Deal zwischen ÖIAG und VOEST
Steirischer Erzberg vor Verkauf
Der Aufsichtsrat der Staatsholding ÖIAG hat die Weichen für die teilweise Privatisierung des steirischen Erzbergs gestellt. Die Verträge sollen zwar erst Anfang Oktober unterschrieben werden, doch fix ist, dass die VOEST einen Teil des Erzbergs von der ÖIAG kauft.
8. April 2017, 21:58
Interview mit VOEST-Generaldirektor Wolfgang Eder
Einst galt der Erzberg als Brotlaib der Steiermark. Nun ist er zum Großteil aufgezehrt und steht vor dem Verkauf. Die abbaubaren Erzreserven gehen zu Ende. Zuletzt hatten 230 Mitarbeiter rund zwei Millionen Tonnen für die VOEST abgebaut. Wegen des vergleichsweise geringen Eisengehalts und der hohen Emissionen bei der Verarbeitung war der Appetit der VOEST auf den verblieben Brotlaib zeitweise gering. Jetzt ist er angesichts der jüngsten Rohstoffverknappung wieder gewachsen...
Eisen auf immerdar?
Eisen auf immerdar - damit, so die Sage - sollte der Steiermark in alle Ewigkeit Wohlstand beschieden sein. Tatsächlich ist der Erzberg die Grundlage für die Industrialisierung der Steiermark gewesen. Aber im 20.Jahrhundert sind Eisenerz und der Erzberg von einer Reihe internationaler Stahlkrisen eingeholt worden, der Abbau wurde drastisch eingeschränkt, die Bevölkerung von Eisenerz hat sich in den letzten Jahrzehnten auf rund 7.000 halbiert.
Wieder konkurrenzfähig
Die internationale Versorgungskrise bei Rohstoffen und Erzen hat den Erzberg jetzt wieder konkurrenzfähig gemacht. Im Zeichen internationaler Knappheit an Eisenerzen hat sich daher die VOEST über eine Stiftung die Nutzung des Erzbergs gesichert, bis er "ausgeerzt" ist. In einem endgültigen Ausstiegsszenario soll in etwa zehn Jahren das Land Steiermark später neuer Eigentümer mit neuen Konzepten werden. Bis dahin dürften die Erzreserven so weit erschöpft sein, dass sich ein Abbau nicht mehr lohnt.
Der Deal im Detail
Die Stiftungslösung ist noch nicht unterschrieben, das könnte in der kommenden Woche geschehen. Das Konzept sieht derzeit so aus: Die VOEST kauft von der ÖIAG einen Teil des Erzberges und beide - VOEST und ÖIAG - bringen Ihre Anteile in eine Stiftung ein, die wiederum als Begünstigten das Land Steiermark hat. Das heißt, wenn die abbaubaren Reserven am Erzberg erschöpft sind, wird die Stiftung aufgelöst, und der Erzberg geht in das Eigentum des Landes Steiermark über. Damit soll sichergestellt werden, dass der Erzberg für die Steiermark langfristig als "Kultur-, Arbeits- und Naturdenkmal" erhalten bleibt. Mit der Stiftungslösung kann das Land nach dem Ende des Bergbaus die Vermarktung der Erzberg-Region übernehmen.
23 Millionen Euro Umsatz im Vorjahr
Die VA Erzberg GmbH der ÖIAG beschäftigt derzeit 230 Mitarbeiter, im Vorjahr setzte das Unternehmen rund 23 Millionen Euro um. Der Erzberg deckt etwa ein Viertel des jährlichen Eisenerz-Bedarfs der VOEST. Bis Ende 2007 hat der Linzer Stahlkonzern einen Fünf-Jahresvertrag für die Schürfrechte. Bei der angepeilten Stiftungslösung kann die VOEST diesen Vertrag nochmals verlängern, ohne dass ein Konkurrent einsteigt und hätte damit auch nach dem Jahr 2007 Zugriff auf die Rohstoffreserven des Erzbergs.
Schaubergwerk mit größtem Taxi der Welt
Derzeit bastelt man an Konzepten, wie der Erzberg später genutzt werden könnte. Es ist vor allem an Tourismus gedacht. Schon jetzt gibt es ein Schaubergwerk und Führungen über den Erzberg mit dem so genannten Hauly, dem größten Taxi der Welt, einem Schwerlastkraftwagen, der die Besucher zu seinen noch aktiven "Kollegen" am Erzberg transportiert.
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