Frido Mann, Lieblingsenkel von Thomas Mann
Und alle Wege führten zum Schreiben
Sein Großvater Thomas Mann hat ihn vergöttert. Frido Mann, der längere Zeit bei den Großeltern in Pacific Palisades in den USA lebte, studierte vorerst Musik, Theologie und Psychologie, ehe er mit 41 Jahren zu schreiben begann.
8. April 2017, 21:58
Frido Mann erinnert sich an seine Jugend
"Ich habe lange gebraucht, um mich von dem Bild des bösen Deutschland zu lösen - es war mir zu lange eingetrichtert worden. Genau so schwer war es, die Familienbande soweit hinter mir zu lassen, dass sie mich nicht erdrückten. Inzwischen lebe ich friedlich mit der Erinnerung an einen liebevollen Großvater, auch wenn er mich einst in 'Doktor Faustus' literarisch ermordet hat".
So Frido Mann, Lieblingsenkel von Thomas Mann, der ihn im Roman als Nepomuk Schneideweis, genannt "Echo" - einen blond gelockten Buben, der von allen geliebt wird - jämmerlich sterben lässt, was Frido jahrelang belastet hat.
"Studierter" Lebenslauf
1940 im kalifornischen Exil geboren und bei seinen Großeltern aufgewachsen, kommt Frido Mann 1949 in die Schweiz, absolviert hier die Schule und studiert an der Zürcher Musikhochschule. Er wollte Dirigent werden, doch nach dem Musikstudium folgt das der katholischen Theologie. Er promoviert über das Thema "Das Abendmahl beim jungen Luther" und wird wissenschaftlicher Assistent bei Karl Rahner an der Universität Münster. Parallel dazu beginnt er ein Psychologiestudium.
1966 heiratet er Christine Heisenberg, die Tochter des Physiknobelpreisträgers Werner Heisenberg. Er wird klinischer Psychologe, der im psychiatrischen Krankenhaus in Gütersloh Patienten behandelt und auch Zeit findet, sich in Sozialpsychiatrie zu habilitieren. 1986 folgt die Ernennung zum Professor. In Münster ist er bis 1990 Geschäftsführender Direktor des Instituts für Medizinische Psychologie.
Die Liebe zur Musik ist ihm bis heute geblieben. Die Orgel ist mittlerweile sein Lieblingsinstrument.
Der Schriftsteller Frido Mann
Zum Schriftsteller avanciert Frido Mann relativ spät. Erst über-40-jährig beginnt er zu schreiben und zieht sich immer mehr von der Universitätslaufbahn zurück, um sich schlussendlich nur mehr dem Schreiben zu widmen:
"Viele Menschen haben es mir übel genommen, dass auch ich Schriftsteller geworden bin und haben gemeint, 'der auch noch...'".
Vorsichtig hat er die Bürde, mit seinem Großvater verglichen zu werden - ein Schicksal, das er mit seinem Onkel Klaus und Erika Mann teilt - auf sich genommen. Zu Beginn seiner schriftstellerischen Tätigkeit hat er in Hotels als Berufsbezeichnung immer noch "Professor" angegeben; "Schriftsteller" zu schreiben, erschien ihm "zu peinlich".
Seine Werke familien- und autobiografisch geprägt
1985 wird sein erster autobiografischer Roman "Professor Parsifal" veröffentlicht. Frido Mann beschreibt seine Lebensgeschichte und wie es ihm gelang, sich aus dem Schatten seiner Familie zu lösen, auch wenn er ihr allein durch die Auseinandersetzung mit der Familiengeschichte immer verbunden geblieben ist.
Seine seit 1999 erscheinende Romantrilogie "Brasa" - "Hexenkinder" - "Nachthorn" beschäftigt sich auf subtile Weise mit der Geschichte der Manns. In "Terezin oder der Führer schenkt den Juden eine Stadt" (1994) erzählt Frido Mann die Geschichte einer Opern-Aufführung im Konzentrationslager Theresienstadt. Alle Darsteller werden umgebracht, einzig der "abdankende Tod" überlebt. George Tabori hat den Text für die Bühne dramatisiert.
Thomas Manns Enkel hat einen weiten beruflichen Weg zurückgelegt, ihm ist ein Ausbruch aus der Familientradition gelungen, eine erfolgreiche Universitätskarriere liegt hinter ihm, und doch, das Erbe der Familie Mann, das Schreiben, wurde auch für ihn zum Lebensinhalt.
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