Ich bin ein Samstagshörer
Giovanni Maurer, Optikermeister
Jeden Samstag, wenn er in seinem Geschäft in der Josefstadt ist, hört Giovanni Maurer Ö1. Seit Jahren. "Hier dauert alles ein bisschen länger", sagt er, "es wird langsamer gesprochen, es läuft ruhig ab, im Gegensatz zum grellen üblichen Schreien rundherum."
27. April 2017, 15:40
Im Geschäft habe ich die Stereolautsprecher in die Wandverkleidung integriert, das ergibt einen schönen, halligen Effekt. Wenn Leute hereinkommen und man hat Ö1 Musik statt der üblichen Dudlerei rennen, dann merken das die Leute, und viele erkundigen sich, was es ist. Den Rest der Woche und in den anderen Geschäften können meine Mitarbeiter bestimmen, was gehört wird - und das ist selten Ö1.
Gern höre ich "Kabarett direkt", die Live-Übertragung eines Kabarettabends. Das hat im Radio eine andere Dimension. Oft ist einer im Radio besser als auf der Bühne, weil er prägnanter einwirkt. Man merkt sich mehr, wenn man es nur hört. Man kann sich dann auf die Sprache und den Inhalt konzentrieren.
Ich persönlich würde ja Sendungen wie "XY weiß alles" oder den Kriminal-"Inspektor Leitner" wieder einführen, das wären Nostalgiesendungen, über die sich der Wiener freuen würde. Ich war als Kind bei Radio-Frühschoppenkonzerten und bei Heinz Conrads im Großen Sendesaal. Im Radio habe ich die Berichte vom Ende des Prager Frühlings gehört und die Berichte vom Sechs-Tage-Krieg, das vergisst man sein Leben lang nicht. Oder Figls Weihnachtsansprache "Ich kann euch nichts geben ...", das kann nur im Radio gut kommen.
Ich habe Nostalgie gern. Weil man damals andere Emotionen als heute hatte. In der Medienlandschaft ist Österreich 1 eine wohltuende Ausnahme. Es ist weg vom großen, unnötigen Trubel, den ja keiner mehr will und keiner mehr aushält.
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Lukas Beck