Die neue Simpl-Revue

Mitten am Rand

Am Morgen noch am Rand, am Nachmittag in der Mitte und am Abend neben den Socken. Das ist - kurz beschrieben - der Inhalt des neuen Programms im Kabarett Simpl, das kürzlich nach einer Generalsanierung wieder geöffnet wurde.

Ausschnitt aus der neuen Revue

Alles neu und doch ist Vieles nach der Renovierung des Wiener Simpl in der Wollzeile beim Alten geblieben: das plüschige Interieur, ein Großteil des Schauspielerteams und die inhaltliche Ausrichtung irgendwo zwischen Revue, Parodie und Comedy.

"Etwas Vertrautes, etwas Geklautes, etwas für Jedermann - denn heute wird gelacht!“ - Das ist die bewährte Parole, die nun wieder beinahe täglich im Wiener Kabarett Simpl ausgegeben wird. Nach einer längeren Umbauphase hat die von Michael Niavarani geleitetete, traditionsreiche Kabarettbühne in der Wiener Innenstadt seit 4. November wieder ihre Tore geöffnet.

Der neue Conferencier

Die aktuelle Produktion "Mitten am Rand“ hatte am 12. November Premiere. Neuer Conferencier der Simpl-Revue ist der vom Duo Steinböck & Rudle bekannte Herbert Steinböck:

"Nach zwölf Jahren Duo war dies ein Schritt, der sein musste: Jetzt bin ich als Solist gefordert, aber auch ein Mannschaftsspieler. Wir sind ein gutes Team, und für mich ist das Engagement im Simpl wie ein Nach-Hause-Kommen zum Theater. Natürlich ist es eine große Freude und Ehre hier Conferencier zu sein, wenn man die Ahnengalerie vom Simpl anschaut. Ich möchte aber angesichts meiner Vorgänger nicht in Ehrfurcht versinken. Jetzt steht eben der Herbert Steinböck da oben und nicht der Farkas. Ich muss es so machen, wie ich es kann und werde es auch so tun. Meine Conferencen habe ich großteils selbst geschrieben. Auch bei einigen anderen Nummern konnte ich meine Comedy-Erfahrung einbringen."

Vom politischen Jahrmarkt bis zum Geschlechterkampf

Herbert Steinböck führt durch eine - wie man es vom Simpl erwartet - bunte Mischung aus Sketches, Liedern und Parodien. Eine Brise Tagespolitik zwischen "linken Spompanadln“ und "allem, was rechts ist“ findet sich am politischen Jahrmarkt, wo die als alte Damen personifizierten Parteien ihr ideologisches Rüstzeug einkaufen. Die alten Damen in den farblich abgestimmten Kostümen werden natürlich von den männlichen Mitgliedern des Simpl-Ensembles verkörpert, was naturgemäß zum Lacherfolg beiträgt. Auch Politiker wie Alfred Gusenbauer oder Michael Häupl kommen in der neuen Revue nicht zu kurz. Sie bewähren sich als Popstars am Donausinselfest.

Am Künstlersektor wird Reinhard Fendrich's Image als Schlagerkönig etwas zurechtgerückt. Eine gehörige Portion Wiener Gemütlichkeit verbreiten wiederum zwei typische Wiener Strizzis, die im Petersdom zu Rom um die Seligsprechung des Gürtelkönigs "Springmesser-Charly“ ansuchen. Einblicke in den Geschlechterkampf gibt ein Sketch, der die ewigen Kommunikationsbarrieren zwischen Mann und Frau behandelt. Dazu kommen natürlich die beliebten Musik-Parodien, die in einer Simpl-Revue nicht fehlen dürfen.

Altbewährtes im neuen Bühnengewand

"Mitten am Rand“ - die neue Simpl-Revue bringt Altbewährtes im neuen Bühnengewand. Auf kabarettistische Experimente muss man im Haus auf der Wollzeile nicht gefasst sein; dafür kommt auch das angestammte Publikum, das schon seit Jahrzehnten dem Simpl die Treue hält, nach wie vor auf seine Rechnung. Zu sehen ist das neue Programm noch bis Juni 2005, täglich, außer Sonntag. Beginn ist - wie gehabt - um 20:00 Uhr.

Österreichischer Kleinkunstpreis

Neues gibt es vom Österreichischen Kleinkunstpreis, der vergangenes Wochenende seit 1994 zum ersten Mal wieder vergeben wurde. Den Hauptpreis erhalten Erwin Steinhauer und Ruppert Henning für ihre brillante Politsatire "Freundschaft". Der Förderpreis geht an das Duo Haipl/Puntigam für deren gemeinsame Produktion "meet & greet“. Die jeweils mit 7.500 Euro dotierten Preise werden am 12. Dezember im Rahmen einer Gala im Orpheum in der Wiener Donaustadt vergeben.

"meet & greet“ ist übrigens am 16. und 17. November in der Kulisse und von 18. bis 20. des Monats im Spektakel in Wien zu sehen. Ruppert Henning und Erwin Steinhauer gastieren von Dienstag bis Donnerstag im Wiener Rabenhof und am kommenden Sonntag im Grazer Orpheum.

Weitere "Contra"-Tipps

"Engel im Kopf“ heißt der musikalische Querritt durch poetische Landschaft von Wolfram Berger und Markus Schirmer, der erstmals in Linz zu sehen ist. Der Kabarettist, Autor und Schauspieler und der Konzertpianist wagen einen kabarettistischen Kleinkunstzauber der besonderen Art - eine kabarettistische Mixtur aus szenischen Rezitationen und virtuosen Clownerien am Flügel. Die Palette der Texte reicht von Heinrich Heine über den Dada-Poeten Hugo Ball bis zu Gedichten des Satirikers Axel Marquardt. Die musikalischen Kabinettstücke reichen von Johann Sebastian Bach bis Dean Martin. Zu sehen sind Markus Schirmer und Wolfram Berger im Rahmen des Linzer Kabarettfestes im Posthof am 16. November. Beginn ist 20:00 Uhr.

"Tatatata“ ist der programmatische Titel der Show des holländischen Musikkabarettisten Hans Liberg, der von Donnerstag bis Samstag im Gläsernen Saal des Wiener Musikvereins zu sehen sein wird. Mit Unterstützung des Schlagzeugers Martin Klaver und des Bassisten André Versluijs wandelt er durch die Epochen und Musikstile. Die deutsche Nationalhymne wird zu "Let it be“ von den Beatles, "Das Wandern ist des Müllers Lust“ zu "The wanderer“. An seinen Lieblingsfeinden André Rieu und Helmut Lotti lässt er kein gutes Haar und spielt souverän mit den Zuschauern. Er lässt sie Melodien raten, mitsingen, lockt sie auf falsche Fährten und präsentiert ihnen seine Schlafzimmer-Hitparade. Zu sehen ist Hans Liberg am 17., 18. und 19. November im Gläserenen Saal des Wiener Musikverseins.