Teemusik

Von Chorassan bis Marokko

Eine Marokkanerin, die sich dem spirituellen Sufi-Konzert verschrieben hat, ein Iraner, der mit iranischer, türkischer, kurdischer, usbekischer, belutschischer, sufischer Musik groß geworden ist, Rai aus Marokko und Österreich, sowie Musik zum Tee.

Hamid Khezri mit " Allahu" live aus der Sargfabrik

Man kann zwei Dinge "neu“ nennen, und sie unterscheiden sich vom zugehörigen "Alten“ durch Welten. Wenn man diese beiden "Neuen“ dann nebeneinander stellt, liegen ebenfalls Welten dazwischen. Genauso ist es mit der neuen Musik des Hamid Khezri, die gegenüber der traditionellen Musik seiner Meister so viel eigenes Neues als auch Einflüsse aus der westlichen Welt aufgenommen hat und daher zu Recht "neu“ ist. Und doch so ganz anders neu als das, was "nu" im Orient heißt - die Tee-Musik, die ich Ihnen vorstelle. Irgendwie ähnlich gelagert, ist es im Fall der beiden marokkanischen CDs: alte? neue? Sufi-Musik und neuer? traditioneller? Rai. Jedenfalls Musik, die sich zu hören lohnt!

Der Meister aus Chorassan

Die Weltgegend, zu der der klingende Name Chorassan gehört, liegt an der nordöstlichen Grenze des Iran und war ein Abschnitt jener Handelswege, die heute als Seidenstraße bekannt sind. Einer der wichtigsten Knotenpunkte und kulturellen Schmelztiegel ist auch heute noch die Stadt Quchan, 150 km nordöstlich der Provinzhauptstadt Meschhed. Sie gilt als die Hauptstadt der Musik Chorassans, geprägt von der schamanischen Folklore der Berge und der Wüsten, geprägt von der Tradition der Barden und, nicht zu vergessen, der Sufitradition. Aus dieser Stadt stammt Hamid Khezri.

Sechs Jahre war er alt, als Hamid Khezri zu seinem ersten Dotar-Meister kam: Hajj Hossein Yeganeh in Ghutchen. Dotar, so nennt man die zweisaitigen Langhalslaute. Fünf Jahre blieb er bei ihm, dann zog es ihn zu den anderen Meistern Golafruz und Hamrah Bakhshi, wo er nicht nur Spieltechnik, Vortragskunst und Repertoire erwarb, sondern auch, weil es zum Berufsbild gehört, türkisch, persisch und kurdisch lernte.

Mit der Meisterschaft erwarb er auch das Recht, die Tradition weiterzuentwickeln - und so kommen wir in den Genuss, sein ganz persönliches Chorassan-Crossover zu erleben - samt Elementen, die uns an den Blues oder die keltische Folklore erinnern. Unter dem Motto "Blues der Schamanen“ steht sein Konzert am Donnerstag, 9. Juni 2005 in der Wiener Sargfabrik. Da tritt er gemeinsam mit der grandiosen Percussionistin Marika Falk, die Sie durch ihre Mitwirkung bei "Sarband", "Le Mystère des Voix Bulgares" oder "Nunu" kennen könnten, und dem Saxophonisten Roger Jannotta auf. Pflichtbesuch: erweitert Ihren musikalischen Horizont um Sonnensysteme!

Musik und Tee

Nicht mehr ganz taufrisch, d.h. aus dem Jahr 2004 stammen die beiden CDs, die dem Tee und der Musik gewidmet sind, die aus "Tee-Landen“ stammt. Also fast ganz aus Tee-Landen, denn wie realer Tee auch über Zwischenhändler geliefert wird, ging die originale Musik beider CDs über das Mischpult von DJ Red Buddha, der sie mit ein wenig "E- Flavour“ dem heutigen Geschmack angepasst hat. In die Länder des Pfefferminz-Tee entführt die eine, Oriental-Mix genannte Sammlung, in die weitere Ferne der Grünen-Tee-Länder die andere, "Sencha Mix“.

Passende Vokabel zur Beschreibung dieser Musik wären "Lounge“ oder noch genauer: "nu"-Oriental. Man könnte jetzt von "Versooßung“ schimpfen oder über die Folgen der Globalisierung lamentieren. Man könnte sich aber auch zurücklehnen und die nah- wie fern-östliche Stimmung genießen.

Kadero - Rai aus Österreich

Na Ja, nicht ganz Österreich. Kadero stammt aus der Stadt Oujda, die ganz nahe an der algerischen Grenze liegt, aber wie das Leben so spielt: Kadero kommt nach Österreich, freundet sich mit dem Akkordeonvirtuosen Otto Lechner an, gründet mit ihm das Vienna Rai Orchester, arbeitet mit Joe Zawinul, spielt mit "Papermoon" für Scheich Nahyan in Abu Dhabi. Und ist jetzt (endlich!) auch auf Konserve zu hören - "perdu“.

Bitte gleich den 29. Juni 2005 markieren: dann ist Kadero im Rahmen des Wiener Jazzfests zu hören.

Ihsan Rmiki - Al-Samâa

Sie ist jung, sie ist schön, und sie hat sich mit Leib und Seele der arabisch-andalusischen Musik verschrieben. Jeder ihrer Auftritte, bei denen sie eine besondere Art der Sufi-Musik vorträgt, samâa oder "Das Geistliche Konzert!", wurde in höchsten Tönen gelobt. Jetzt gibt es Ihsan Rmiki und eines ihrer Konzerte für zuhause. Für besonders spirituelle Stunden.

CD-Tipps
"Tchai. Oriental Mix - thé à la menthe“, Black Flame 88262

"Green Tea. Sencha - thé vert“, Black Flame 88252

Kadero, “perdu”, Atlas Music AMP 05-1

Ihsan Rmiki & Ensemble Al-Jûd, “Al-Samâa”, Institut du Monde Arabe 321.075

Veranstaltungs-Tipps
Hamid Khezri, Marika Falk, Roger Jannotta, "Blues der Schamanen", Donnerstag, 9. Juni 2005, 20:00 Uhr, Sargfabrik,
Ö1 Club-Mitglieder erhalten ermäßigten Eintritt (EUR 2.-).

Kadero, Mittwoch, 29. Juni 2005, 20:30 Uhr, Reigen,
Ö1 Club-Mitglieder erhalten ermäßigten Eintritt (10 Prozent).

Links
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