Präsentation der Wiener Erklärung

Überbückung der digitalen Kluft

Mit der Präsentation der "Wiener Erklärung" ging heute die "ICT & Creativity"-Konferenz in Wien zu Ende. Das Dokument versteht sich als vorausblickendes Statement über die Wichtigkeit der Kreativität im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie (ICT).

Mit der Präsentation der "Wiener Erklärung" ging heute die "ICT & Creativity" Konferenz in Wien zu Ende. Das Dokument versteht sich als vorausblickendes Statement über die Wichtigkeit der Kreativität im Bereich der Informations- und Kommunikationstechnologie (ICT). Es soll einen Beitrag zur Überwindung der "digitalen Kluft" leisten. Die Ergebnisse werden beim zweiten Teil des Weltgipfels zur Informationsgesellschaft im November 2005 in Tunis als Teil des österreichischen Beitrags vorgestellt. Sie sollen Grundlage für einen breiten Diskussionsprozess sein.

Mehr zu den Vorbereitungen der Konferenz in oe1.ORF.at

Historische Vergleiche wurden am ersten Tag der Wiener Vorbereitungskonferenz gezogen, um den gesellschaftlichen Stand und Stellenwert der Informationstechnologien zu beschreiben. Parallelen zum Aufbau Europas nach dem Zweiten Weltkriegm, ja selbst zur Industriellen Revolution wurden bemüht.

Überdurchschnittlich hoher Netzzugang
"Eine Revolution im besten Sinne", ist der Ausbau des weltweiten Internetzuganges für Rudolf Fischer, Chief Operating Officer der Telecom Austria. Er scheue den Vergleich mit den Errungenschaften der industriellen Revolution nicht. "Weltweit gibt es 890 Millionen Internetuser, die Wachstumsrate beträgt 142 Prozent. "Auf der ganzen Welt verfügen 13 Prozent der Haushalte über einen Zugang zum world wide web. Der Durchschnitt in Europa beträgt 35,5 Prozent. In Österreich ist momentan eine Abdeckung von 60 Prozent erreicht. Die Zukunft gehört der Informations- und Kommunikationstechnologie", so Fischer, beim Nachmittagspanel zum Thema "A Cultural Agenda for Technology".

Weltweites Lernen
"Lesen ist die kulturelle Kompetenz par excellence", sagte Bildungsministerin Geher. Daneben sollten Kinder auch in den so genannten "soft skills" geschult werden - Diskussionsfähigkeit, Präsentationstechniken und Konfliktprävention. Die neuen Technologien würden einer neuen Form des Unterrichts bedürfen. Dieser müsse didaktisch und methodisch angepasst werden. Maßgebend wären Selbstlernen, feed back und Diskussionsphasen. "Unabhängig von Ort und Zeit ist das ganze in der Welt zugängliche Wissen verfügbar. Das ist eine Chance, die für jeden Schüler und Studierenden zugänglich gemacht werden muss", sagte Geher.

"Wissen ist der Motor der Entwicklung - Lernen ist der Treibstoff dazu"; urteilte Abdul Waheed Khan, stellvertretender Generaldirektor für Kommunikation und Information der UNESCO. ICT setze neue pädagogische Paradigmen fest. Es werde eine neue, flexible Lernumgebung geschaffen. Neben dem "digital divide" solle auch über das "knowledge divide" nachgedacht werden. "Dennoch: ICT erleichtert das lebenslange Lernen", so Khan.

Die Diskussion der Vormittagsworkshops strich vor allem die Freude am Lernen und am Wissenserwerb hervor. Kreativität könne in vielen Bereichen der ICT nutzbringend angewendet werden. Sie drücke sich beispielsweise in der Benutzerfreundlichkeit der Anwendersoftware aus. Gemeinsam mit einem gelungenen Design können sie die Aufmerksamkeit der Nutzer anregen. "Das Internet verbindet Menschen, nicht Maschinen. Es kann helfen, eine Brücke zwischen dem eigenen Selbst und dem anderen zu schlagen", sagte Ricardo Mbarak, Universitätsprofessor im Libanon. In seinem Land würden Angehörige von 18 verschiedenen Kulturen leben, 15 Jahre herrschte Bürgerkrieg. "Die neuen Medien könnten den Dialog fördern", ist Mbarak überzeugt.

Wiener Erklärung
Das zweitägige Treffen hatte zum Ziel, auf die Bedeutung der Kreativität und der Bildung für den ICT-Sektor aufmerksam zu machen. Veranstalter waren das Bundeskanzleramt gemeinsam mit dem Wirtschaftsministerium in Kooperation mit dem Außen-, Bildungs- und Verkehrsministerium. Drei UN-Organisationen, UNESCO, ITU und UNIDO, entsandten ihre höchsten Vertreter.

"Die Wiener Erklärung ist ein lebendes Dokument. Sie trägt entscheidend zur weltweiten Diskussion über ITC bei", sagte Peter A. Bruck, Vorsitzender des World Summit Award. Die Veröffentlichung des Dokuments auf der Projekthomepage soll eine weltweite Netzwerkdiskussion ermöglichen. "Die auf der Konferenz präsentierten Ergebnisse können so weiterentwickelt werden", meinte Bruck.

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World Summit Award
UN ICT (Information and Communication Technologies)