Die Verschmelzung moderner Technologien

Nano-Roboter und Mensch-Maschinen

Die rasanten Fortschritte in der Verschmelzung moderner Technologien haben das Potential, sowohl die menschliche Leistung als auch die Produktivität einer Nation zu steigern, sagen zwei Chefwissenschafter der National Science Foundation in den USA voraus.

Tragbare kleine Sensoren und winzige Computer, die uns über unseren Gesundheitszustand informieren oder direkt mit dem Hirn verbundene medizinische Prothesen sind zwei realistische Beispiele dafür, was herauskommen kann, wenn die neuesten Entwicklungen aus Medizin und aktuellen Technologien zusammengeführt werden.

Das soll aber nur der Anfang sein, schenkt man den Visionen einer Gruppe von Wissenschaftern Glauben, die den Beginn der Zeitalters der "Converging Technologies" ausrufen, die Verschmelzung von Biotechnologie, Informationstechnologie und Kognitionswissenschaften auf Basis der Nanowissenschaften.

Neue Renaissance in Wissenschaft und Technik

"Wir stehen an der Schwelle zu einer neuen Renaissance in Wissenschaft und Technik, gegründet auf einem umfassenden Verständnis von Struktur und Verhalten der Materie, von der Nanoebene bis hinauf zu dem komplexesten System, das bisher entdeckt wurde, dem menschlichen Gehirn."

Mit diesen Worten eröffnen Mihail Roco und William Bainbridge ihren Bericht über "Converging Technologies for Improving Human Performance", über die Verschmelzung von Technologien zur Verbesserung der menschlichen Leistungsfähigkeit aus dem Jahr 2003.

Wissenschaft der Zukunft

Der Physiker Roco und der Soziologe Bainbridge sind Chefwissenschafter an der National Science Foundation in Washington. Converging Technologies haben sie sich als Begriff ebenso wie als Vision für die Entwicklung der Wissenschaft der Zukunft an die Fahnen geheftet - und das Wort der beiden Herren hat Gewicht, wird aus den Mitteln der National Science Foundation doch rund ein Fünftel der gesamten staatlich geförderten Forschung der USA finanziert.

Die Ideen für mögliche Anwendungen reichen von Implantaten im menschlichen Körper zur Gesundheitsüberwachung bis zu einer grundsätzlichen Veränderung des Soziallebens durch völlig neue Kommunikationsmöglichkeiten. Was an Entwicklungen prophezeit wird, lässt die Grenzen zwischen Mensch und Maschine zusehends verschwimmen - allein zum Wohl der Menschheit, wie sich die Befürworter der Converging Technologies überzeugt geben.

Zusammenarbeit gehört zum Alltag

Die Zusammenarbeit von Ingenieuren der Bio-, Nano- und Informationswissenschaften gehört in Forschungshochburgen wie beispielsweise dem Massachusetts Institute of Technologie in den USA zunehmend zum Alltag. Eine junge Wissenschafterin arbeitet dort etwa mit Viren als Nanofabriken - sie lässt gentechnisch veränderte Viren beliebig Materialien auf Nano-Ebene produzieren.

Zwei Gebäudekomplexe weiter entwickeln Forscher des Media Lab am MIT Roboter, die dem Menschen ähnliche Fähigkeiten haben sollen. Diese "cognitive machines" lernen Sprache zu verstehen und zu verwenden - wenn auch vorerst nur in sehr eingeschränkter Weise.

Converging Technologies

Unter dem neuen Titel Converging Technologies wird seit der Jahrtausendwende jenseits des Atlantik eine hitzige Debatte über Chancen und Risken der Verschmelzung moderner Technologien und Wissenschaftsdisziplinen geführt.

Einflussreiche Fürsprecher versuchen durch intensives Lobbying gut dotierte nationale Forschungsstrategien voranzutreiben, während Gegner vor möglichen unerwünschten Entwicklungen in Nano- und Biotechnologie sowie der künstlichen Intelligenz warnen. Zumindest der ethisch-gesellschaftliche Teil der Diskussion hat mittlerweile auch Europa erreicht.

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Link
media.mit.edu - Media Lab des MIT, Gruppe Cognitive Machines