Über Urlaubserlebnisse der etwas anderen Art

Urlaub ist schrecklich - oder doch nicht?

Reisebeschreibungen der etwas anderen Art versucht Wolfgang Schlag den Ö1 Hörern in der neuen Serie "Sommerfrische" zu vermitteln. So erfährt man etwa von Henry Miller, wo das schönste Pissoir der Provence liegt...

Wolfgang Schlag zitiert den Schriftsteller John Ruskin

Frau: Ja, ich muss nach Italien, ich freu mich schon darauf. Waren Sie schon in Italien? Da muss es doch wunderschön sein. Sie, da ist doch der große Vatikan, der immer so speibt?
Portier: Verschonens mich mit Ihrer Lava!

Auf Urlaub fahren ist ein Unterfangen voller Tücken. Das wusste schon Karl Valentin, als er die "Bahnhofsszene“ schrieb, in der eine Frau, gespielt von Liesl Karlstadt, den Zug nach Italien versäumt.

Der Reiz des Abenteuers

"Urlaub ist schrecklich!" Diese Prämisse ist wohl auch eine Projektion der Daheimgebliebenen. Von einfachen Verständigungsproblemen bis zum gestohlenen Autoradio reichen die Klischees der Urlaubskatastrophen. Doch das alles ist Teil des reizvollen Spiels, das jährlich Millionen von Menschen in Autobahnstaus und überfüllte Flugzeuge treibt. Es ist der Geist des Abenteuers, belohnt durch Unentdecktes und nie Gesehenes.

Johann Nestroy lässt den gelangweilten Kapitalisten Lips 1844 sagen: "Führ mich auf einen Gletscher mit schwarzem Schnee und glühenden Eiszapfen, segeln wir in einen Weltteil, wo die Morgenröte paperlgrün is!“

Der Beginn der Reiseliteratur

Seit Beginn des 18. Jahrhunderts und spätestens seit der Erfindung des Portefeuilles werden Reisen aufgezeichnet und die Reiseaufzeichnungen veröffentlicht. Die beschriebene Fläche wird - nach Freud - "gleichsam ein materialisiertes Stück des Erinnerungsapparates“.

Mit den "Remarks of several parts of Italy“ (1705) von Joseph Addison beginnt eine neue literarische Gattung, die Reiseliteratur, die sehr früh ihren fantastischen Höhepunkt in den Erlebnisses eines Gulliver und Robinson findet.

Romantische Reisebeschreibungen

Mit dem aufkommenden Tourismus Ende des 19. Jahrhunderts und seiner Industrialisierung im 20. Jahrhundert explodiert die Zahl an romantischen Reisebeschreibungen, meist geschmückt mit mehr oder weniger charmanten Lügen.

In einem Reiseführer aus dem 19. Jahrhundert "muss man Rom im Mondlicht durchwandern, dann weckt man die Toten im Kolosseum auf“, und in Neapel "vermischen sich Gitarrenklänge mit dem fröhlichen Gelächter der Menschen, die sich mit der typischen italienischen Ausgelassenheit von einer Kutsche zur anderen begrüßten“.

Sommerfrische mit Wolfgang Schlag

Wolfgang Schlag, Gestalter von Sendungen wie "Spielräume" und "Pasticcio", fährt im Juli jeden Sonntag ab 13:10 Uhr mit den Hörern von Ö1 auf Sommerfrische. Bei seiner Reise durch die schönsten Urlaubsländer erfährt man u. a. Dinge, die einem Normal-Sterblich-Reisenden weitestgehend entgangen sind. So erzählt z. B. Henry Miller vom schönsten Pissoir der Provence. Ermanno Cavazzoni hingegen versetzt bei einem Sonntagsausflug ans Meer die ganze Familie mit seinem Fahrstil in Schrecken. Gabriel Laub wiederum kommt ins Schwärmen, wenn er von seinem "Mütterchen Prag" berichtet oder Cesar Petrescu besucht sein Bukarest "im Morgenland“.

Weitere Stationen der fünfteiligen Reise-Serie der etwas anderen Art sind u. a. Landschaften in Spanien, Frankreich und Italien sowie die Städte St. Petersburg, Dublin, Barcelona, Porto. Die Musik steuern leidenschaftliche Reisende bei - wie etwa Franz Liszt, Ry Cooder, Nino Rota und W. A. Mozart.

Unser Tipp: gehÖ1t gehört!

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