Der Grammy-Abräumer
Aviator
Er war Frauenheld und Flugzeugbauer, Filmregisseur und schwerer Hypochonder. Jetzt ist dem amerikanischen Multimillionär Howard Hughes Martin Scorseses Film "Aviator" gewidmet. Diese Woche kommt der soeben dreifach Golden-Globe-belohnte Streifen nach Österreich.
8. April 2017, 21:58
Durchaus denkbar, dass sich US-Starregisseur Martin Scorsese im Filmfreak Howard Hughes wieder erkannt hat - "Aviator" ist jedenfalls Scorseses bester Film seit "Good Fellas": eine straff gespannte Studie über das Neurotische im Erfolgszwang und zugleich ein intensives Bild der amerikanischen 30er und 40er Jahre.
Aufregendes Leben, einsamer Tod
Viel ist über Hughes nicht bekannt, doch die gesicherten Daten verknüpft Scorsese hier zur packenden Biografie: Die Filmbegeisterung des jungen Millionenerben, die in Streifen wie "Hell's Angels" und "Scarface" ihren Niederschlag fand, die Flugleidenschaft, die im Ankauf der TWA-Mehrheit und in der Konstruktion eines Mammut-Transportflugzeuges gipfelte, und der allmählich ausbrechende Wahnsinn, der sich in nervösen Ticks und einem neurotischen Waschzwang angekündigt hatte.
Inklusive Geschichte des Farbfilms
Scorsese unterlegt diese klassische Geschichte von Aufstieg und Fall mit den Jazzrhythmen der Zeit, er lässt in glänzend besetzten Frauenrollen Hollywoods Starglanz wieder auferstehen und er liefert, indem er die anfangs ausgebleichten Bilder erst allmählich mit knalligen Farben füllt, so etwas wie eine Geschichte des Farbfilms mit. Dass Martin Scorsese jetzt auch Ehrenpräsident des Österreichischen Filmmuseums geworden ist, scheint nach diesem Film doppelt erfreulich: "Aviator" hat, rundum gelungen wie er ist, die allerbesten "Oscar"-Chancen.