Die Schwierigkeit der Wissenschaftskommunikation

Wissenschaft und Bildung im Radio

"Wissenschaft und Bildung im Radio" ist nicht nur ein wesentlicher Teil der Erfolgsgeschichte dieses Mediums, sondern auch ein spannendes Lehrstück für das Verhältnis von Wissenschaft und Öffentlichkeit: Die hohe Kunst verständlich zu formulieren.

Die hohe Kunst, verständlich zu formulieren und dabei in erster Linie an das Hörerpublikum zu denken, war schon in der Frühzeit des Mediums den Radiomachern als große Herausforderung bewusst.

Prominente Wissenschafter und sogar Nobelpreisträger wie der Mediziner Julius Wagner-Jauregg waren von den volksbildnerischen Qualitäten des Radios überzeugt und versuchten diese in populären Rundfunkvorträgen der Dreißigerjahre zu nutzen.

Die Schwierigkeit der Wissenschaftskommunikation

In den Radio-Archivbeständen späterer Jahrzehnte finden sich Kostbarkeiten wie der gelungene Versuch des Nobelpreisträgers Karl von Frisch 1968 im österreichischen Schulfunk die Bienensprache zu erklären. Und auch heute "lebt" die Wissenschaft im Radio nicht zuletzt von publikumswirksamen Forscherpersönlichkeiten, denen die Wissenschaftskommunikation ein persönliches Anliegen ist.

Neu sind viele der kritischen Fragen, die von der Gesellschaft an die Wissenschaft gestellt werden. Die Fortschritte der modernen Biologie haben das traditionelle Bild vom Menschen in Frage gestellt, mit der Diskussion über das Klonen an Tabugrenzen gerührt und neue ethische Fragen aufgeworfen.

Veränderungen der medialen Vermittlung

Verändert haben sich aber nicht nur die Wege des Denkens, die Forschungsfelder und wissenschaftlichen Weltbilder. Verändert haben sich auch die Formen der medialen Vermittlung. Sie sind publikumsorientierter und gestalterisch vielfältiger geworden.

So wurde auch der auf den Lehrplan ausgerichtete Schulfunk 1984 durch das Radiokolleg abgelöst. Als Bildungsradio ist es dem Prinzip verpflichtet, nicht nur Informationsfülle zu liefern, sondern diese Fülle auch zu ordnen und Zusammenhänge sichtbar zu machen, so dass daraus Hintergrundinformation im Sinne moderner, abwechslungsreicher Erwachsenenbildung entsteht. Bis heute ein Erfolgsrezept, dem auch Wissenschaftssendungen wie die Ö1-Dimensionen verpflichtet sind.

Die ersten Radiostars

Nicht immer war es den Programmgestaltern der Radio- "Pionierzeit" auch gelungen, nur die "ersten Fachleute" zu verpflichten. Der Volksbilder Rudolf Henz, der Anfang der Dreißigerjahre in der RAVAG das Ressort Wissenschaft aufgebaut und 1932 den Schulfunk eingeführt hatte, bemerkte dazu: "Herrschaften zweiter Garnitur waren selten bereit, auch nur eine Zeile ihres Manuskripts zu opfern. Und einer dieser kleinen Gelehrten meinte sogar: 'Wenn ich mich klar und allgemeinverständlich ausdrücke, bin ich bei meinen Fachkollegen unten durch'. "

Andererseits wurde einer der ersten Radiostars in der Frühzeit dieses Mediums nicht von Literatur und Musik, sondern von der Wissenschaft hervorgebracht: Der berühmte, auch von Hermann Leopoldi in der "Ravagiana" besungene Professor McCallum, dessen Popularität untrennbar mit den beliebten Sprachkursen verbunden war.

Wissenschaftsgeschichte im Radio

Der Blick zurück in die Radio-Wissenschaftsgeschichte zeigt aber auch, wie die "Vertriebene Vernunft" nach 1945 Spuren und Leerstellen hinterlassen hat. Vor diesem Hintergrund wirken Radio-Beiträge von Intellektuellen und Wissenschaftlern wie Friedrich Heer, Viktor Frankl, Ernest Dichter, Anna Freud oder Erwin Ringel auch als unverzichtbarer Bestandteil der politischen Kultur und der politischen Bildung der Zweiten Republik.

Zu der Wissenschaftsgeschichte im Radio gehören nicht zuletzt auch Institutionen des österreichischen Geisteslebens wie die "Salzburger Humanismusgespräche" mit ihrem medialen "Zeit-Spiegel", dem Salzburger Nachtstudio.

Die Ö1-Wissenschaft hat diese Tradition fortgesetzt. Zunächst mit den "Zukunftssymposien", heute mit zahlreichen aktuellen Enqueten und Science Events, die der "Scienctific Community" eine neue Plattform für Dialoge mit der Gesellschaft bieten.

Download-Tipp
Ö1 Clubmitglieder können die "Dimensionen" vom 10. September nach Ende der Live-Sendung im Download-Bereich herunterladen