John Sailer und seine Galerie Ulysses

Ein Leben für die Kunst

Für John Sailer gelten in der Kunst andere Regeln als am Aktienmarkt. Kunstwerke als Geldanlage einzusetzen, interessiert ihn überhaupt nicht. Für ihn ist es wichtig, dass sich Menschen auch wirklich für Kunst interessieren und eine echte Beziehung zu ihr herstellen können.

John Sailer über Erfolg

Viele Bücher und vor allem Bilder zieren die privaten Räume des John Sailer im Dachgeschoss seiner Galerie Ulysses im Haus Opernring 21. Schon vor 30 Jahren hat er die Galerie gegründet. Mehr als 50 Jahre lebt er mit der Kunst, mit seinen Bildern der Avantgarde, die er immer bevorzugt hat. Seine Galerie wurde zu einem seiner Lebensinhalte.

Brutstätte für Künstler

Für John Sailer, der nie eine Stelle in einem öffentlichen Museum angestrebt hat, zählen in erster Linie die Künstler. Und für viele wurde seine Galerie Ulysses, die erst jüngst im November ihr 30-jähriges Bestehen feierte, zur Heimat, ob sie nun Wolfgang Hollegha, Markus Prachensky, Walter Pichler, Arnulf Rainer oder Günter Brus heißen.

Letzteren brachte Sailer im Juli 1965 mit dem 2 CV zu dessen berühmter Aktion "Wiener Spaziergang": Brus ging damals - weiß bemalt, von einer schwarzen Linie in scheinbar zwei Hälften geteilt - durch die Wiener Innenstadt. Er war quasi ein lebendiges Bild und erregte so viel Aufsehen, dass er noch während der Aktion von der Polizei festgenommen und "zum Waschen nach Hause geschickt wurde".

Heute - 40 Jahre später - ist die Arbeit von Günter Brus kein Ärgernis mehr. Die Albertina hat ihn gerade erst mit einer großen Ausstellung gewürdigt, und John Sailer und all die von ihm vertretenen Künstler sind inzwischen "reingewaschen" und arriviert.

"Kunst ist kein Waschmittel"

Allen Meinungen zum Trotz würden Verkausstrategien am Kunstmarkt völlig überschätzt, meint John Sailer:

"Ich glaube nicht, dass Marketingstrategien eine wirkliche Rolle in der Kunst spielen. Kunst ist kein Waschmittel. Es ist auch keine Aktie und daher gelten ganz andere Regeln. Unser wichtiges Anliegen ist es, Menschen zu finden, die sich wirklich für Kunst interessieren, die eine echte Beziehung zur Kunst herstellen können."

Nur das Beste für seine Galerie

Der Galerist kann den Vollständigkeitsanspruch mancher Sammler nicht ganz nachvollziehen. Er hätte immer lieber das beste Bild einer Serie als mehrere zweitbeste, und er ist mit seinen Künstlern nur dann wirklich zufrieden, wenn sie ihm auch beste Bilder zum Verkauf zur Verfügung stellen. Um neue Kunstliebhaber und -sammler heranzubilden, setzt John Sailer als einzig sinnvolle Strategie weiterhin auf große Museumsausstellungen.

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Galerie Ulysses - Geschichte