Junge Persönlichkeit mit Haltung
Daniela Keckeis, Schauspielerin
Erst war es ein vager Wunsch, dann verwirklichte sie den Traum: Daniela Keckeis, Jahrgang 1981, die diesen Sommer am Wiener "Reinhardt Seminar" abschließen wird. Die Jungschauspielerin, die Wert auf Haltung legt, hat inzwischen ein Engagement in Tübingen.
27. April 2017, 15:40
"Holzfällen": Daniela Keckeis im "Hörspiel des Jahres"
"Ich habe während der Schulzeit in einer Vorarlberger Jugendgruppe in einer Aufführung von Hesses dramatisierter "Siddharta" die Rolle der Erzählerin übernommen. Das war sehr beeindruckend und hat mir gezeigt, dass ich das kann und es mir auch Freude macht. Aber ich habe den Gedanken, Schauspielerin zu werden, zuerst beiseite geschoben, denn ich hatte damals Angst, es jemandem zu sagen. Schließlich gab es so viele junge Mädchen, die sagten: Wir werden Schauspielerin - alles wird ganz toll und dann kommt Hollywood. In der Matura-Klasse stand meine Entscheidung dann fest", erzählt Daniela Keckeis, gebürtige Vorarlbergerin, Jahrgang 1981, die in diesem Sommer ihre Schauspielausbildung am "Reinhardt Seminar" in Wien abschließen wird.
Nach zweimonatiger Vorbereitung war sie im "Konservatorium Wien" zur Aufnahmeprüfung angetreten und wurde aufgenommen. Da sie aber von Anfang an ans "Reinhardt Seminar" wollte, machte sie im Jahr darauf dort die Prüfung und wurde aufgenommen. Zu ihren Lehrern zählen so prominente Persönlichkeiten wie Peter Simonischek, Klaus Maria Brandauer und Grazyna Dylag.
Prägende Anstöße durch Peter Simonischek
"Peter Simonischek war für mich sehr wichtig - denn er hat mir sehr aus den Anfangsschwierigkeiten herausgeholfen. Am Beginn wird einem gezeigt, dass man noch nichts kann - und da habe ich zugemacht. Er hat mir dann geholfen, mich wieder frei zu machen. So erzählte er mir, dass ein Lehrer einmal zu ihm sagte: 'Wenn du willst zu gut sein, Talent geht in Ecke und weint'. Das war ein ganz wichtiger Satz für mich, weil ich sehr ehrgeizig bin und mir damit oft im Weg stand. Peter Simonischek hat mir auch vermittelt, dass das, was ich auf der Bühne mache, auch mit der Welt draußen etwas zu tun haben muss", erinnert sich die Jungschauspielerin.
Die letzten eineinhalb Jahren hatte Keckeis Rollen-Unterricht bei Grazyna Dylag: "Sie hat mir vor allem sehr viel Handwerkliches und das Eindringen in den Text beigebracht. Und: Dass nichts von ungefähr kommt und man bei allem Talent immer weiter arbeiten muss."
Von Elektra bis Mariedl
Ihr Rollen-Studium am "Reinhardt Seminar" umfasste ein sehr weites Spektrum: Von u.a. der Kassandra in Aischylos "Orestie", der Sophokles-Elektra über die Nina in Tschechows "Möwe", den "Monolog der Nutte aus der Heilanstalt" von DarioFo und Franka Rame bis zur Mariedl in Werner Schwabs "Die Präsidentinnen".
In welchem Fach ist sie zu Hause? "Ich bezweifele, dass es dieses Fach gibt. Natürlich wird man am Anfang schnell in eine Schublade gesteckt. Bei mir ist es wahrscheinlich schwierig - dem Äußeren nach wäre ich eine Julia, eine Nina. Was mich aber interessiert, sind die lebenserfahreneren Figuren, tragischkomische Charaktere", so Keckeis.
