Ein Porträt zum 60. Geburtstag von Herman van Veen
Der Harlekin mit dem zärtlichen Gefühl
Sänger, Chansonnier, Liedermacher, Entertainer, Clown, Poet, Weltverbesserer, Philosoph - die Vielseitigkeit von Herman van Veen ist kaum "unter einen Hut" zu bringen. "Unter einem Hut" nennt sich allerdings sein neues Programm, mit dem er derzeit auf Tournee ist.
8. April 2017, 21:58
Der Liedermacher beschreibt sich selbst
Die Kritiker wissen nicht so recht, wie sie ihn benennen sollen, den Mann aus Holland, der seit 1967 auf der Bühne steht und singt, tanzt, erzählt, virtuos Geige und Klavier spielt, stets für Überraschungen sorgt und gerade deswegen in keine Schublade passen will. Samuel Beckett hat ihn einmal als "reine Verkörperung von Poesie" bezeichnet.
Der Harlekin aus dem hohen Norden
Sein erstes musikalisch-satirisches Theaterprogramm trug den Titel "Harlekijn". Dieser Name bestimmte fortan auch sein weiteres Leben. 1968 gründte Herman van Veen eine Firma dieses Namens, die bis heute besteht. Mit ihr produziert er eigene Platten, Bücher, Theaterstücke und Filme. Und er kümmert sich um Projekte anderer Künstler, 132 eigene CDs in mehreren Sprachen, 6 DVDs, zahlreiche Bücher und Filme werden auf seiner Homepage aufgelistet. Eine stolze, beachtliche Bilanz nach fast 40 Jahren Bühnenkarriere.
Ein Herz für Kinder
Über 25 Jahre lang war Herman van Veen niederländischer Botschafter des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen UNICEF. Er gründete die Dritte-Welt-Stiftung "Columbine", die "Alfred J. Kwak Foundation", "The Rose Foundation" und "The Herman van Veen Foundation". Mit allen vier Organisationen bemüht er sich, Kindern in Entwicklungsländern zu helfen.
"Ich bin selbst ein großes Kind",
sagt er über sein Engagment. Kinder kommen auch oft in seinen Liedern und Programmen vor, und das nicht nur, weil Herman van Veen selbst Vater ist. Er schreibt auch Kinderbücher, dreht Filme für Kinder, komponierte die Kinderoper "Die seltsamen Abenteuer des Alfred Jodocus Quak", deren Figuren in einer eigenen Zeichentrick-Serie wiederkehrten.
Das Leben ist ein Wunder
So lautet der Titel eines Buches, in dem er vom ersten Ausflug mit dem Vater ins Utrechter Badehaus erzählt, wohin der Achtjährige mitgehen durfte und wo er den Gesängen der Männer unter den Duschen lauschte. Er erzählt vom Deutschlehrer, der den Schülern Schuberts "Erlkönig" nahe brachte. Für diesen Lehrer sollte er viele Jahre später eine eigene Platte mit Schubert-Liedern aufnehmen, als er hörte, dass der geliebte Lehrer an Krebs erkrankt war.
Viel Humor, viel Zärtlichkeit, viel Selbstironie, viel Trauer wird in diesen Erinnerungen spürbar, aber auch die Lust des Künstlers zu irritieren, die scheinbare Harmonie mit überraschenden Formulierungen aus dem Lot zu bringen. Auch bei seinen Bühnenauftritten liebt er diesen raschen Wechsel, lässt er einem ruhigen Liebeslied ohne Übergang deftigen Klamauk folgen.
Ein Clown, der nachdenkt
Auf der Bühne erzählt Herman van Veen oft auch Geschichten aus der ganzen Welt, Geschichten aus New York und Paris, Kapstadt und Berlin, er erinnert sich an Begegnungen mit Frank Sinatra oder dem verehrten Jacques Brel. Von eigenen Niederlagen erzählt er, von seinem Zorn auf so viele negative Entwicklungen in dieser Welt und - von der Liebe. Und das kann er in seinen Liedern wie kaum ein anderer. Auch ein ungewöhnliches Wiegenlied ist in seinen Programmen enthalten:
"Auch so kann man gehört werden. Die Bühne hilft mir dabei. Das ist die Chance der Clowns, die auch nachdenken, und diese Chance möchte ich nützen."
Download-Tipp
Ö1 Club-Mitglieder können die Sendung am Ende der Live-Ausstrahlung im Download-Bereich herunterladen.
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Herman van Veen