Ausdruck einer Region
Volkslied und Kunstlied
Im 18. Jahrhundert hat in Europa eine Bewegung eingesetzt, den Volksliedschatz aufzuzeichnen. Gleichzeitig wurde es zur Mode, sich mit diesem Material auch intellektuell auseinanderzusetzen. Berühmte Komponisten wurden mit Bearbeitungen beauftragt.
8. April 2017, 21:58
Die Idee, die hinter der Programmierung dieser Konzerte steht, ist einfach erklärt:
Das Volkslied als eine Urform musikalischen Ausdrucks - mit dem besonderen Sprachrhythmus, mit einfachen, aber umso innigeren Melodien, einstimmig oder nur sparsam harmonisiert vorgetragen, gehört zum Allgemeingut einer Region, eines Menschenschlages, einer Landschaft.
Aufklärung
Im 18. Jahrhundert hat in Europa eine Bewegung eingesetzt, diesen Volksliedschatz aufzuzeichnen. Gleichzeitig wurde es zur Mode, sich mit diesem Material auch intellektuell auseinanderzusetzen und so entstanden - nicht zuletzt durch die Initiative von geschäftstüchtigen Verlegern - Volksliedbearbeitungen namhafter Komponisten.
Joseph Haydn zum Beispiel hat für den britischen Verleger George Thomson mehr als 400 Volkslied-Bearbeitungen verfasst. Während dieser mit Josef Haydns diesbezüglichem Werk äußerst zufrieden war - da der Meister mit seinen kunstvollen Arrangements immer im Bereich der Spielbarkeit auch für Amateurmusiker blieb - ärgerte er sich über Ludwig van Beethoven.
Nachwelt
Beethoven entnahm den einfachen Melodien meistens nur das Material und führte dieses geradezu symphonisch durch, was natürlich einem kommerziellen Erfolg völlig im Wege stand. "Er komponiert für die Nachwelt", soll George Thomson sich 1821 beschwert - und damit eigentlich Recht behalten haben.
Wenn es um die Verbindung von Volkslied und Kunstlied geht, kommt man an zwei Namen nicht vorbei: Zoltan Kodaly und Bela Bartok. Forschung, Sammlung und Aufzeichnung von Volksmusik und Volksliedern aus Ungarn, der Slowakei, Rumänien und Bulgarien blieben nicht ohne Auswirkung auf deren kompositorisches Schaffen. Vor allem Bela Bartoks Musik wäre kaum ohne die Einflüsse der authentischen Volksmusik denkbar.
Inspiration
Auch Leos Janacek war ein Volksliedforscher - "Ein Strauß mährischer Volkslieder" heißt die 1890 als Ergebnis der Zusammenarbeit Janaceks mit dem Dialektologen Frantisek Bartok vorgelegte Sammlung, die einige tausend Lieder enthält. Hier hat sich der Komponist auch für seine "Mährische Volkspoesie in Liedern", herausgegeben 1908, bedient.
Benjamin Brittens Volksliedbearbeitungen entstanden wiederum für die zahlreichen Liederabende, bei denen er selbst den Tenor Peter Pears begleitete, wobei bei Britten das Klavier nicht nur Begleiter, sondern auch Kommentator ist und die Melodien vielschichtig deutet.
Fast im Gegensatz dazu stehen die "Deutschen Volkslieder" von Johannes Brahms, der es durch einfachste Begleitung der (meist) Strophenlieder versteht, durch Schlichtheit Größe zu erzeugen.
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