Nach Tübingen engagiert
Inzwischen wurde die selbstbewusste aber nicht selbstgefällige Nachwuchs-Schauspielerin nach Tübingen engagiert:
"Ich habe sehr viel vorgesprochen, war in vielen deutschen Städten. In Tübingen hatte ich das achte Vorsprechen. Man fand mich gut, wollte mich aber nochmals sehen, um festzustellen, ob wir wirklich zusammen passen. Ein Monat später hatte ich das zweite Vorsprechen - und dann war es fix. Ab Mitte Juni finden die ersten Proben statt, aber ich weiß noch nicht, was ich spielen werde", berichtet Daniela Keckeis den Weg zu ihrem Erst-Engagement.
Natürlichkeit als oberstes Prinzip
"Ganz wichtig ist für mich die Natürlichkeit - dass das Dargestellte dem Leben nahe kommt. Wenn ich erfahrene Kollegen sehe, wird mir bewusst, dass ich daran noch arbeiten muss. Ein anderer Punkt ist, schon beim Lesen eines Stückes einschätzen zu können, wo es hingeht - und dafür einen Weg zu suchen", so Keckeis über ihren Zugang zur Gestaltung.
Gibt es Prioritäten bei der Rollenwahl? "Ich mag z.B. Tschechow sehr gerne. Und vor allem die Griechen - ob es Kassandra, Elektra, Medea oder Antigone ist. Ich finde, dass vieles davon mit uns zu tun hat - und das möchte ich auch vermitteln. Aber prinzipiell will ich sowohl Klassiker als auch zeitgenössische Stücke spielen."
Mitwirkung im Ö1 "Hörspiel des Jahres"
Und sie hat bei einer erfolgreichen Ö1 Produktion bereits mitgewirkt: Und zwar bei Ulrich Gerhardts jüngst zum "Hörspiel des Jahres" gewählter Produktion "Holzfällen" nach Thomas Bernhard.
"Das war eine sehr interessante Erfahrung. Obwohl ich denke, es macht einen Unterschied, ob man nun eine durchgehende Rolle spricht oder einen Text in kurzen Passagen zu sprechen hat. Es ist jedenfalls eine Arbeit, die mich sehr reizt", erzählt Keckeis, die bereits für den "Bayerischen Rundfunk" in einer Hörspiel-Fassung von Musils "Mann ohne Eigenschaften" mitgewirkt hat.
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Film-Workshop in Potsdam
Vor kurzem bekam Daniela Keckeis die Möglichkeit, erste Erfahrungen auf dem Gebiet des Films zu machen. Eine Münchner Casterin, der sie beim Vorsprechen aufgefallen war, hatte sie für einen Workshop in Potsdam empfohlen. Und es waren wichtige Erkenntnisse, die die Jungschauspielerin, die durchaus Interesse hätte, in einer anspruchsvollen Produktion mitzuwirken, dabei sammeln konnte:
"Ich habe dabei gelernt, dass es ohne Erfahrung komplizierter ist als ich dachte. Ich musste also herausfinden, wie kann ich präsent bleiben, ohne alles über Bord zu werfen, was ich gelernt habe - aber es sich nicht nach Theater ansieht und anhört."
Als Persönlichkeit respektiert werden
In fernerer Zukunft kann sich die Jungschauspielerin auch vorstellen, Regie zu führen. "Ich finde die Arbeit eines Regisseurs wird oft sehr unterschätzt. Aber im Moment stehe ich gerne vorne und bin sichtbar."
Besonders wichtig ist Daniela Keckeis, die zu einer eigenständigen Persönlichkeit mit Haltung erzogen wurde, "nicht in Schubladen gesteckt zu werden. Dagegen wehre ich mich seit der Schulzeit. Das hat mich aber auch stark gemacht. Und es schützt einen auch davor, verbogen zu werden."
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Daniela Keckeis
Links
Max Reinhardt Seminar
Landestheater Tübingen