Geburts- und Gedenktage
Eine bunte Sänger-Mischung
Der wöchentliche Opern-Nostalgie-Termin bietet diesmal eine bunte Mischung interessanter Sänger-Persönlichkeiten: Vom Tenor Ion Buzea, über Heinz Imdahl und Meta Seinemeyer bis zu Luis Mariano, dem König der leichten Muse, reicht die Auswahl von Gottfried Cervenka.
8. April 2017, 21:58
Der wöchentliche Nostalgie-Termin bietet eine bunte Mischung interessanter Sänger-Persönlichkeiten: Ion Buzea, Heinz Imdahl, Luis Mariano, Pol Plancon, Meta Seinemeyer und Martial Singher. Sie sind an der Seite so hochkarätiger Partner wie etwa Vina Bovy, Emanuel List, Tino Pattiera, Richard Tucker oder Hilde Zadek zu hören.
Anlass für diese Zusammenstellung sind aktuelle Geburts- und Gedenktage: So z. B. der 70er des - nicht nur in Wien - sehr geschätzten rumänischen Tenors Ion Buzea.
Moniuszkos "Halka" mit Buzea
1965, in der großartigen Volksopern-Ära von Albert Moser und mit Marcel Prawy als ideensprühendem Chefdramaturgen, stand Stanislaw Moniuszkos Oper "Halka" auf dem Spielplan. Prawy, der auch eine deutsche Bühnenfassung erstellt hatte, wollte natürlich am liebsten seinen einstigen Jugendschwarm Jan Kiepura für die Rolle des Jontek noch einmal nach Wien locken.
Das klappte schließlich doch nicht, außerdem starb Kiepura bald darauf. Aber mit Ion Buzea stand damals ein figürlich wie stimmlich hochattraktiver Tenor auf der Bühne.
Ion Buzea, ein temperamentvoller Tenor
Diese Woche feiert Ion Buzea seinen 70. Geburtstag. Schon lange ist es still um den Tenor geworden, in den 60er und 70er Jahren aber feierte der einstige Bergbauingenieur aus Cluj weltweit schöne Erfolge. Nach der Volksoper holte man ihn bald auch an die Wiener Staatsoper, nach Berlin, Zürich, London und an die "Met".
Auf dem Weg zu einer ganz großen Karriere war ihm vielleicht sein oft überschäumendes Temperament, das ihn manchmal auch übers Ziel schießen ließ, im Weg. Jedenfalls konnte man bei einer Vorstellung mit Buzea sicher sein, dass er alles geben würde.
Helden-Bariton Heinz Imdahl
Genau 10 Jahre älter als Buzea ist der aus Düsseldorf gebürtige Heinz Imdahl. In den 50er und 60er Jahren war er einer der führenden Heldenbaritone der deutschen Opernszene. Bereits seit Jahrzehnten ist er ein wohlbestallter Hotelier am Chiemsee.
Von der Plattenindustrie leider ebenso übergangen wie etwa Hans Beirer, tauchen doch immer wieder interessante Mitschnitte mit Imdahl auf - so z. B. aus einer Düsseldorfer "Troubadour"-Vorstellung aus dem Jahr 1958, in der er unter Alberto Erede mit Hilde Zadek als Leonora zu hören ist. Berühmt wurde Imdahl aber vor allem im Heldenbariton-Fach: Als Holländer, Kurwenal, Telramund, Wotan oder als Hans Sachs, seiner Lieblingspartie. Und in diesen Rollen gastierte er auch mehrfach an der Wiener Staatsoper.
Meta Seinemeyer (1895-1929)
Nun ein Wechseln in die erste Hälfte des 20. Jahrhunderts - zu Meta Seinemeyer und Pol Plancon, zu zwei Künstlern, die wohl für immer einen Platz in der aller ersten Reihe des Sänger-Olymps einnehmen werden.
Meta Seinemeyer, gebürtige Berlinerin, studierte u.a. beim legendären Gesangspädagogen Ernst Grenzebach Gesang. 1918 debütierte sie als Eurydike in Glucks "Orpheus" in Berlin. Den Zenit ihrer durch frühen Tod so kurzen Karriere aber erlebte sie schließlich an der Dresdner Oper unter Fritz Busch. Dort setzte sie vor allem in der damals beginnenden deutschen Verdi-Renaissance bis heute unvergessene Akzente.
Verdi-Traumpaar der Dresdner Oper
Die Leonore in Verdis "Macht des Schicksals" in der damals neuen deutschen Werfel-Fassung war einer der größten Erfolge von Meta Seinemeyer. Ihr Tenor-Partner in diesen Dresdner Jahren meist Tino Pattiera.
Ein Sänger, dessen Leistungen mitunter sehr schwankend waren, der aber durch Aussehen, Ausstrahlung und vor allem durch den sinnlichen Klang seiner männlich timbrierten Stimme aufhorchen ließ. Seinemeyer und Pattiera: Sie waren - leider nur für kurze Zeit - das Verdi-Traumpaar der Dresdner Oper.
Jahrhundert-Bass Pol Plancon
Pol Plancon (1851-1914), dessen 90. Todestag sich am Mittwoch jährt, stammt noch aus der prä-veristischen Ära. Die Hauptmerkmale seines Gesangsstils beruhten auf feinsten dynamischen Akzenten, nuanciert eingesetzten Klangfarben und einer perfekten Diktion. So war er als Mephisto das Musterbeispiel eines Gentleman-Schurken.
Seine Gestaltung der Arie des Tambourmajors aus der heute fast völlig vergessenen Oper "Le Caid" von Ambroise Thomas bleibt unübertroffen.
Martial Singher, ein großer Pädagoge
Er wäre heute als Sänger wohl vergessen: Der Bariton Martial Singher (1904-1990). Aber was vor allem von seinem Wirken geblieben ist, sind seine großartigen Erfolge als Pädagoge:
Judith Blegen, Donald Gramm, James King und vor allem Thomas Moser - sie alle und noch viele andere waren seine Schüler. Und das beweist, wie viel er von diesem Metier verstanden haben muss - und dies auch weitergeben konnte. Singher, der am 14. August 100 wäre, starb 1990 in Santa Barbara in Kalifornien.
Luis Mariano, König der leichten Muse
Sie kennen den spanisch-stämmigen Tenor Mariano Eusebio Gonzalés y Garcia, der in diesen Tagen seinen 90. Geburtstag gefeiert hätte, nicht? Kein Wunder, denn Karriere gemacht und zu einem König der Unterhaltungsmusik wurde er unter dem Namen Luis Mariano - und das in erster Linie in Frankreich.
Dabei begann er seine Laufbahn zunächst ganz seriös, studierte am Konservatorium von Bordeaux und debütierte schließlich als Ernesto in Donizettis "Don Pasquale" an der Seite der belgischen Koloratur-Diva Vina Bovy.
Berühmt mit "Le Chanteur de Mexico"
Mit der 1951 in Paris uraufgeführten Operette "Le Chanteur de Mexico" von Francis Lopez wurde Luis Mariano seinerzeit - auch bei uns - unglaublich populär. Am 12. August wäre der unvergleichliche Interpret 90 Jahre alt geworden.