De los Angeles, "Göttin des lyrischen Gesangs"

Die Grande Dame der spanischen Oper

Sie galt als eine der größten Opern-Interpretinnen des 20. Jahrhunderts: Die spanische Sopranistin Victoria de los Angeles, die am Samstag gestorben ist. "Apropos Oper" gedenkt der Sängerin, die u. a. mit "Butterfly" und "Boheme"-Mimi internationale Erfolge feierte.

Sie war die Grande Dame des spanischen Gesangs galt als eine der größten Opern-Interpretinnen des 20. Jahrhunderts: Die Sopranistin Victoria de los Angeles, die am vergangenen Samstag im Alter von 81 Jahren in einer Klinik in Barcelona an den Folgen einer Bronchitis gestorben ist.

Sie war vor allem für ihre Rollen in "Madame Butterfly", "La Boheme" oder "Figaros Hochzeit" bekannt. Ihr Debüt hatte sie 1944 in ihrer Geburtsstadt Barcelona mit Mozarts "Hochzeit des Figaro" gegeben.

Keine Diva

Eine Diva war Victoria Lopez Garcia - so ihr Geburtsname - nicht. "Ich bin bloß ein Mensch, der singt. Und mir reicht es, einmal als solcher in Erinnerung zu bleiben", sagte sie. Anders als ihre berühmten spanischen Kollegen Montserrat Caballe, Placido Domingo oder Jose Carreras scheute sie abseits der Bühnen das Rampenlicht.

"Die benehmen sich wie ungezogene Kinder", meinte sie einmal. Mit Caballe verband sie gar eine persönliche Rivalität: Ihrem Bruder, einem bekannten Theater-Impresario, warf Victoria de los Angeles vor, ihre Karriere behindert zu haben. Er habe neben der Caballe keine zweite Operngröße in Barcelona zulassen wollen.

Von Natur aus bescheiden

Ihre Bescheidenheit war der "Göttin des lyrischen Gesangs" ("El País") in die Wiege gelegt: Ihr Vater war Hausmeister der Universität von Barcelona, die ersten Lieder trällerte Victoria, während sie ihrer Mutter beim Putzen der Lehrsäle half.

Ihr musikalisches Talent entdeckte ein Lehrer ihrer Schule. Er überzeugte sie, ans Konservatorium zu gehen. Ihre Karriere begann, als sie 1940 bei einem Radio-Wettbewerb einen Preis gewann: Ohne große fachliche Vorbereitung begeisterte sie mit einer Partie aus "La Boheme".

Internationale Erfolge

Von da an ging es steil aufwärts. An allen großen Bühnen der Welt feierte Victoria de los Angeles Erfolge, arbeitete mit Dirigenten wie Herbert von Karajan oder Zubin Mehta zusammen. Ihre Rollen in "Madame Butterfly", "La Boheme", "Carmen" oder "Der Barbier von Sevilla" blieben unvergessen. Kenner schätzten die Reinheit ihres lyrischen Soprans, ihre weiche, einfühlsame, sehr natürliche Stimme.

"Sie hatte ein klares, mediterranes Timbre. Sie war die ideale spanische Stimme", würdigte sie der Dirigent Jesus Lopez Cobos. Zudem galt sie als große Stilistin, die ihre Zuhörer mit ihrem Charme verzauberte.Der Höhepunkt ihrer Karriere war für sie ihr Auftritt als Elisabeth im "Tannhäuser" Anfang der 60er Jahre in Bayreuth. Der Musik Richard Wagners fühlte sie sich stets sehr verbunden.

1979 Abschied von der Opern-Bühne

Die Geburt ihres ersten Sohnes 1964 und besonders ihres zweiten behinderten Kindes 1967 bewirkten ihren langsamen Rückzug von den Opernbühnen und die Hinwendung zur Karriere als Konzertsängerin.

Nachdem sich De los Angeles 1979 endgültig von der Opernbühne verabschiedet hatte, war die Katalanin die große alte Dame der spanischen Lied-Interpreten. Noch 1990 sang sie in Berlin und Wien. Ihr Repertoire, darunter 22 Opern, findet sich auf mehr als 60 Schallplatten und CDs.