Taylan Memioglu, Tenor

27. April 2017, 15:40

Schumanns "Im wunderschönen Monat Mai": T. Memioglu

"Ich wollte schon immer hierher kommen, da ich Österreich immer schon als ein Zentrum der Kunst gesehen habe. Bevor ich dann hierher kam, las ich einen Artikel über den Schubert-Wettbewerb. Ich wollte sehen, welche Chance ich habe und so kam ich nach Graz. Denn in der Türkei gibt es nur wenige Möglichkeiten, moderne Musik oder Lied zu studieren. Durch eine Zusammenarbeit im Rahmen des Wettbewerbs ergab sich der Kontakt zu meinem Gesangslehrer. Als er mich fragte, ob ich in seine Klasse wolle, sagte ich sofort zu - denn damit erfüllte sich mein Traum", erklärt der türkische Tenor Taylan Memioglu, Jahrgang 1980, der seit 2003 bei Ulf Bästlein an der Grazer Musik-Universität Gesang studiert, seine Entscheidung.

Mit dem Gesangsstudium hat der junge Sänger aus Istanbul schon sehr zeitig begonnen - und zwar mit 14. Knapp danach sang er bereits im "Cemal Resit Rey"-Opernhaus von Istanbul, wo vor allem türkische Werke aufgeführt werden, als Chorist. Ab 1997 studierte Memioglu am Konservatorium der Universität Istanbul und schloss dort sein Gesangstudium 2002 ab. Sein Bakkalaureatsstudium in Graz hat er bereits im Winter-Semester des Vorjahres abgeschlossen und wird sein Magisterstudium nun in etwa ein einhalb Jahren beenden.

Solist am "Cemal Resit Rey"

"Im Jahr 2000 bekam ich dann einen Vertrag als Solist und habe türkische Opern - viele alte, aber auch zeitgenössische Werke - gesungen. Das europäische Repertoire habe ich an der Universität erlernt", berichtet der junge Tenor.

In der Türkei trat er bereits als Konzertsänger auf und sang u. a. in Mozarts "Krönungsmesse" und Requiem, in Kantaten und Messen von Bach, Händel, Haydn, Mozart und Gounod. In Istanbul absolvierte er auch mehrere Radio- und TV-Auftritte.

Profunde Ausbildung als Basis

"Ich studiere bei Professor Bästlein vor allem Lied - und ich habe in dieser Zeit enorm viel von ihm gelernt. Weiters studiere ich Lied bei Christinen Whittlesey, Oratorium bei Karlheinz Donauer und Musikdramatische Darstellung bei Christian Pöppelreiter und Wolfgang Schmid. Sie sind wunderbare Menschen und wunderbare Lehrer", erzählt Taylan Memioglu begeistert über sein Studium in Graz.

Eine profunde Aus- und Weiterbildung ist ihm ein besonderes Anliegen: So absolvierte er 1999 einen Kurs bei Anatolie Gushev am Mailänder Konservatorium, 2002 beim Gesangspädagogen Rýdvan Sadýrkanov sowie 2004 einen Meisterkurs für Liedgestaltung für Sänger und Pianisten in Husum in Nordfriesland bei Ulf Bästlein und Charles Spencer.

Vom Opernstudio ins Grazer Ensemble

Und der erfolgreiche Nachwuchssänger hat eine weitere Etappe geschafft: Taylan Memioglu, der bisher Mitglied des Opernstudios war, wird ab kommenden Herbst nun ins Ensemble des Grazer Opernhauses übernommen. "Ich hoffe, dass es so gut weitergeht, denn ich bin sehr gerne in Graz", freut sich der Tenor.

In der kommenden Saison wird er an der Grazer Oper als Marquis von Châteauneuf in Lortzings "Zar und Zimmermann"; als Camille de Rossilon und Pritschitsch in Lehars "Lustiger Witwe" sowie als Borsa in Verdis "Rigoletto" zu hören sein.

Erster Preis in Husum, zweiter bei Zadek-Bewerb

Im Sommer des Vorjahres erhielt der Nachwuchs-Tenor in Husum als Teilnehmer des Meisterkurses bei Charles Spencer den ersten Preis der Nordfriesland Stiftung.

Und kurz danach wurde er Zweiter beim Hilde-Zadek-Wettbewerb, wo er Arien und Lieder von u. a. Tschaikowsky, Mozart, Donizetti, Schubert, Schumann und Rihm sang.

Konzert-Auftritte & Oper

Der Nachwuchs-Tenor hat inzwischen auch in Europa mehrere Auftritte absolviert: So war er im Sommer 2003 in Mendelssohn-Bartholdys "Paulus-Oratorium" in Gdansk in Polen sowie in Hannover zu hören. Und davor sang er bereits den Hans in Smetanas "Verkaufter Braut" am Stadttheater Leoben. Ist er auf dem Weg zum Zwischenfach-Tenor?

"Ich habe beides - ich bin sozusagen ein lyrisch-dramatischer Tenor. So habe ich außer dem Hans auch den Nemorino im 'Liebestrank' und den Tamino in der 'Zauberflöte' gesungen. Heute bin ich wohl eher noch ein lyrischer Tenor. Aber später könnte es schon ins Zwischenfach gehen. Auch mein Lehrer meint, dass ich einmal den Lohengrin singen könnte", erklärt Memioglu. Heuer war bereits u.a. in Monteverdis "Marienvesper", in Schumanns "Der Rose Pilgerfahrt" im Grazer Stephaniensaal, in Haydns Nelson-Messe" sowie in Carmina Burana" auf dem Grazer Schlossberg zu hören.

2004 ans Opernstudio

Vor zwei Jahren sang Taylan Memioglu den Tinca in Puccinis "Il Tabarro" an der Grazer Oper vor. Und gehörte seither dem Opernstudio des Hauses an.

"Herr Bästlein schickte mich zu einem Vorsingen in die Grazer Oper und man wollte mich für die Partie des Tinca, das ist der zweite Tenor in Puccinis 'Il Tabarro', haben. Ich hatte dann eine Probe und man war zufrieden mit mir. Nach dem zweiten Vorsingen bekam ich dann einen Ein-Jahres-Vertrag", erzählt der junge Sänger.

Sowohl Lied als auch Oper

Auch künftig möchte der junge Tenor, der sprachenbegabt ist und außer deutsch auch italienisch und französisch beherrscht, in beiden Gebieten beheimatet sein - sowohl Lied als auch Oper singen:

"Ich will unbedingt beides machen. Die Mozart-Opern z.B. habe ich bereits in der Türkei studiert. Als ich nach Graz kam, wollte ich unbedingt Lied studieren. Und das habe ich auch als Schwerpunktfach gewählt."

Ansprüche nicht nur als Sänger

In Graz fühlt sich der Nachwuchs-Sänger mehr als wohl: "Ich liebe Graz. Da ich aus einer so großen Stadt wie Istanbul komme, ist es wie der Himmel. Es ist so ruhig, überschaubar und einfach zu leben. Und ich habe hier sehr gute Freunde und Kollegen."

"Ich möchte immer besser werden, erfolgreich und ein gutes Beispiel für andere sein - nicht nur als Sänger, sondern auch als Mensch. Denn ich möchte etwas zurücklassen, wenn ich nicht mehr bin", so Taylan Memioglu.