Im Dienste des "Teatro San Carlo"

Rossinis Schaffen in Neapel

Sie entstand 1815, also ein Jahr vor dem "Barbier": Rossinis Oper "Elisabetta, Regina d'Inghilterra". Sie enthält bereits einige Musikstücke der commedia - und die idente Ouvertüre. Geschrieben wurde das Werk für Neapel. Ö1 überträgt die Oper vom Rossini-Festival.

Im Jahr 1815, also ein Jahr vor Rossinis "Il Barbiere di Siviglia", entstand Rossinis dramma per musica "Elisabetta Regina d'Inghilterra", das bereits einige Musikstücke der berühmten commedia - und nicht nur die idente (!) Ouvertüre - enthält.

Als Rossini im Frühsommer 1815 erstmals nach Neapel kam, konnte er nicht wissen, dass er sein Schaffen für die nächsten sieben Jahre vor allem in den Dienst des königlichen Theaters stellen würde. Und dass hier die Mehrzahl seiner bedeutenden "Melodrammi seri" entstehen und das "Teatro San Carlo" nach dem damals beklagten Stillstand nun ein Zentrum werden, das dem Opernleben Italiens wichtige Impulse geben sollte.

Rückgriff auf frühere Werke

Bei der Vertonung seines neuen Werkes, das als Festoper anlässlich des Namenstages von Erbprinz Franz entstand, griff Rossini auf Kompositionen aus seinen in Neapel unbekannten Werken zurück. Darunter auf "Ciro in Babilonia", "Aureliano in Palmira" und "Sigismondo".

Das Libretto, das Rossini zur Vertonung erhielt, war eine Bearbeitung des in Neapel gespielten Dramas "I paggi di Leicester" von Carlo Federici.

Geplante Uraufführung trotz "Ungehorsams"

Noch am Vortag der Premiere stand nicht fest, ob die Aufführung stattfinden kann. Denn wie aus historischen Dokumenten hervorgeht, verweigerten der Tenor Manuel Garcia, der den Norfolk sang, sowie die Sopranistin Geronima Dardanelli-Corradi (Matilde) den "Gehorsam" - sie blieben den Proben fern.

Letztlich wurde der Konflikt jedoch beigelegt, so dass die Uraufführung am 4. Oktober 1815 im "Teatro San Carlo" stattfinden konnte.

Rossinis spätere Frau als Elisabetta

Als Elisabetta war Isabella Colbran verpflichtet worden, seit dem Jahr 1811 "prima donna assoluta" und spätere Ehefrau Rossinis, die hier erstmals eine Rossini-Partie sang. Rossini schrieb ihr die Protagonistinnen-Partien "auf den Leib" sowohl als sie auf dem Zenit ihrer Gesangskunst stand sowie in der Endphase ihrer Karriere.

Der zweite Tenor der Aufführung neben Garcia war Andrea Nozzari, der seit 1810 ebenfalls zum hochkarätigen Ensemble gehörte, das von Impresario Domenico Barbaja nach Neapel engagiert worden und eine wesentliche Voraussetzung für Rossinis Erfolge war.