Verstörender Psychothriller
Hotel
Mit ihrer Pubertätsstudie "Lovely Rita" hat die junge Regisseurin Jessica Hausner Aufsehen erregt. Mit ihrem neuen Streifen "Hotel" wagt sie sich auf das Gebiet des Mystery-Thrillers. Ab Freitag ist das "Hotel" in heimischen Kinos zu besichtigen.
8. April 2017, 21:58
Eine junge Rezeptionistin tritt ihre neue Stelle in einem düsteren Alpenhotel an. Geheimnisvolles geschieht um sie herum: Ihre Vorgängerin scheint unter mysteriösen Umständen verschwunden zu sein, eine Halskette kommt der jungen Frau abhanden, und allenthalben erzählt man sich unheimliche Märchen von Berghexen und Wundergrotten.
Jessica Hausner spart in ihrem zweiten Langfilm nicht mit Reminiszenzen an Hitchcock, David Lynch und Kubricks "Shining".
Offene Rätsel
Reine Spannungsfreunde seien dennoch gewarnt: Aufklärung wird hier nicht gegeben. Hausner konzentriert sich ganz aufs Atmosphärische und lässt alle Rätsel offen. Ihre Korridore der Angst schimmern in fahlem Grün und ein unbestimmtes Dröhnen erfüllt die leeren Hallen. Sie habe bewusst auf rationale Erklärungen verzichtet, sagt Hausner und lässt allegorische Deutungen zu. Immerhin widerfahren ihrer jungen Heldin archetypische Erfahrungen mit Sexualität und Angst, Einsamkeit und Tod.
Erstaunliches Debüt
Überraschungen gelingen Hausner bei den Schauspielern: Berlinale-Shooting-Star Franziska Weiß legt die Hauptrolle bewusst ohne psychologische Nuancen an; in ihrem leeren Gesichtsausdruck spiegeln sich die Bedrohungen der Umwelt umso intensiver. Die verblüffendste Besetzung gelingt Hausner jedoch beim Part der Hotelchefin: Schriftstellerin Marlene Streeruwitz entledigt sich ihrer ersten Filmrolle mit derart souveränem Sarkasmus, dass man der Künstlerin, hätte sie nicht schon einen Beruf, unschwer eine Karriere als Schauspielerin prophezeien könnte.
Hotel
Österreich, Deutschland, 2004
mit: Franziska Weiß, Birgit Minichmayr, Marlene Streeruwitz
Regie: Jessica Hausner