Hindernisse in Wien, Triumphe im Ausland

Stimmgewaltige Wagnerheroine

Vor zehn Jahren starb Gertrude Grob-Prandl, Mitglied des legendären Wiener Staatsopernensembles der Nachkriegszeit. Ihre große hochdramatische Sopranstimme ließ sowohl das Ausweichquartier des Theaters an der Wien wie die Volksoper erzittern.

Anton Baumann, der bedeutende Bassist und Volksoperndirektor hat Gertrude Grob-Prandl 1940 direkt von der Akademie weg an den Währinger Gürtel verpflichtet, wo das Haus damals allerdings Opernhaus der Stadt Wien geheißen hat. Leider ist Baumann bald nach ihrem Debüt - das war die "Santuzza" - mit nur 51 Jahren gestorben und sie hat damit einen großen Förderer verloren, wie es ihr noch mehrmals in ihrer Karriere passieren sollte, etwa mit Clemens Krauss oder auch mit Erich Kleiber.

Dramatisches Repertoire

Nichtsdestoweniger wurden ihre Anfangsjahre an der Volksoper aber auch ohne Baumann sehr wichtig. Grob-Prandl hat dort viel italienisches Repertoire gesungen, auch auf Wunsch von Richard Strauss die "Ariadne" u. a. bei einer Festaufführung zu seinem 80. Geburtstag. Und nach dem Krieg ging es dann im Haus am Währinger Gürtel gleich weiter. Dann als bereits festes Mitglied der Staatsoper, die sowohl dort wie im Theater an der Wien ihre Ausweichquartiere betrieben hat.

Trotzdem: ihr Verhältnis zur Staatsoper war von Anfang an ein gespaltenes. Die Konkurrenz war groß und eine Riesenstimme wie die ihre war in den kleineren Häusern zunächst gar nicht so gefragt. Später, nach der Wiedereröffnung des Hauses am Ring, wurde mit Herbert von Karajan ein Mann Direktor, dessen ästhetische Vorstellungen in stimmlicher wie darstellerischer Hinsicht nicht unbedingt mit den Möglichkeiten der Grob-Prandl korrespondierten.

Auslandserfolge

Umso größer aber wurden ihre Erfolge schließlich im Ausland, in Berlin, in Paris, vor allem aber in Italien feierte sie wahre Triumphe. Es kam so, dass Gertrude Grob-Prandl viele bedeutende Partien des hochdramatischen Faches in Wien wenig oder gar nicht gesungen hat wie beispielsweise die Elektra, die sie dann erstmals 1962 in Graz ausprobiert hat:

1971 war Gertrude Grob-Prandl 54 Jahre alt und eigentlich noch im Vollbesitz ihrer Stimme, hat sie als Venus im "Tannhäuser" still und leise von der Wiener Staatsoper Abschied genommen und auch von ihrer Opernkarriere schlechthin. Vor zehn Jahren, am 16. Mai 1995 ist sie, in ihrer Heimatstadt Wien gestorben. “Ihr Klang hatte die Kraft einer Trompete", konnte man in einem Nachruf lesen, "doch sang sie mit dem Legato eines Geigers“. Wie sehr hätte sie sich mit einem solchen Urteil zu Lebzeiten gefreut...