Aix-en-Provence, Wien, Mailand?

Stephane Lissner wird Scala-Intendant

Der Musikdirektor der Wiener Festwochen, Stephane Lissner, ist zum neuen Intendanten der Mailänder Scala ernannt worden. Der Zürcher Opernintendant Alexander Pereira, der zunächst für den Posten im Gespräch war, hat das Angebot der Scala abgelehnt.

Festwochen-Intendant Luc Bondy zum Lissner-Wechsel

Der Musikdirektor der Wiener Festwochen und Leiter des Musikfestivals von Aix-en-Provence, Stephane Lissner, ist nach dem Rücktritt von Riccardo Muti am 2. April des Jahres, neuer Intendant der Mailänder Scala. Der neue Intendant wurde nach Angaben des Aufsichtsrat des Opernhauses von den Aufsichtsratsmitgliedern einstimmig gewählt.

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Der Zürcher Opernintendant Alexander Pereira, der zunächst für den Posten im Gespräch war, hat das Angebot der Scala unterdessen abgelehnt.

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Stimmen zur neuen Aufgabe

Erfreut zeigten sich Wiens Kulturstadtrat Andreas Mailath-Pokorny (SPÖ) und der Intendant der Wiener Festwochen Luc Bondy bei der heutigen Festwochen-Programmpressekonferenz über die Verhandlungen des Musikdirektors Stephane Lissner über die Intendanz der Mailänder Scala.

Dies zeige, dass mit Lissner "eine der ganz großen Persönlichkeiten und Musikmanager in Europa" nach Wien geholt werden konnte, eine Tatsache, die bisher zu wenig gewürdigt worden sei, meinte der Stadtrat. "Wenn Lissner Chef der Scala wird, und wenn er aus seiner Sicht dann Musikdirektor der Festwochen bleiben kann, wären wir selbstverständlich glücklich, ihn weiter in Wien zu haben." Ähnlich äußerte sich Bondy, der allerdings betonte: "Aix, Wien und die Scala - das geht ganz sicher nicht!"

"Ich bin selbst erst seit rund 24 Stunden unterrichtet von dieser Möglichkeit und habe noch keine Zeit gehabt, genauer darüber nachzudenken", meinte Bondy auf die Frage, was ein eventuelles Scala-Engagement von Lissner für die Festwochen bedeuten würde. Er habe Lissner aber geraten, sich das Angebot aus Mailand genau anzusehen.

Der Gewerkschaftssprecher der Mailänder Scala, Nicola Cimino, begrüßte Lissners Ernennung zum neuen Intendanten. "Ich hoffe, dass sich der neue Intendant mit der Frage der Sanierung der Theaterkassen und der Lage des Personals aktiv auseinander setzen wird", betonte Cimino.

"Was passiert musikalisch?"

Entscheidend seien nicht Fragen der "political correctness" bei der Bestellung von Leitungsposten, sondern die Frage: "Was passiert musikalisch?" Lissner habe für die drei Festwochen-Saisonen bis 2007 ein sehr aufregendes Programm entwickelt, "das wird er auch betreuen".

Wenn er sich dazu in der Lage fühle, den Posten in Mailand zusätzlich auszuüben, spreche aus seiner Sicht nichts dagegen. Lissner leite schließlich auch das Festival in Aix, wo es mehr zu tun gebe als an der Scala. "Ich werde ihm natürlich sagen, dass drei Sachen nicht möglich sind, und da wird er sich etwas aussuchen müssen", schränkte Bondy allerdings ein.

Mailath-Pokorny nahm auch auf die jüngste Vertragsverlängerung von Bondy bis 2010 Bezug. Er habe Bondy gebeten, weiterzumachen "und ich würde mich freuen, wenn auch sein Team bis 2010 weitermachen kann. Das inkludiert auch den Musikdirektor."

Für die Mailänder Scala sieht Stephane Lissner, der ein wenig Italienisch spricht, da er seine Karriere mit dem Mailänder Regisseur Giorgio Strehler begonnen hatte, die Vorbereitung auf das Mozartjahr 2006 als vordringliche Arbeit an.

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