Zum 70. Geburtstag von Angelika Kaufmann

Geschichten aus Papier

"Ich erinnere mich gerne an meine eigene Kindheit, die behütet und umsorgt war. Ein bisschen von diesen Gefühlen versuche ich in meinen Arbeiten weiterzugeben", sagt Angelika Kaufmann, die dieser Tage ihren 70. Geburtstag feiert.

Kaufmanns Gedanken über das Glück

"Mich fasziniert an meiner Kinderbucharbeit wohl am meisten die Tatsache, dass eine Brücke zur eigenen Kindheit entsteht: Orte werden lebendig, Sprüche werden laut, Spiele werden memorabel und Gerüche manifest",

sagt Angelika Kaufmann, Illustratorin von zahlreichen Kinderbüchern und Anthologien.

Rauminstallationen von großer Magie

Auch ihre Installationen, die sie bei Ausstellungen im In- und Ausland präsentiert, sind schon mehrfach ausgezeichnet worden. Es sind Rauminstallationen von großer Magie, Buchobjekte, Arbeiten auf Papier, auf meterlangen Papierrollen von Registrierkassen etwa oder auf Stoffstreifen mit einer Länge von über 200 Metern, die in verschiedenen Farben bemalt und beschriftet einen Raum bestimmen.

Das Faszinierende an den Arbeiten der Künstlerin ist der behutsame Umgang mit dem Material Papier. Aus selbst geschöpftem Papier entstehen magische Buch-Objekte, auf hellem, transzendentem Papier werden - mit wenigen Pinselstrichen - Geschichten erzählt. Seit 1963 ist sie nun schon mit ihren Arbeiten bei internationalen Ausstellungen vertreten, wobei sie sich - neben der Illustration von Kinderbüchern - auch intensiv der Druckgrafik widmet.

Die rastlose Kinderbuch-Illustratorin

"Das fliegt und knattert, das knistert und knattert" - so heißt eines der vielen erfolgreichen Bilderbücher, die Angelika Kaufmann gemeinsam mit der großen alten Dame der österreichischen Kinderliteratur, Mira Lobe, gestaltet hat. Die universelle Künstlerin hat aber auch Texte von Friederike Mayröcker, Barbara Frischmuth, Christine Nöstlinger u. v. a. illustriert und zählt seit vielen Jahren zu den bekanntesten und profiliertesten Illustratorinnen im Bereich der Kinder- und Jugendliteratur.

Geboren und aufgewachsen in Kärnten, lebt Angelika Kaufmann heute in Wien und im Waldviertel. Dieser Tage feiert sie ihren 70. Geburtstag, bleibt aber trotz ihres Alters ruhe- und rastlos. Neue Illustrationen für Kinderbücher sind im Entstehen, neue Installationen, Arbeiten auf Papier, auf Stoffen aller Art werden konzipiert. Da gibt es eindrucksvolle Arbeiten mit verbranntem Brot, mit Knöpfen von Uniformen, mit Kopftüchern oder mit Kleidungsstücken ihrer Eltern.

Reflexionen ihrer Kindheit

Vielleicht kann nur dann jemand für Kinder zeichnen, schreiben und malen, wer sein eigenes Kind-Sein immer wieder reflektiert und wer dieses Gefühl von Kind-Sein, von der Erfahrungswelt eines Kindes, lebendig gehalten hat. Ein Nachdenken über die Arbeiten von Angelika Kaufmann ist daher auch ein Hineingehen in diesen Kindheitsraum. Was ist noch da an Erinnerung, an Bildern, Klängen, an Gerüchen oder Empfindungen? Die Künstlerin dazu:

"Es gibt eine ganz frühe Erinnerung: Ich glaube, ich war drei Jahre alt und habe meine Mutter gezeichnet. Meine Mutter steht am Küchenherd und kocht. Sie war damals irrsinnig fasziniert, weil ich die Hand beim Rühren richtig gehalten habe. Das war vielleicht mein erstes zeichnerisches Erlebnis - vielleicht ist es auch nicht die Erinnerung, sondern die Erzählung meiner Mutter, die da geblieben ist. Sie steht an erster Stelle jener, denen ich im Leben sehr viel verdanke, und ich denke mit großer Dankbarkeit an jene Zeit zurück, weil ich da etwas mitbekommen habe, was ich bis heute mit mir führe. Das ist wie ein kleiner Rucksack, gefüllt mit Wärme, mit Bildern und Geschichten".

Download-Tipp
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