"Weltverbesserungskunst" in der Secession

Regieren in "Paradiesischen Handlungsräumen"

Das Entstehen von Publikum und dessen Verhalten im Kunstkontext beschäftigt Ruth Noack und Roger M. Buergel, Leiter der "documenta 12": die von den beiden kuratierte Gruppenausstellung in der Secession thematisiert die Darstellung der Wirkung von Regierung.

Wie ein dreidimensionaler Film soll die Ausstellung "Die Regierung. Paradiesische Handlungsräume" Werke verschiedener Künstler präsentieren. Das erläuterten die Kuratoren Ruth Noack und Roger M. Buergel, Leiter der "documenta" in Kassel 2007, bei einer Pressekonferenz in der Wiener Secession. Die Arbeiten, die speziell für diese Schau in Auftrag gegeben wurden, stammen von Künstlern wie Sonia Abian/Carlos Piegari, Ibon Aranberri, Maja Bajevic, Rainer Oldendorf, Dierk Schmidt, Hito Steyerl und anderen.

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Kuratorische Eingriffe im Handlungsraum

"Die Regierung. Paradiesische Handlungsräume" machte bereits in Lüneburg, Barcelona und Miami Station, wird in Wien aber in anderer Gestaltung zu sehen sein. Zudem soll die Präsentation der Werke in der Secession immer montags wechseln. "Das Thema dieser Ausstellung ist nicht sonderlich originell", verheißt der Pressetext zum Motto "Regierung". Denn bereits Mitte des 14. Jahrhunderts habe sich die Kunst für eine Darstellung der Wirkung von Regierung interessiert.

Man habe sich aber anhand eines von Michel Foucault in den 70er Jahren geprägten Begriffes der "Gouvernementalität" damit auseinander gesetzt, der eine Konzentration auf "Handlungsräume" nahe legte. So ist der Raum der Ausstellung selbst als Handlungsraum zu verstehen, der durch kuratorische Eingriffe reguliert wird.

Konstant bleibt lediglich die Wandmalerei "The Collection" von Jürgen Stollhans, wo auf großen Lettern "Weltverbesserungskunst" geschrieben steht. Es interessieren das Kuratorenpaar aber auch die "Beziehungen der Werke untereinander", so Buergel. Und "was Menschen sehen, wenn sie Bilder anschauen", ergänzte Noack. Man nähere sich an das Phänomen eher film- als kunstwissenschaftlich an, da mittels der Filmtheorie auch der Begriff des Publikums besser aufgearbeitet werden könne.

Das Publikum wird eingebunden

Erst die Wahrnehmung von Kunst, die durch Vermittlung entsteht, schaffe ein Publikum, so Ruth Noack. Um die Effekte des "experimentellen Handlungsraumes" wahrnehmen zu können, werden Schüler als "Kunstführer" in die Vermittlung eingebunden.

Die Einbindung des Publikums wird auch bei der "documenta 12" ein zentrales Anliegen sein. Buergel hat an der Vorbereitung der Ausstellung bereits 70 Kunstzeitschriften aus aller Welt beteiligt. Themen der "documenta 12" vom 16. Juni bis 23. September 2007 sind die Moderne, die menschliche Existenz und die Frage der Bildung. Ein Schwerpunkt wird Kunst aus Osteuropa sein.

Tipp
"Die Regierung. Paradiesische Handlungsräume", 24. Februar bis 24. April 2004, Secession Hauptraum,
Ö1 Club-Mitglieder erhalten ermäßigten Eintritt (30 Prozent).

Links
Secession
documenta 12