Eine Glas-Box für Frauen am Gürtel

Frauenbrücke

Ein Ort für Frauen an einem von Frauen gemiedenen Ort, das sollte der "transparente Raum" von Valie Export sein. Er liegt unter einer Stadtbahnbrücke am Wiener Gürtel, wurde im Mai 2001 eröffnet - und war 2005 noch versperrt und verlassen.

Nicht von ungefähr steht die begehbare gläserne Box an einem Ort, der beispielhaft für einen öffentlichen Raum steht, an dem frau sich nicht wohl fühlt, der angstbesetzt ist und an dem angesichts der abendlichen Straßenprostitution "anständige" Frauen als deplatziert betrachtet werden: am Wiener Gürtel, U-Bahn-Station Josefstädterstraße.

Frauen erobern den öffentlichen Raum

Bei der Gestaltung des öffentlichen Raumes werden die Bedürfnisse von Frauen meist ignoriert, auch als Künstlerinnen sind Frauen im öffentlichen Raum heute noch krass unterrepräsentiert. So stellte die Glas-Skulptur den ersten Wiener Auftrag an Valie Export für eine Arbeit im öffentlichen Raum dar, an dessen Eroberung sie seit den 60er Jahren mit vielen Aktionen gearbeitet hat - allerdings meist eher von behördlichem Misstrauen verfolgt.

Seit der Ausstellung 1991 "Wem gehört der öffentliche Raum - Frauenalltag in der Stadt" wird dem Thema der Berücksichtigung von Fraueninteressen in der Planung - damals noch als romantischer Städtebau belächelt und mit Kommentaren wie "wollt's denn die Straßen rosa anstreichen" bedacht - mehr und mehr Stellenwert eingeräumt. Es gibt Modellprojekte wie "Frauen planen ihre Stadt", vermehrte Einbeziehung von Architektinnen und Mitbestimmungsprojekte.

Transparenz und Leichtigkeit

Der Glaskörper, der sich in seiner Transparenz und Leichtigkeit gegen den schweren Brückenbau abhebt und - eben weil so durchscheinend - von ihm auch nicht erdrückt werden kann, sollte als "Symbol für die Eroberung des öffentlichen Raumes" gelten, wie Frauenstadträtin Renate Brauner bei der Eröffnung im Mai 2001 sagte.

Der "transparente Raum" steht seit damals "zur Eroberung frei", kleine Ausstellungen und Präsentationen könnten hier stattfinden. Einfache Metallschienen im oberen Teil bieten die Möglichkeit, hier Bilder, Transparente, Leinwände für Projektionen, Plakate etc. aufzuziehen. Aber auch musikalische Darbietungen, kleine Feste, Lesungen und Gespräche könnten hier veranstaltet werden.

Schade!

Zur Eröffnung war eine Laser-Installation, die Projektion eines laufenden Schriftbands mit einem Text von Marusa Krese, zu sehen. Seitdem hat sich nicht mehr viel getan. Derzeit ist der "transparente Raum" nichts als eine nackte Glas-Box, schon ein bisschen desolat, und nichts, kein Schild oder sonst etwas verrät, was es mit dem 5,5 mal 8,4 Meter großen Kubus auf sich hat, was er bedeutet, und wozu er eigentlich gedacht war und ist.

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Valie Export