Ein ganz spezielles Fortbewegungsmittel

Jugo-Yugo 45

Wenn es etwas zu feiern gäbe, dann hätte man im Jahr 2005 allen Grund gehabt: Der Yugo 45 war 25. Erstmals vorgestellt wurde der Wagen 1980 als ganzer Stolz des damaligen Jugoslawiens. Er war das erste selbst erzeugte Auto in Titos großem Reich.

Selten ist ein Objekt zu finden, das in sich so viel verkörpert, wie das beim Automodell Yugo 45 der Fall ist. Das Durchblättern durch die Geschichte und Geschichten dieses kleinen Autos kommt einem wie eine kleine Geschichte eines nicht mehr existierenden Staates, der einmal als Jugoslawien bekannt war, vor.

45 Pferde unter der Haube

Schon der Namen selbst ist mit vielen Bedeutungen belastet. Die Zahl 45 bezeichnet nicht nur die 45 Pferdestärken, sondern erheblich mehr. Die Sozialistische Föderale Republik Jugoslawien ist 1945 nach dem Zweiten Weltkrieg unter der Führung von Marschall Josip Broz Tito gegründet worden. Der Marschall selbst ist allerdings kurz nach der Vorstellung des neuen Stolzes der Jugoslawen gestorben, sein Staat ist zehn Jahre nach seinem Tod zerfallen. Nur das Auto existiert noch. Übrigens nicht unter dem jetzt von vielen ehemaligen Jugoslawen nicht mehr so sehr geliebten Namen "Yugo", sondern unter dem an Waschmittel erinnernden Namen "Koral".

Dejan Danilovic, Chefredakteur der Belgrader Autozeitschrift "Auto": "Wir sollten nicht vergessen, dass damals, als der Yugo aus der Taufe gehoben wurde, Jugoslawien einen liberalen Automarkt gehabt hatte. Die Autos wurden hier von Renault, Volkswagen und Opel für den heimischen Markt montiert. Das heißt, dass die Produktion eines eigenen, jugoslawischen Autos nicht nur einen politischen, sondern tatsächlich auch einen wirtschaftlichen Aspekt hatte. Und der Yugo musste mit der gesamten Autowelt konkurrieren."

Auf in die USA!

Was aber den "Ruhm" dieses Autos in der Welt verbreitete war die Tatsache, dass die Jugoslawen mit dem Yugo den Automobilweltmarkt mit erobern wollten. Denn was für Jugoslawien gut ist, dachte man wohl, kann der Welt nicht schaden. Also versuchte man fröhlich und ohne Scheu, den jetzt "Jugo" Genannten dort zu etablieren, wo schon viele europäische Autohersteller scheiterten: in den USA. Dort wurde er zu einem Preis verkauft, der niedriger als seine ohnehin schon niedrigen Produktionskosten war.

Die Zastava-Fabrik in Kragujavec steigerte die Produktion. Zastava, das übersetzt "Fahne" heißt, wurde zum wirtschaftlichen Hoffnungsträger der gesamten Nation. Den Yugo-Export nannte man hoffnungsfroh "das Geschäft des Jahrhunderts". Und das wollten die ambitionierten Jugoslawen nicht nur mit den für den amerikanischen Markt niedrigen Preisen erreichen, sondern auch mit technischem Fortschritt: Der Yugo wurde auf amerikanischen Standard getrimmt. In ganz Amerika wuchsen die Yugo-Niederlassungen. 300 Filialen sollten Amerika überziehen. Amerika, das Land der Freiheit - und nichts symbolisiert dies besser, meinten die Werbeleute, als ausgerechnet ein brustschwaches Kleinauto aus einem sozialistischen Land. Der Werbespot ist mit dem Refrain "I'll give me a little freedom, Yugo..." verschönert worden.

Hass- und Liebesobjekt

Alles andere ist Geschichte. Die Jugoslawen kauften sich das Auto, das für sie ein Symbol ihrer Freiheit und Beweglichkeit war. Sie exportierten den Wagen mit der - vergeblichen - Hoffnung, mit ihm einen Wirtschaftsstandard zu schaffen, der ihnen eine Zukunft sichern würde. Doch alles war umsonst. Das Auto Yugo war auf dem Weltmarkt eine Katastrophe, von amerikanischen Autozeitschriften und Konsumenten als "das schlechteste Auto der Automobilgeschichte" gekürt, und das Land Jugoslawien selbst zerfiel in blutigsten Kriegen.

Das Auto ist noch immer auf den Straßen der Staaten, die einmal gemeinsam iim föderalen Bund Jugoslawien lebten, zu sehen. Doch als Symbol hat der Yugo für jede einzelne Person eine andere Bedeutung. Für manche ist Yugo ein Hass- und für andere ein Liebesobjekt - wie der damalige Staat Jugoslawien selbst.