Voll Ironie und Humor

Leo Katz - eine Wiederentdeckung

Im Frühjahr 2005 wurde, 60 Jahre nach seiner Erstveröffentlichung, der Roman "Totenjäger" von Leo Katz im Rimbaud-Verlag neu aufgelegt. Damit wurde die Wiederentdeckung eines Autors eingeleitet, der zu Unrecht lange Jahre in Vergessenheit geraten war.

Leo Katz wurde 1892 in Sereth, in der Bukowina, an der Grenze der Habsburger Monarchie geboren. Nach dem Wunsch seines Vaters sollte er eigentlich Rabbiner werden. Schon als kleines Kind besuchte er die Talmudschule. Doch dann machte ihn ein Schlüsselereignis zum Sozialisten.

Politsche Sozialisation

1907 wurde Leo Katz als 15-jähriger in Rumänien Augenzeuge eines Bauernaufstandes und sah, wie die Aufständischen niedergemetzelt wurden. Diese Erlebnisse hat er später im Roman "Brennende Dörfer" festgehalten, den Konstantin Kaiser 1993 auf Deutsch herausgebracht hat. Später erlebte er als junger Student in Wien den Ausbruch des Ersten Weltkriegs. 1919 trat er in die neu gegründete Kommunistische Partei Österreichs ein.

Gleichzeitig blieb er zeitlebens ein überzeugter Jude, ohne religiös zu sein. Die Bibel kannte er auswendig und konnte mit Zitaten jeder Art argumentieren. "Wenn die Kommunistische Partei jemanden brauchte, um mit einem Pfarrer zu diskutieren, holte sie meinen Vater", erzählt sein Sohn, Friedrich Katz, schmunzelnd. Eine höchst ungewöhnliche Mischung, die sich auch in seiner Literatur immer wieder zeigt.

Erzwungene Wanderjahre

Mexiko ist eine der letzten Stationen in einem rastlosen, von Emigration, politisch und rassisch motivierter Verfolgung geprägten Leben. In Berlin schrieb Leo Katz im Untergrund für die KP-Zeitung "Rote Fahne" und musste 1933 vor den Nazis fliehen. Von Paris aus organisierte er illegale Waffenlieferungen für die Republikaner im spanischen Bürgerkrieg, bis er ausgewiesen wurde.

Via New York emigrierte Katz 1940 nach Mexiko. Das liberale Mexiko war damals ein Zentrum der linken, deutschsprachigen Emigration von Intellektuellen wie Egon Erwin Kisch, Anna Seghers, Bruno Frei, Ludwig Renn, Bodo Uhse u. a. Dort erschien 1944 der Roman "Totenjäger", in dem von ihm mitbegründeten Exilverlag "El Libro Libre".

In "Totenjäger" schildert Katz die Vernichtung der Juden in Sereth durch die Nationalsozialisten. Obwohl er nicht wissen konnte, was in Sereth wirklich los war, ist "Totenjäger" eines der ganz frühen Bücher über die Judenvernichtung, lesbar als Utopie über einen erfolgreichen Widerstand einer den Kommunisten nahe stehenden Organisation gegen den Nationalsozialismus.

Spitze Feder

Mit feiner Ironie und viel Humor zeichnet Leo Katz seine Protagonisten. Während seiner Berliner Zeit schrieb er in der "Roten Fahne" satirische Artikel über Hitler. Im Roman "Totenjäger" werden die Nazis auf die Schaufel genommen, ohne dass deren Brutalität verharmlost oder verniedlicht würde. Sie gleichzeitig zu verarschen, sei die Spezialität seines Vaters gewesen, sagt Friedrich Katz.

Rückkehr nach Wien

Nach 1945 verlässt Leo Katz Mexiko. Ein Versuch, in Israel Fuß zu fassen, schlägt fehl. 1950 lässt sich die Familie in Wien nieder. Es ist die Zeit des Kalten Krieges. Für die Bücher von Leo Katz findet sich hier kein Verlag.

Trotz des dumpfen gesellschaftspolitischen Klimas im Österreich der Nachkriegszeit, sei diese Zeit die glücklichste und produktivste seines Lebens gewesen, sagt sein Sohn. In diesen vier Jahren entdeckt Leo Katz das Schreiben von Kinderbüchern und schreibt sechs Romane, von denen vier in der DDR herauskommen. 1954 stirbt Leo Katz in Wien an einer Krebserkrankung. "Bis zuletzt war er voll mit Geschichten, Ideen, Erzählungen", sagt sein Sohn.

Buch-Tipp
Leo Katz, "Totenjäger", Rimbaud Verlagsgesellschaft, ISBN 3890866727