Sopranistin Melanie Diener zu Gast in Ö1

Eine der begehrtesten Sängerinnen ihres Genres

Zwei Mal flog sie aus Schulchören hinaus, weil ihre Stimme nicht in das Klanggefüge passte: Melanie Diener, international gefragte Sopranistin. In Wien, wo sie 1998 debütierte, hatte sie zuletzt in "Peter Grimes" einen großen Erfolg.

Melanie Diener war zuletzt im vergangenen März als Ellen Orford in Brittens "Peter Grimes" an der Wiener Staatsoper zu hören und konnte einen großen persönlichen Erfolg erzielen. Ihr Debüt in Wien gab die Sopranistin 1998 als Agathe in "Freischütz" und sang kurz danach die Elsa in "Lohengrin". Ihr Bühnen-Debüt hatte Melanie Diener 1996 und wurde gleich an bedeutende Opernhäuser in Europa engagiert - darunter 1999 nach Bayreuth.

"Ich hatte einige Vorsingen bestritten, das erste war in Brüssel bei Antonio Papano, der mich dann für die Elsa in Bayreuth vorschlug. Ich wusste dies aber gar nicht. Denn ich habe immer ganz brav Mozart vorgesungen", erzählt Diener.

Nichts für den Chor

Melanie Diener ist in der Nähe von Hamburg aufgewachsen, mit fünf Jahren begann sie Klavier zu studieren, eigentlich wollte sie nie Sängerin werden. Sie sang zwar viel in Schulchören, wurde aber zwei Mal hinaus komplimentiert, da ihre Stimme nicht in das Klanggefüge passte:

"Da war ich ziemlich beleidigt, denn ich habe gerne gesungen. Dann habe ich weiter Klavier studiert, und auch ziemlich früh selbst Klavierunterricht gegeben."

An großen Opernhäusern zu Hause

Mit 16 Jahren macht sie die Aufnahmeprüfung für Schulmusik und ist auch ausgebildete Klavierlehrerin. Während ihrer Zeit an der Hochschule sang sie kleinere Soli bei Schulveranstaltungen - und fand so doch Gefallen am Sologesang. Sie besuchte die Hochschule und nahm auch an verschiedenen Meisterkursen, so u. a. bei Sena Jurinac, teil.

Heute ist Melanie Diener an den großen Opernhäusern zu Hause. Neben Mozart singt sie das italienische Fach und hat auch tschechische Opern im Repertoire: "Man muss eine Rolle möglichst gut studieren und dann wieder ruhen lassen, man muss sie in den Körper bekommen. Dazu benötigt man auch einen guten Lehrer, der einem hilft. Man muss sich auch überlegen, wann wurde die Rolle geschrieben und was hat sich der Komponist dabei gedacht."

Wichtige Arbeit mit Dirigenten

Auch die Zusammenarbeit mit dem Dirigenten ist für Melanie Diener sehr wichtig:

"Man muss einen Weg finden, der für beide stimmt. Denn verleugnen darf man sich nicht. Und wenn es überhaupt nicht geht, dann muss man sagen: Da müssen Sie sich eine andere suchen, die Ihrem Ideal besser entspricht! Dies aber natürlich nur dann, wenn man es sich leisten kann!"

Dieners Liebe zum Lied

Die Sopranistin tritt aber auch in Liederabenden und Konzerten auf, da Diener diese Kunstform sehr liebt, wie sie erzählt:

"Hier kann man sich voll auf die Musik und auf die Stimme konzentrieren. Es ist für mich oft ein direkterer Zugang zum Publikum als in der Oper. Bei der Oper kann man Schwierigkeiten leichter überspielen, beim Konzert geht das nicht!"

Liederabende nicht nebenher

Für Liederabende nimmt sie sich Zeit, da konzentriert sie sich voll auf das Programm - und singt daneben keine Opern:

"Die Stimmführung ist schlanker, es ist eher die Arbeit am Kleinen. Oper ist eher der große Bogen. Dafür muss man sich Zeit nehmen. Es ist ein Anliegen für mich, Liederabende zu singen."

Zeit für die Familie

Obwohl Musik ihr gesamtes Leben bestimmt, versucht Melanie Diener möglichst oft, ihre Freizeit mit ihrer Familie zu verbringen, selbst wenn es nur für ein kurzes Wochenende zwischen zwei Auftritten ist. Und ihre Wünsche für die Zukunft?: "Gesundheit!", so die prompte Antwort.