Über die Grundessenz der Musikvermittlung

Maximilian Blumencron

"Das Radio war und ist für die Musik außerordentlich wichtig. Es ist auf der einen Seite eine große Chance für die Musik, andererseits ist aber auch die Musik eine sehr große Chance für das Radio", sagt Maximilian Blumencron, Ex-Abteilungsleiter der Ö1 Musikredaktion.

Maximilian Blumencron

"Gutes Radio entsteht immer dann, wenn man das Gefühl hat, es spricht jemand zu einem ganz persönlich, spricht einen an und interessiert einen, und man hat gar nicht mehr Lust, das Radio abzudrehen, sondern dem zuzuhören. Übertragen auf das Musikprogramm bedeutet das, dass man sich aus einem passiven Hörer langsam zu einem aktiven Hörer entwickelt, dass man sozusagen Radio nicht nur als Klangkulisse verwendet, sondern auf Entdeckungsreise geht".

Seine Wege zur Musik

Eigentlich wollte Maximilian Blumencron Dirigent werden. Er studierte neben Dirigieren Violine, Klavier und Musiktheorie - zuerst in Wien, später in Paris und Rom. Nach und nach löste sich der Dirigenten-Wunsch in Luft auf. An Stelle dessen öffneten sich für ihn neue Wege der Musikvermittlung. Er begann 1973 für die Produktionsabteilung des Österreichischen Rundfunks zu arbeiten:

"Das Radio war und ist für die Musik außerordentlich wichtig. Vieles von dem, was in den letzten 80 Jahren an neuer Musik oder an neuerer Musik geschehen ist, wäre ohne Radio nicht denkbar gewesen, so beispielsweise 1974 die Produktion der Oper "Moses und Aaron“ zum 100. Geburtstag von Arnold Schönberg. Ich erinnere mich noch sehr gut. Ich hatte damals die Ehre, Aufnahmeleiter zu sein. Das war unglaublich, was da geprobt wurde. Keine Plattenfirma der Welt wäre bereit gewesen, das zu machen, oder wäre in der Lage gewesen, das zu machen, mit diesem Zeitaufwand."

Nach Intermezzo Ö1 Pasticcio-Leiter

1978 verlässt Maximilian Blumencron den ORF und wird künstlerischer Geschäftsführer der Nürnberger Symphoniker. Doch schon zwei Jahre später kehrt er ins Wiener Funkhaus als Mitarbeiter des Musik-Hauptabteilungsleiters Gottfried Kraus zurück. Er übernimmt als Produzent die Leitung der Ö1 Sendung "Pasticcio“. Unter Kraus wurde die Art der Musikvermittlung und der Sendungsmoderation revolutioniert: weg vom bloßen An- und Absagen und hin zu einer sehr persönlichen Gestaltung. Der neue Ansatz hatte anfangs mehr Feinde als Freunde, und die Sendung "Pasticcio“ war sehr umstritten:

"Täglich, noch dazu in aller Herrgottsfrühe, der Versuch, das tägliche Experiment, über Musik etwas zu erzählen, das war eine sehr gewagte Sache. Ich habe damals schon damit gerechnet, dass es Proteste seitens der Hörerinnen und Hörer geben würde. Womit ich nicht gerechnet habe, war, dass diese Sendung anfangs hausintern, bis hinauf zum Hörfunkintendanten, abgelehnt wurde."

Ab 1996 Leiter der Ö1 Musikredaktion

1996 wird Blumencron Leiter der Ö1 Musikredaktion und übte dieses Amt bis zu seiner Pensionierung im Vorjahr aus. Während seiner Laufbahn war er neben "Pasticcio“ unter anderem auch für die Sendungen "Ö1 bis 2“, "Gäste machen Musik Programm" und "Apropos Klassik“ verantwortlich. Stets moderierte er auch selbst, denn - so seine Worte:

"Moderationen sollen persönlich sein. Gleichzeitig gibt es aber kaum etwas, über das so schwer zu reden ist, wie Musik. Moderatoren müssen also vor allem den Mut aufbringen, sich gegebenenfalls zu blamieren."