Erdbeben, Urlaube und Musikgymnasium
Erinnerungen an Makedonien
Skopje kurz nach dem Weltkrieg: Die Hirten kommen aus den Bergen und lassen sich in der hungernden Stadt nieder. Die Stadt überlebt dank der Ziegen, diesen Verbündeten des Menschen aus alter Zeit. Erinnerungen an vergangene Zeiten.
8. April 2017, 21:58
"Nach dem großen Erdbeben lebten wir in der Kale, der großen Festung von Skopje ...", Vukica Krtolica Popovska, Botschafterin Makedoniens in Österreich.
"Ich bin sehr glücklich, auf dem Land groß geworden zu sein, in der Nachbarschaft von zwei Bauernhöfen, 15 Kilometer von Skopje entfernt ...", Elena Misirkova, Pianistin
"Ich war mit der Tochter von Luan Starova befreundet ...", Hidan Mamudov. Klarinettist der Wiener Tschuschenkapelle.
Ferien und der Zoo
"An das Erdbeben kann ich mich nicht mehr erinnern, ich war zu klein. Es hat das Zentrum von Skopje und auch unser Haus total zerstört. Aber meine Eltern hatten Glück: sie fanden in der Kale ein sehr schönes Haus. Jetzt ist dort das Botschaftsviertel, und man kann als Privater dort nicht mehr wohnen.
An Tiere, Ziegen oder Esel, kann ich mich nicht erinnern. Wir hatten keine Verwandtschaft auf dem Land, deshalb sind wir in den Sommerferien auch nicht auf Land gefahren wie alle meine Mitschüler, sondern ans Meer. Ich glaube, wir haben uns gegenseitig um unsere Ferien beneidet! Die einzigen Tiere, die ich in Skopje gesehen habe, waren die im Zoo. Dort war ich oft, denn ich wollte immer wissen, was der Löwe macht. Die Löwen haben mich unglaublich fasziniert, weil sie so große Zähne zeigten, wenn sie gähnten, und weil sie eine so wunderschöne Mähne hatten. Das heißt aber nicht, dass ich mich zu Katzen hingezogen fühle. Ich wollte immer einen Hund haben, aber es ließ sich nicht machen, auch heute geht es nicht. Wir leben heute mit einem sehr ausgefallenem Haustier zusammen, einem Leguan, der meinem Sohn gehört, ein 'Überbleibsel' von seiner Dinosaurier-Schwärmerei", erzählt
Vukica Krtolica Popovska, Botschafterin Makedoniens in Österreich
Langer Schulweg und wilde Hunde
"Ich bin sehr glücklich, auf dem Land groß geworden zu sein, in der Nachbarschaft von zwei Bauernhöfen, 15 Kilometer von Skopje entfernt. Es war eine neue Siedlung, die für die Erdbebenopfer errichtet worden war. Anfangs hatten wir kein Wasser und mussten bei den Nachbarn Wasser holen gehen. Da mussten wir bei zwei großen schwarzen Hunden vorbei, vor denen sich alle gefürchtet haben, nur ich nicht. Ich habe sie immer gestreichelt. Ich war ein sehr mutiges kleines Mädchen, und ich liebe Hunde, das haben die beiden, glaube ich, bemerkt. Ich war auch sehr neugierig, habe immer wieder mal die Kühe und Schafe der Bauern besucht, aber die Zeit musste ich mir stehlen, denn eigentlich war mir nichts wichtiger als Klavierspielen. Und mein Tag war voll gestopft mit Schule, Musikschule und Lernen.
Ja, diese 15 Kilometer Entfernung von Skopje brachten mir zwar eine sehr idyllische Umgebung, dafür musste ich aber einen langen Schulweg in Kauf nehmen. Ich bin ins Pestalozzi-Gymnasium gegangen, das die Schweizer nach dem großen Erdbeben in Skopje gebaut haben - ich kann mich noch sehr genau an das Bild von Pestalozzi erinnern, das in der Eingangshalle hing. Mein Vater hat uns alle jeden Tag in die Schule gebracht. Um 5 Uhr mussten wir aufstehen, dann ging es in die Stadt. Die Zeit, bis die Schule dann anfing, um 7 Uhr 25, haben wir in der Musikschule zugebracht, wo meine Mutter unterrichtete", Elena Misirkova, Pianistin
Musikgymnasium und Konzertsäle
"Ich bin im Osten Makedoniens aufgewachsen, in Stip, und ich bin erst nach Skopje gekommen, als ich das Musikgymnasium besuchte. Da habe ich gemeinsam mit meiner Mutter und Schwester bei meiner Tante gewohnt. Die Kale hat mich nie besonders interessiert, ich hatte eigentlich immer nur meine Klarinette im Kopf. Ich hab auch nie überprüft, ob die Aussicht von der Kale wirklich so großartig war. Es hat mich einfach nie dorthin gezogen. Wenn Sie mich jetzt nach besonders schönen Plätzen in Skopje fragen, dann könnte ich Ihnen eine Liste der Konzertsäle geben. Warum wollen Sie das wissen? Ach, wegen Luan Starova. Ich war mit seiner Tochter befreundet, sie war eine ausgezeichnete Flötistin, und spielt jetzt, glaube ich in Paris. Ihn selbst hab ich nie kennen gelernt, leider", erinnert sich Hidan Mamudov. Klarinettist der Wiener Tschuschenkapelle.
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Skopje