Impulsgeber der österreichischen Popkultur

Wolfgang Kos

Wolfgang Kos ist einer der wichtigsten Impulsgeber der österreichischen Popkultur: er hob die Ö3 “Musicbox“ mit aus der Taufe und gründete das “Ö3 Popmuseum“. Mittlerweile ist er Direktor des “Wien Museum“, wo er seine Sammel-Leidenschaft ausleben kann.

Wolfgang Kos

“Ich habe als Kind mit großem Vergnügen Radioreportagen von Schirennen und Fußballspielen gehört und wollte Sportreporter werden. Ich bin dann noch in der Schulzeit Lokalreporter der Mödlinger Zeitung geworden und habe an und für sich damit gerechnet, dass es eine normale journalistische Berufsgestaltung wird. Da ist aber etwas dazwischen gekommen, nämlich die Tatsache, dass ich ein Fan war. Ich war ein Popfan.“

So beschreibt Wolfgang Kos die Anfänge seiner Karriere. Sportreporter wurde er nicht, dafür aber einer der wichtigsten Impulsgeber der österreichischen Popkultur.

Start bei Ö3

Wolfgang Kos wurde am 12. Mai 1949 in Mödling geboren. Nach der Matura studierte er Geschichte und Politikwissenschaften an der Universität Wien. Noch während seiner Studienzeit in den späten Sechziger Jahren begann Kos seine Karriere als Radiojournalist und -gestalter.

“Als Ö3 begonnen hat und es dort auch Sendungen gab, wo Popmusik vermittelt werden sollte, bin ich dort einfach einmal hingegangen und bin darauf gekommen, dass die keine Ahnung haben. Ich habe ein Sendungs-Manuskript auf der Schreibmaschine meines Vaters getippt. Die Sendung hieß “Das verrückte Karussell“, und war über Swinging London. Ich war dort ein paar Mal und hab´ aus einem Merian-Heft sehr viel abgeschrieben, was niemand gemerkt hat. Die waren begeistert über eine so kenntnisreiche Sendung und haben es gesendet, ohne es mir zu sagen. Sie haben mir gesagt: wir brauchen wieder Manuskripte.“

Gründer der “Musicbox“ und des “Ö3-Popmuseums“

Zusammen mit Alfred Treiber, André Heller, Michael Schrott, Richard Goll und anderen, baute Wolfgang Kos ab 1968 die legendäre Ö3 Sendung “Musicbox“ auf und übernahm 1980 deren Leitung. Die Redaktion der “Musicbox“ war für Kos eine Art zweites Zuhause.

1974 gründete Wolfgang Kos das “Ö3-Popmuseum“, dessen “Kurator“ er bis 1995 blieb. Dieser Sendungstitel klingt fast wie ein Omen, denn seit 1980 kuratiert Kos historische Ausstellungen. Darunter ist auch die niederösterreichische Landesaustellung 1992, zu einem Lieblingsthema von Kos: “Die Eroberung der Landschaft“. Seit 2002 ist Wolfgang Kos Direktor der Museen der Stadt Wien, dem heutigen "Wien Museum".

Leidenschaftlicher Sammler

“Die Arbeit an Ausstellungen ist der eines Journalisten ähnlicher, als manche glauben. Vor allem im Radio ist das so. Eine Radiosendung heißt zum Beispiel ich habe eine oder zwei Stunden, um ein Thema aus verschiedenen Bausteinen darzustellen. Man kann aus diesem Material jetzt ganz verschiedene Routen legen, da ist das Umgehen mit Material in einer Ausstellung - auch das ist ja ein Weg durch einen Raum - überraschend ähnlich, weil’s was Analoges ist. Wie der Weg durch eine Stunde, durch den Zeitraum im Radio.“

Die Stärke von Wolfgang Kos ist es, den Hörer oder Ausstellungs-Besucher bei der Hand zu nehmen und den “Raum“ so zu gestalten, dass es immer etwas Neues, Interessantes gibt. Auf das Radio angewandt beschreibt Kos das so: Radio, das heißt Text plus akustisches Bühnenbild. Beim sachlichen Inhalt einer Sendung verlässt er sich lieber auf Informationen, die er aus verschiedensten Quellen sammelt. Diese Sammel-Leidenschaft ließ seinen Schreibtisch in verschiedenen Redaktionen gelegentlich unter Mappen voller gesammelter Artikel und Ausschnitte verschwinden. Jetzt habe er gelernt die Orientierung zu bewahren, denn in seinem neuen Büro im “Wien Museum“ gibt es für diesen Zweck Hängeschränke.

Neue Konzepte für Ö1

Noch während seiner Tätigkeit bei Ö3 entwickelte Wolfgang Kos ab 1980 auch neue Konzepte für Ö1. 1984 hob er die mittlerweile mehrfach preisgekrönte Wochenend-Feuilletonsendung “Diagonal - Radio für Zeitgenossen“ aus der Taufe.

“Ich war immer eigentlich in Redaktionen in Medien, wo wir uns selber die Themen suchen mussten, wo wir uns selber die Agenda setzen mussten. Ab 1984 war das dann ganz stark, da war eigentlich jede Ausgabe von “Diagonal“ so etwas, wie eine neue Publikation zu einem Thema. Das hat dem ganzen sehr früh eine essayistische feuilletonistische Dimension geben.“