Christian Thanhäuser, ein spezieller Verleger
Es begann mit einem Werk von H. C. Artmann
Am Beginn seiner Edition standen ein Heimatbuch und der Dichter H. C. Artmann: Christian Thanhäuser, Spezial-Verleger und künstlerischer Holzschneider. Sein besonderes Anliegen: Interesse für unbekannte Autoren aus den östlichen Nachbarländern zu wecken.
8. April 2017, 21:58
Spezial-Verleger und künstlerischer Holzschneider sind jene beiden Berufsbezeichnungen, mit denen man ihn kennzeichnen kann: Christian Thanhäuser, Begründer der seit nunmehr 16 Jahren bestehenden "Edition Thanhäuser".
Diesmal begrüßt Otto Brusatti den Spezial-Verleger als Gast im Ö1 "Klassik-Treffpunkt" im KulturCafe des ORF-RadioKulturhauses.
Start mit Artmann-Text
Die ebenso kleine wie feine Edition begann mit einem ungewöhnlichen Schritt: Thanhäuser schnitt in 500-stündiger Arbeit den ganzen Text eines Buches von H. C. Artmann in Birnholzplatten und fand Interesse und Begeisterung auf der Frankfurter Buchmesse.
Mittlerweile umfasst die Edition über 40 Titel, die publizierten Holzschnittarbeiten, in erster Linie Buchillustrationen, sind noch viel zahlreicher. Thanhäusers Anliegen ist dabei vorrangig, Interesse für unbekannte Autoren aus den östlichen Nachbarländern zu wecken.
Holzschnitt zum "Stifter-Jahr"
Anlässlich des 200. Geburtstages des Schriftstellers und oö. Landesbeamten Adalbert Stifter - er war u. a ab 1850 Landesschulinspektor für die Volksschulen in Oberösterreich sowie Landeskonservator (1853) - präsentierte Thanhäuser bereits ein Werk zum "Stifter-Jahr":
Im vergangenen Jänner präsentierte er im Rahmen einer Vernissage, die die "Österreichische Beamtenversicherung" dem großen Schriftsteller zum Jubiläums-Jahr widmete, einen 24-Quadratmeter-Holzschnitt sowie weitere Veduten aus Stifters Heimat.
Ein Heimatbuch als Auslöser
Begonnen hatte alles mit dem literarischen Heimatbuch "Ottensheim in der Literatur":
"Das Buch wurde von Otto Kampmüller und mir herausgegeben. Bei der Umschlaggestaltung mussten wir uns auf einen Verlagsnamen festlegen. Ohne an Folgen zu denken, setzten wir 'Edition Thanhäuser' hinzu. H. C. Artmann, mit dem ich seit den frühen 1980er Jahren gut befreundet war, fiel sofort auf, dass ich nun einen Vertag gegründet hatte. Und zufällig fand er damals das Manuskript einer unveröffentlichten Husaren-Geschichte und regte mich dazu an, ein schönes Buch daraus zu gestalten, illustriert mit Holzschnitten."
Bücher und Kinder
Gleichzeitig mit den ersten Büchern kamen auch die drei Kinder der Familie Thanhäuser zur Welt: "Meine Frau Irmgard unterrichtet in der Schule und hat bis heute das einzige sichere Einkommen in der Familie. Ich war jeweils in unbezahltem Karenzurlaub zu Hause, zwischen Windeln und Büttenpapier, was mir auch großen Spaß gemacht hat", erinnert sich der Verleger.
Die Einnahmen aus dem Verlag wurden für den Aufbau der Buchwerkstatt verwendet. Und so stehen der "Edition Thanhäuser" heute über 500 Setzkästen aus aufgelassenen Druckereien zur Verfügung, dazu auch etliche Handpressen. "Eine Winkeldruckerei eben, die auch in Notzeiten und ohne Strom zur Freude - oder zum Entsetzen - Druckwerke unter die Leute bringen kann. Ohne Subventionen wäre die Herausgabe der meisten Bücher nicht möglich gewesen. In dieser Hinsicht kann man sich in Österreich sicher nicht beklagen", stellt Thanhäuser fest.
Mitbegründer von "Granit"
Christian Thanhäuser, Jahrgang 1956, ist gebürtiger Linzer. Seiner Tätigkeit als Verleger gingen zahlreiche kulturpolitische Aktivitäten voraus: So u. a. die literarische Arbeitsgemeinschaft "Granit" in Ottensheim, deren Mitbegründer und fünf Jahre Leiter er war. Im Rahmen dieser Tätigkeit organisierte er das Literaturprogramm mit etwa 100 Dichterlesungen. Aus dieser Arbeit ergaben sich schließlich viele persönliche Kontakte.
Seit 1988 lebt er freischaffend als Holzschneider, Illustrator und Verleger. Ein Jahr später gründete er die "Edition Thanhäuser" in Ottensheim.
CD der Woche
"Beethoven - Complete Sonatas & Variations, Pieter Wispelwey, Cello, Dejan Lazic, Klavier", Channel Classics
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Edition Thanhäuser