Kraft der Vorstellung

Fantasie

Diese Woche bat "Leporello" seine Gesprächspartner um eine Wortspende zum Thema "Fantasie". Die Dialektdichterin Elfriede "El" Awadalla meint, wenn man es gescheit angeht, können Vorstellungen auch ins echte Leben umgesetzt werden.

Elfriede Awadalla, Robert Menasse und andere

Sie wird meist bemüht, wenn sich vorliegende Fakten mit herkömmlichen Denkmustern nicht zu einer Lösung verknüpfen lassen, oder wenn zurückliegende Ereignisse eine kreative Neubewertung erfordern. "Leporello" fragte diese Woche seinen Gesprächspartner, was sie sich so alles vorstellen können.

1. Juli 2005: Pflege

Viele Leute fürchten sich vor Fantasie, obwohl: Fantasie ist ja was Tolles, in der Fantasie kann man reisen, da kann man sich vorstellen, was man nicht alles machen könnte - und wenn man's gescheit angeht, kann man's auch umsetzen ins echte Leben.

Aber solange man sich fürchtet vor eigenen Fantasien oder gar glaubt, man wäre krank deswegen - irgendwer hat einmal gesagt, "wer Visionen hat, braucht einen Arzt" - ich glaube, wer Fantasien hat, sollte sich freuen, und diese auch pflegen!

Elfriede "El" Awadalla, Dialektdichterin

1. Juli 2005: Technik

Fantasie ist wie ein Kindheitsgeschmack. Das wird man nie wieder so schmecken, so spüren, so empfinden, so erleben, wie man das früher, als es eine Methode war, eine Technik, einen Freiraum für sich selbst zu eröffnen, wie wir das damals erlebt haben. Eine Welt zu betreten, die wir uns selbst erschaffen, das war Fantasie. Eine Befreiungstechnik.

Das war wie der Waldviertler Knödel: man kann heute in jedes Waldviertler Gasthaus gehen, man wird nie wieder einen Waldviertler Knödel bekommen, der so schmeckt wie früher ein Waldviertler Knödel geschmeckt hat. Die Welt hat alles standardisiert, um es besser handel- und "handle-bar" zu machen. Und so ist es auch mit der Fantasie geschehen.

Die Fantasie ist heute keine Befreiungstechnik mehr, von Menschen, die einen freien Raum mit ihrem eigenen Kopf eröffnen wollen und können, sondern Fantasie ist eine Herrschaftstechnik.

Robert Menasse, Schriftsteller

29. Juni 2005: Brüche

Die Vorstellungskraft, wenn Sie wollen Fantasie, ist ein Produkt des Bruches. Es gibt keine Fantasie im Reinzustand, sondern dort wo Brüche entstehen, wo geistige, seelische, sinnliche Gegenstände aufeinanderprallen, da kann ein Feld der Vorstellungskraft entstehen.

Vintila Ivanceanu, Lyriker und Regisseur

29. Juni 2005: Grenzen

Die Schauspielerei und Filme - das fällt mir als erstes zum Thema Fantasie ein, denn alles dreht sich um die Vorstellungskraft. Alles, was sich hier drin, im Kopf, abspielt, ist Fantasie, und ich glaube nicht, dass der Fantasie oder den Welten, die wir in unserem Kopf erfinden, irgendwelche Grenzen gesetzt sind.

Justin Chatwin, Schauspieler

Mehr zu "Krieg der Welten" in oe1.ORF.at, zum Kampf gegen Videopiraterie in oe1.ORF.at

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Links
Passagen Verlag - Vintila Ivanceanu
Österreichische Gesellschaft für Literatur - Vintila Ivanceanu
Literaturhaus - Robert Menasse
War of the Worlds (Krieg der Welten)
El Awadalla