Zeitgeschichte anschaulich machen

Hugo Portisch

Hugo Portisch, der Herr der Geschichte, bereitet mit seinen Dokumentationen wie “Hört die Signale“, sowohl österreichische als auch internationale Zeitgeschichte auf und trägt damit zur politischen Bildung bei. 1964 verhilft er dem Rundfunk-Volksbegehren zum Erfolg.

Der "Herr der Geschichte", wie er manchmal genannt wird, wollte anfangs gar kein Journalist werden, sondern Naturforscher oder Wissenschafter. Auf jeden Fall wollte er die Welt bereisen. Wie kein zweiter verstand und versteht er es immer noch, mit unnachahmlicher Gestik und Mimik Weltpolitik oder österreichische Geschichte zu erklären.

Hugo Portisch wurde am 19. Februar 1927 in Bratislava geboren. Er beginnt seine journalistische Laufbahn im Jänner 1948 bei der "Wiener Tageszeitung", wo er in einer kleinen Redaktion auf Karl Polli, den späteren Chefredakteur des Hörfunks und Hans Dichand, den späteren Chefredakteur der "Kleinen Zeitung" und heutigen Herausgeber der “Kronenzeitung“, trifft.

Initiator des Rundfunk-Volksbegehrens

1953/54 wird Portisch zum Österreichischen Informationsdienst nach New York berufen und kehrt im Jahr des Österreichischen Staatsvertrages nach Wien zurück.

Als Chefredakteur des "Kurier", der damals größten Tageszeitung Österreichs, initiiert Hugo Portisch 1964 in Zusammenarbeit mit parteiunabhängigen Zeitungen das Rundfunk-Volksbegehren. In wenigen Tagen erhält der Kurier über 100.000 Unterschriften seiner Leser.

Vom "Kurier" zum ORF

Neben seiner Tätigkeit beim "Kurier" setzt sich der "lebendigste und schnellste" Publizist, wie ihn sein langjähriger Wegbegleiter Fritz Molden bezeichnet, in seinen Büchern mit den Atom-Arsenalen der Supermächte, der Spaltung und Wiedervereinigung Deutschlands, dem Apartheid-Regime in Südafrika und der Zukunft des gesamten südlichen Afrikas auseinander.

In dieser Zeit ist er auch Mitbegründer der "School of Journalism" an der Universität Nairobi, wo er auch immer wieder unterrichtet. Hugo Portisch, dessen Maxime: "check", "recheck", "double-check", also das doppelte Überprüfen des Inhalts, ihn bis heute auf seinem journalistischen Weg begleitet, wechselt nach zehnjähriger Chefredaktion 1968 zum ORF und wird dessen Chef-Kommentator.

Fernseh-Dokumentationen mit Sepp Riff

Seine Bücher setzt Portisch gemeinsam mit Sepp Riff auch für das Fernsehen um: "Friede durch Angst" ist die erste Fernseh-Darstellung der Atom-Arsenale der Supermächte. Auch die Probleme im Süden Afrikas schildert Portisch für das Fernsehen ebenso wie das Erwachen Chinas nach der Kultur-Revolution.

Aufarbeitung österreichischer Geschichte

Es folgen die beiden großen historischen TV-Serien "Österreich I" und "Österreich II" von Portisch und Riff, die der Aufarbeitung der jungen und jüngsten Geschichte Österreichs gelten.

Zu dieser mühevollen Rekonstruktion des audiovisuellen Gedächtnisses Österreichs in insgesamt 43 Folgen kommen vier Bücher mit dem gleichnamiger Titel heraus. Gemeinsam mit Henry Kissinger, dem früheren Außenminister der USA, erstellt Portisch die internationale Dokumentation "Der Zweite Weltkrieg - Ursachen und Hintergründe". In vielen Sprachen synchronisiert, wurde sie in insgesamt 32 Ländern ausgestrahlt.

Dokumentationen zum Fall des Kommunismus

Im Jahre 1990 betraut der ORF Portisch mit der Aufgabe, in einer weiteren historischen Dokumentation - in Anbetracht des Zusammenbruchs der kommunistischen Regime in Europa - die Geschichte des Sowjetkommunismus zu rekonstruieren.

Die vierteilige Fernsehserie wurde unter dem Titel "Hört die Signale" in Österreich, Deutschland, der Tschechoslowakei, Polen, Griechenland und Italien ausgestrahlt. Unter dem Generalintendanten Gerhard Zeiler folgt eine Trilogie über China.

Viel prämierter Journalist

Für seine journalistischen Leistungen erhält Portisch als einer von wenigen Journalisten zweimal die "Goldene Kamera", zweimal den Fernsehpreis der Österreichischen Volksbildung, den Fernsehpreis "Romy", den Österreichischen Staatspreis, den Dr.-Karl-Renner-Preis für Publizistik, den Theodor-Innitzer-Preis für den wissenschaftlichen Film und den Dr.-Karl-Renner-Preis der Stadt Wien in Anerkennung seines Beitrags zur politischen Bildung und kritisch und mediendidaktisch aufbereiteten Zeitgeschichte.