Autor berühmt wurde und die bis heute das Bild seiner Werke in den Köpfen vieler Zuschauer prägen: Gelangweilte Existenzen, die keinerlei politische oder gesellschaftliche Ambitionen haben, deren Überdruss oft in sinnlose Gewalt mündet.
Wolfgang Bauer bezeichnete diese Figuren als "Angst- und Schreckensbilder", die er durchs Schreiben los werde, oder die er als "Höllenmalerei" verstanden haben will, da er "so nicht werden oder so nicht sein möchte". Ähnlich wie "Magic Afternoon" funktionierten auch "Change", "Silvester oder das Massaker im Hotel Sacher" und "Gespenster", die alle Ende der 60er, Anfang der 70er Jahre uraufgeführt wurden.
Surreales Spätwerk
In den vergangenen Jahren irritierte er zunehmend Publikum und Kritik mit immer surrealeren Stücken wie "Die Menschenfabrik" oder "Cafe Tamagotchi". Immer wieder inszenierte er auch selbst. Im Oktober 2004 wurde sein Stück "Foyer", ein Auftragswerk des "steirischen herbstes", in Graz uraufgeführt.
Das Werk Wolfgang Bauers wurde in mehr 24 Sprachen übersetzt und in 35 Ländern aufgeführt. Es umfasst neben Dramen und Gedichten auch den Roman "Fieberkopf", Kurzprosa, Essays, Kritiken, Filme und Fernsehstücke. Im Grazer Literaturverlag Droschl erscheint seit 1986 die Werkausgabe Bauers. Zu den zahlreichen Auszeichnungen und Würdigungen zählen unter anderem der "manuskripte"-Preis, das Goldene Ehrenzeichen der Stadt Graz, der Große Österreichische Staatspreis und zuletzt im Oktober 2004 der Steirische Landeskulturpreis.
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Droschl Verlag