Endgültig ein Klassiker
Million Dollar Baby
Vier Oscars hat Clint Eastwoods Boxerinnendrama "Million Dollar Baby" auf sich vereinigt, darunter die Auszeichnungen als Bester Film und für die Beste Regie. Diese Woche kommt der preisgekrönte Streifen auch nach Österreich.
8. April 2017, 21:58
Der Preisregen traf keinen Unwürdigen: "Million Dollar Baby" ist ein Meisterwerk, das seinen Schöpfer, den bald 75-jährigen Clint Eastwood endgültig zum Klassiker macht. Eastwood spielt hier einen betagten Boxtrainer, der eine junge Frau - anfangs gegen seinen Willen ("Girlie, tough ain't enough!") - zur erfolgereichen Wettkämpferin ausbildet. Eine tragische Wendung bringt es mit sich, dass er noch eine ganz andere Rolle im Leben dieser jungen Frau zu spielen hat.
Unaufdringliche Qualitäten
Die überrumpelnden Qualitäten dieses Films liegen gerade in seiner Unauffälligkeit: Der abgehalfterten Boxhalle, in der sich ein Teil der Handlung zuträgt, sieht man es nicht an, dass sie vom Designer-Doyen Henry Bumstead, einem Veteranen aus der Ära Alfred Hitchcocks, entworfen wurde, die nachtschwarzen Bilder wirken auf den ersten Blick dokumentarisch und geben erst bei näherem Hinsehen ihre künstlerische Eigenständigkeit preis. Eastwood enthält sich hier als Regisseur jeder aufgesetzter Effekte, die Box-Szenen selbst sind in ruhiger Lakonie montiert. Insofern ist dies wirklich ein Gegenentwurf zum großen Konkurrenten der heurigen Oscar-Nacht, dem glitzernden und flirrenden "Aviator"-Film von Martin Scorsese.
Verletzlichkeit und Tod
Die tragische Wendung, die das Geschehen zuletzt nimmt, überhöht das Thema des Films: Aus einer Studie über die Verletzlichkeit des gerade von Clint Eastwood mit geprägten Männerbildes wird eine Etüde über das Sterben. Als solche degradiert sie en passant das gerade in den Kinos laufende Euthanasie-Drama "Das Meer in mir" endgültig zum wohlfeilen Rührstück. Eastwood aber ist mit diesem Meisterwerk künstlerisch im Olymp angekommen.
Million Dollar Baby
USA, 2004
Mit: Clint Eastwood, Hilary Swank, Morgan Freeman
Drehbuch: Paul Haggis
Regie: Clint Eastwood