Einsturz der Reichsbrücke
1976
1976 ist ein internationales Wahl-Jahr: Jimmy Carter wird amerikanischer Präsident und in der BRD wird Helmut Schmidt als Kanzler bestätigt. Nach vielen Protesten findet in Kärnten eine Volkszählung zur Erfassung der slowenischen Minderheit statt.
8. April 2017, 21:58
Teil 53: 1976
Im Süden Afrikas tobt 1976 der Kampf zwischen Schwarz und Weiß. Eine innerafrikanische Lösung der Probleme ist nicht absehbar.
In Argentinien wird Staatspräsidentin Isabel Peron durch eine Militärjunta gestürzt. Auch im Nahen Osten tobt noch immer der Kampf der Religionen. Im Libanon herrscht Bürgerkrieg und der Konflikt zwischen Israel und den arabischen Staaten ist noch immer nicht beendet.
Erdbeben in Friaul
Auf dem Flughafen Entebbe in Uganda geht ein einwöchiges Geiseldrama zu Ende. Einem Spezial-Kommando aus Israel gelingt die Befreiung von 258 Geiseln aus der Hand palästinensischer Entführer. Dennoch verlieren dabei 30 Menschen ihr Leben.
In der italienischen Region Friaul fordert ein Erdbeben 2.000 Tote und 80.000 Bewohner werden obdachlos. In Seveso bei Mailand kommt es in einer Chemiefabrik zu einer Explosion, durch die hochgiftiges Dioxin entweicht. Die Langzeit-Schäden für die Bevölkerung sind nicht absehbar.
Carter wird US-Präsident
In den USA finden 1976 Präsidentschafts-Wahlen statt, bei denen der Demokrat Jimmy Carter gegen den amtierenden Präsidenten, den Republikaner Gerald Ford antritt. Carter kann die Wahl für sich gewinnen.
In Europa finden ebenfalls in vielen Ländern Wahlen statt: In Portugal, Italien, Schweden und in der Bundesrepublik Deutschland. Dort wendet sich der CSU-Vorsitzende Franz Josef Strauss im Biergarten-Stil gegen Kanzler Helmut Schmidt. Die CDU-CSU zieht mit der Devise Freiheit statt Sozialismus gegen die Bonner Koalition in den Wahlkampf. Schmidt hingegen verweist auf die wirtschaftlichen und politischen Erfolge der SPD-FDP-Koalition. Die Bundestagswahlen vom 3. Oktober bestätigen dann die sozial-liberale Koalition.
Volkszählung besonderer Art
In Österreich beschließt die Bundesregierung gemeinsam mit den Oppositions-Parteien, eine Volkszählung besonderer Art zur Feststellung der slowenischen Minderheit in Kärnten durchzuführen. Doch die Kärntner Slowenen rufen zum Boykott der Sprachzählung auf.
Beide Volksgruppen reiben sich an dieser Zählung und zahlreiche Demonstrationen finden statt. Ein Befürworter der Volkszählung ist der Kärntner Landeshauptmann Wagner. Die Zählung findet dann am 14. November statt und kann trotz einer massiven Werbekampagne der Regierung keine umfassende Erhebung der Muttersprache bringen. So bleiben die Probleme der slowenischen Minderheit in Kärnten ungelöst.
Einsturz der Reichsbrücke
Ganz Österreich ist im Jahre 1976 schockiert als die Wiener Reichsbrücke einstürzt. Ein Mensch fällt dem Einsturz zum Opfer.
Einen Schock anderer Art löst bei vielen Menschen eine am 16. Oktober 1976 ausgestrahlte Radiosendung aus. Zwei Jahre vor der geplanten Inbetriebnahme des umstrittenen AKW Zwentendorf läuft diese kritische Sendung unter dem Titel Angenommen Zwentendorf... im Regional-Programm. Sie enthält eine rein fiktive Meldung über einen Reaktor-Unfall in Zwentendorf: Eine radioaktive Wolke habe bereits Tulln erreicht.
Trotz aller Hinweise, dass es sich um eine fiktive Meldung handle, werden hunderte Hörer in Angst und Schrecken versetzt. Die Tullner Feuerwehr schickte sich sogar an auszurücken. Auf ähnliche Weise hatte Orson Welles in den Dreißiger Jahren die New Yorker mit einem Hörspiel geschockt. Darin ging es um die Landung von Mars-Menschen auf der Erde.