Regisseur Götz Fritsch über seine Arbeit

Funktheater? Radiobühne? Sendespiel?

Der Autor Ernst Jandl schuf einst die kürzeste und prägnanteste Hörspiel-Definition: "hör! spiel!" In diesem doppeltem Imperativ sind alle Formen des Hörspiels enthalten. Ein Geburtstagsgruß ans Radio von Götz Fritsch, dem Hörspiel-Regisseur.

Hörprobe aus "hör! spiel!"

Schon in den ersten Radiotagen versuchten die Radiopioniere literarische Werke in das neue Medium einzugliedern. Die Bezeichnungen Funktheater, Radiobühne, Sendespiel belegen, wie verschwommen die Vorstellungen noch waren, was diese neue Kunst möglicherweise zu leisten vermag.

Die Übertragungen mussten lange Zeit live erfolgen. Das Tonband war noch nicht erfunden. Zwar konnte schon auf Wachsmatritzen und Schellackplatten aufgezeichnet werden, aber Schnitte waren nicht möglich.

Seither hat sich das Hörspiel durch technische und ästhetische Neuerungen ständig verändert. Die feindlichen drei Grundrichtungen des Hörspiels, die literarische, die radiophone, die dokumentarische, haben inzwischen verstanden, nebeneinander zu existieren, voneinander zu lernen, einander zu durchdringen.

Götz Fritsch erzählt:

Als ganz junger Experimental-Regisseur hatte ich das Glück im New Yorker LaMama Theater arbeiten zu dürfen. Grotowsky-Techniken, körperbetontes Bewegungstheater, Meditationszeremonien etc. Als ich dann meine ersten Inszenierungen am Wiener Volkstheater bekam, mußte ich zu meinem Ärger feststellen, daß mein Regieassistent mehr von Dialogregie verstand als ich.

So bat ich den ORF mir ein paar Hörspielregien anzuvertrauen, damit ich mich aus meiner Unkenntnis befreien könne wie weiland Münchhausen sich am eigenen Zopf aus dem Sumpf zog.

Und siehe da, Dialogregie machte mir immer mehr Vergnügen, und ich verliebte mich in die wunderbare Königsdisziplin des Radios, das Hörspiel, in all seinem Facettenreichtum.

Ich erlebte den Niedergang der Gattung und ihren erstaunlichen Wiederaufstieg.

Ein wenig von den abenteuerlichen Etappen der Hörspielgeschichte möchte ich Ihnen in meiner Reise durch acht Jahrzehnte Audiokunst näherbringen. Und sollte ich Sie von meiner Meinung überzeugen können, daß das Hörspiel die genialste, zeitgemäßeste Kunstgattung fernab aller verstaubten Nostalgie ist, oder zumindest sein kann, freut sich
Ihr Götz Fritsch