Orchestermusikerin mit Solo-Verpflichtung als Ziel
Sandra Kirschenhofer, Flötistin
Entdeckt wurde sie bei einem Konzert, beim Probespiel gewann sie gegen 25 Konkurrenten: Flötistin Sandra Kirschenhofer, Studentin an der Kunst-Uni Graz, die von der Hamburgischen Staatsoper engagiert wurde. Im Porträt erzählt sie über Erfahrungen und Ziele.
27. April 2017, 15:40
A. Vivaldi: Concert G-Dur: S. Kirschenhofer, Piccoloflöte
"Vor etwas über einem Jahr habe ich im Rahmen der 'Österreichischen Flötengesellschaft' bei einem Abend im Wiener Konzerthaus die österreichische Erstaufführung eines Vivaldi-Piccolo-Konzerts gespielt. Dabei hörte mich ein Flötist aus Augsburg, der mich dann nach Hamburg weiterempfohlen hat. Kurz darauf wurde bei meinem Professor angefragt, ob ich nicht am 1. März zum Probespiel in die Hansestadt kommen möchte. Ich bin ganz locker hingegangen und wollte zeigen, was ich kann. Denn ich habe nicht wirklich geglaubt, dass ich die Stelle bekomme - es hat aber tatsächlich geklappt", erzählt Sandra Kirschenhofer, Jahrgang 1986, Studentin bei Nils-Thilo Krämer an der Kunstuniversität Graz (KUG).
Die damals 17-jährige Grazerin, der dieser große Karriereschritt gelang, wurde aus insgesamt 25 Kandidaten für eine halbjährige Vertretung aus Krankheitsgründen ausgewählt. Und war mit großem Abstand das jüngste Mitglied des von Generalmusikdirektor Ingo Metzmacher geleiteten, international renommierten "Philharmonischen Staatsorchesters Hamburg". Ihren ersten Einsatz hatte die Flötistin, die in Hamburg vor allem Solo-Piccolo spielte, bei der viel beachteten Neuproduktion von Beethovens "Fidelio" in der Regie von Hans Neuenfels.
Arbeit mit Ingo Metzmacher
"Es waren wahnsinnige Erfahrungen und ich bin sehr dankbar für diese Zeit In Hamburg. Großteils habe ich in der Oper gespielt, aber auch bei Konzerten des Philharmonischen Staatsorchesters, wo ich vor allem bei zeitgenössischen Werken von u.a. Luigi Nono und Hans-Werner Henze mitgewirkt habe. Es ist unbeschreiblich, bei so einem Spitzenorchester mitzuwirken. Mit Ingo Metzmacher habe ich im "Fidelio" und in den symphonischen Konzerten gespielt", berichtet die junge Flötistin.
"Es war natürlich mit höchster Anspannung verbunden - denn wenn man nur eine Probe hat, und es waren eigentlich nur Bühnenproben, gibt es keine Zeit, etwas zu wiederholen. Ich bin in dieser Zeit in die Opernwelt hineingewachsen. Großteils habe ich Solo-Piccolo in Werken von Verdi gespielt - in "Rigoletto", "Nabucco" und "Othello". Sie enthalten übrigens alle Probespiel-Stellen für das Piccolo. Und bei diesem Instrument hört man jeden Fehler, da kann man sich nicht in der Gruppe verstecken", schildert Kirschenhofer ihre Erfahrungen.
Block-Studium an der KUG
"Da es eine 50-Prozent-Stelle war, hatte ich nur 15 Dienste pro Monat, bin also zwischen Hamburg und Graz gependelt und konnte mein Studium blockweise absolvieren, was Dank meiner Professoren möglich war und gut funktioniert hat", erzählt die Musikerin, die bis Ende vergangenen Juni in Hamburg engagiert war.
Unterdessen hat sie auch die Matura bestanden. Ihr Baccalaureat-Studium in Graz wird sie in drei Semestern abschließen. Derzeit nimmt sie an zahlreichen Probespielen für ein Fix-Engagement teil und möchte dann in Deutschland mit einem Aufbaustudium beginnen.
Mit zwölf an die Grazer Musik-Uni
"In meiner Familie gibt es keinen Profi-Musiker. Ich habe mit fünf Jahren einen Kindermusik-Kurs mit Chorsingen und Orff-Schule besucht, weil es keinen Kindergartenplatz gab. Mit Schulbeginn begann ich dann mit Blockflöte, habe dann mit neun eine Querflöte gehört und wusste: Dieses Instrument möchte ich lernen. Inzwischen kann ich mir gar nichts anderes vorstellen - die Flöte ist nun mein Leben", schildert Sandra Kirschenhofer ihre Entwicklung.
Zunächst war sie von Thomas Illenberger am "Johann-Joseph-Fux-Konservatorium" in Graz unterrichtet worden, bevor sie im Alter von zwölf Jahren an die KUG wechselte. Darüber hinaus besuchte sie Meisterkurse bei u. a. Paul Meisen, Robert Aitken, András Adorjan, Gunther Pohl und István Matuz.
Jede Art von Unterstützung
"Ich habe finanzielle - aber was mindestens so wichtig ist: die menschliche Unterstützung - von meinen Eltern erhalten. Das ist vor allem vor den Konzert-Auftritten sehr wichtig", erzählt Kirschenhofer, deren Vater Pharmazeut und die Mutter Hausfrau ist.
Profi-Instrumente haben ihren Preis: So hat Kirschenhofers Flöte rund 120.000 Schilling gekostet, ihr Piccolo 40.000 Schilling - was für ein gutes Instrument sehr günstig sei, wie sie erzählt.
Zahlreiche Preise
In ihrer noch jungen Karriere wurde Sandra Kirschenhofer bereits vielfach ausgezeichnet: So ist sie mehrmalige Preisträgerin des Wettbewerbs "Prima la musica", war 2001/02 Stipendiatin des Landes Steiermark und erhielt im Sommer 2003 ein Stipendium des Bezirkes Oberbayern.
Als Solistin war sie bereits im In- und Ausland zu hören, u. a. mit dem "Young Musicians International Symphony Orchestra" unter Igor Coretti sowie mit verschiedenen anderen Orchestern in Italien, Österreich und Tschechien. Im vergangenen Sommer wurde sie zudem 1. Flötistin der "Jungen Münchner Philharmonie" unter der Leitung von Mark Mast.
Ziel: Orchestermusikerin mit Solo-Verpflichtung
"Mein großer Wunsch ist es, in einem guten Orchester zu spielen. Das habe ich während der Hamburger Zeit gemerkt. Und ganz besonders toll wäre es, wenn ich an einem Opernhaus eine Piccolo-Stelle bekäme", konkretisiert die Grazer Flötistin ihre beruflichen Zukunftspläne.
Und es gibt noch einen besonderen Wunsch: "Es ist ein Kindheitstraum - eines Tages im Opernhaus von Sidney ein Konzert zu geben. Dieser Bau hat mich immer so beeindruckt, obwohl ich noch nie in dieser Stadt war."