Der steirische Kabarettist Mike Supancic

Radio Supancic gehört gesehen

"Wo der Wahnsinn ist, gibt's immer was zum Schauen." So die programmatischen Worte von Chefredakteur Mike Supancic, kaum hatte er seinen neuen Sender angeworfen. Reality, Castingshows oder Gesundheits-Tipps lassen jedenfalls die Quoten hochschnellen.

Ausschnitt aus Radio Supancic

"Ein mongolisches Sprichwort sagt: Wenn Du in eine fremde Jurte gehst, dann nimm das Radio mit ...“

Mit dieser Weisheit geht "Radio Supancic“ derzeit auf Sendung. Für sein elftes Solo hat der steirische Parodist, Satiriker, Komiker und Musiker Mike Supancic kurzerhand einen eigenen Radiosender gegründet und sich selbst zum alleinverantwortlichen Chefredakteur und Senderchef gekürt.

Supancic ist anders

Man verzichtet weitgehend auf naheliegende oder vorhersehbare Elemente, wie kabarettistisch aufbereitete Nachrichten oder Wetterberichte. Die Frequenz des steirischen Kabarettisten bietet aber im Gegenzug alles andere, was einen durchschnittlichen, zwischen Belanglosigkeit und Sensationsgeilheit pendelnden Radiosender ausmacht: So gibt ein Medizinmann namens Prof. Hademar Herz-Bankl gefährliche Gesundheitstipps, Geschichtssymposien unter der Leitung von Professor Arnie S. werden abgehalten, ein rasender Reporter berichtet beschwingt von diversen tragischen Tatorten, und in der "Kochecke“ bekocht Jamie Oliver die Insassen des Flüchtlingslagers Traiskirchen. Ein einziger Werbespot bewirbt das Spätwerk des knapp 100-jährigen Franz Antel: den Bockerer 14.

Reality und Tierliebe

Bei einem kommerziellen Radiosender, der etwas auf sich hält, darf natürlich eines nicht fehlen: eine Castingshow. Unter Quotendruck der Leistung verpflichtet, entscheidet man sich bei "Radio Supancic“ für das Thema "Österreich sucht den Superfleischhauer“, und blutige Spuren säumen den Studiobereich.

Auch sonst spielt Mike Supancic in seinem fiktiven Sendungsablauf die Groteske in den Vordergrund. Er reimt, singt und begibt sich immer wieder auf humoristische Gratwanderungen. "Aber", so sagt der Kabarettist, "das Leben ist grauslich, und das muss man im Kabarett auch zeigen“.

I Stangl als Supervisor

Nach bald 18 Jahren in der Kabarettszene ist Mike Supancic mit seinen letzten beiden Programmen endlich so etwas wie der Durchbruch gelungen. Und das zu Recht, denn die früheren Programme von Mike Supancic waren nicht nur formal und inhaltlich, sondern oft auch qualitativ sehr abwechslungsreich. Spätestens mit seinem letzten Solo "Das Geheimnis von Imst“ hat er aber zu einem markanten, eigenen Stil gefunden: schwarzhumorig und kompromisslos, aber stets dicht pointiert. Und das bei aller Komik, ohne je in Versuchung zu geraten, unter Niveau Lacher abzustauben.

Der Kabarettist I Stangl stand vor allem in schauspielerischen Belangen mit Rat und Tat erfolgreich zur Seite. Und daher kommt die Ankündigung von Mike Supancic nicht von ungefähr: "Radio Supancic gehört gesehen".

"Contra"-Tipp

1983 wurde die Salzburger MotzArt-Woche von Christian Wallner und dem "Verein der Freunde des Kabaretts" ins Leben gerufen. Seither treffen einander jeden Februar namhafte Vertreterinnen und Vertreter der deutschsprachigen Kabarett-Szene in der Mozart-Stadt, um ihre Programme dem Salzburger Publikum zu präsentieren. Unter dem Motto "Große Kleinkunst abseits des Comedy-Mainstreams“ zählte in den vergangenen Jahren Hanns Dieter Hüsch ebenso zu den Gästen der MotzArt wie Lukas Resetarits, Thomas Maurer oder Georg Kreisler.

Seit 2004 findet die traditionelle Salzburger Kabarett- und Satirewoche auf dem Gelände der ARGEkultur statt. Gerhard Laber und Christian Wallner eröffneten am Samstag, dem 5. Februar, die diesjährige MotzArt-Woche mit ihrem Programm "Volljährig“. Weitere Gäste der bis Samstag, dem 12. Februar, dauernde Veranstaltung sind der deutsche Kabarettist Werner Koczwara, Karl Ferdinand Kratzl, Gerold Rudle, I Stangl, die bayerische Kabarettistin Louise Kinseher und Andrea Händler.

Links
Mike Supancic
Kabarett Niedermair
ARGEkultur - MotzArt-Kabarettwoche Salzburg