Gerhard Fischers neue Projekte

Dädalus fliegt wieder

Die Gruppe Dädalus rund um Gerhard Fischer hat mit ihrer aufregenden, inderdisziplinären Forschungsarbeit in den achtziger und neunziger Jahren für viel beachtete Ausstellungen gesorgt hat. Jetzt hat Fischer seine neuesten Projekte präsentiert.

Dädalus - das ist nicht nur in Wien ein Synonym für spannende Kunstprojekte und Ausstellungen. In den achtziger und neunziger Jahren hat die Gruppe um Gerhard Fischer für aufregende, inderdisziplinäre Forschungsarbeit gestanden, von Foucault bis Warburg und von Caravaggio bis Klossowski. Antike und Psychoanalyse, Philosophie und Archäologie, Kunstgeschichte und Alltagskultur sind die Felder, in denen sich Dädalus bewegt.

Eines von Gerhard Fischers Lieblingsworten ist Rhizom, es beschreibt auch das wuchende Denken und die Entwicklung seiner Streifzüge durch die Kunst der Jahrtausende, die alle irgendwie miteinander durch Wurzeln und Verflechtungen untergründig miteinander zu tun haben und in dem Namen Dädalus ihre poetische Heimat gefunden haben.

Warburgs Welterklärung

Gerhard Fischers Projektpräsentation am 9. Mai im Audienzsaal der Wiener Albertina war gut gewählt. Klaus Albrecht Schröder, der die Arbeit von Dädalus seit seinen Anfängen schätzt und als Kunsthistoriker auch an dem großen und originellen Kunstgeschichtler Aby Warburg interessiert ist, will Gerhard Fischer im Frühling 2006 den so genannten Mnemnosyne-Atlas aufstellen lassen, der bereits in der Akademie der Bildenden Künste 1993 zu sehen war. Die Rekonstruktion dieses wuchernden Teppichs der Bilder und Ikonographien gibt Einblick in die Vorstellungswelt des späten Aby Warburg.

Von Ponge bis Berg
Aber Gerhard Fischer hat noch viele andere Projekte: Filme und Lesungen mit Annemarie Düringer über die Dichter Philippe Jaccottet und Francis Ponge sind in Planung, eine Ausstellung in der Galerie Hummel in Wien, in deren Zentrum Amadeo Modigliani steht, Projekte mit Friederike Mayröcker zu Matisse oder im Dezember eine Grabrede zu Alban Berg am Hietzinger Friedhof mit Joachim Bißmeier.

Fern und nah
Ein Jahr später soll es in Zusammenarbeit mit der Wiener Freud-Stiftung ein Projekt zu dem Philosophen Fernand Deligny geben, der mit Namen wie Jacques Lacan oder Michel Foucault verknüpft ist und in Zusammenhang mit der Anti-Psychiatrie-Bewegung zu sehen ist.

Das erste Projekt des wiedergeborenen Dädalus ist schon am 30. Mai und 19:00 Uhr mir einer mehrstündigen Lecture im Oratorium der österreichischen Nationalbibliothek zum Thema "Erotik und Tod in den Mythen von Orpheus und Dionysos". Es geht darin um Fragen der Überschreitung in der Sexualität.