Emir Kusturicas neuester Streich

Das Leben ist ein Wunder

Gerade war er noch Jurypräsident in Cannes, jetzt kommt sein neuer Film bei uns ins Kino: Der serbische Starregisseur Emir Kusturica findet "Das Leben ist ein Wunder". Dabei geht es in dem Streifen um den Krieg und seine Folgen.

Für die einen ist er der serbische Fellini, für die anderen ein umstrittener Brachial-Filmer. Der aus Bosnien stammende serbische Starregisseur Emir Kusturica bevölkert seine Filme ("Underground", "Schwarze Katze, weißer Kater")gern mit bärtigen Soldaten, vollbusigen Frauen und jeder Menge Tiere und übergießt die ganze Mischung mit jenem Balkan-Punk, den Kusturicas eigenes "No Smoking Orchestra" liefert. In seinem neuen Film rückt Kusturica in diesem Stil eine Episode aus den bosnischen Bergen ins Bild: Einem serbischen Eisenbahnkonstrukteur entreißt der ausbrechende Balkankrieg den Sohn. Dafür bekommt er eine muslimische Austauschgeisel zugeteilt, in die er sich allmählich zu verlieben beginnt.

Schlag nach bei Shakespeare

"Das hat etwas von Shakespeare", kommentiert Kusturica nicht ohne Selbstbewusstsein diese an "Romeo und Julia" erinnernde Ausgangskonstellation. "Bei Shakespeare kommt ja stets der Punkt, an dem man ganz in seinem Schicksal gefangen zu sein scheint. Und dann geschieht etwas ganz Unglaubliches!" Dass sich Kusturicas Held schließlich zu weigern scheint, die geliebte Geisel selbst gegen seinen eigenen Sohn zu tauschen, zeigt, dass es Kusturica weniger um die konkrete Politik des Balkan-Krieges ging als um die viel zitierten allgemein menschlichen Konflikte. Eine weiße Taube, die sich auf das Rohr eines Panzers setzt, ist dafür dann auch ein nicht allzu subtiles Symbol.

Bigger than life?

Kino müsse eben größer als das Leben sein, kommentiert der Regisseur in Anlehnung an einen Hollywood-Slogan aus der Glanzzeit der Traumfabrik. "Heute ist das oft umgekehrt: Viele Filme folgen einfach gängigen Marktmustern", sagt Kusturica.

Dass er freilich selbst gängigen Mustern zu folgen drohe, fanden diesmal ungewöhnlich viele Kritiker. Von einer "Sammlung aus Restmaterial" schrieb die "Frankfurter Rundschau", von einem "Leerlauf der Beliebigkeiten" der "Spiegel", und auch hier zu Lande hatte man Vorbehalte: "Alles in Überdosis: Tempo, Gefühl und Blasmusik", heißt es etwa im "Kurier". Überdruss an einem mittlerweile allzu vertrauten Drastik-Stil? "Wunder" wär's keines.

Das Leben ist ein Wunder
(Zivot je cudo)
JUG/F, 2004
Mit: Aleksandar Bercek, Vuk Kostic, Stribor Kusturica u. a.
Drehbuch und Regie: Emir Kusturica

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Life is a miracle