Hörer mit Worten fesseln
Andreas Reischek
Andreas Reischek war ein Pionier der Hörbericht-Erstattung der frühen RAVAG (Radio Verkehrs AG). Besonders beliebt waren seine volkstümlichen Sendungen. Der nach Reischek benannte österreichische Hörfunkpreis wird seit 1976 vom Landesstudio Oberösterreich ausgeschrieben.
8. April 2017, 21:58
Andreas Reischek
"Das Mikrofon gehört auf die Straße, mitten ins Weltgeschehen!"
Andreas Reischek wusste die Hörer mit Worten zu fesseln. Ob es ein Interview mit Sven Hedin, eine Unterredung mit dem Kapitän eines russischen Eisbrechers, oder eine packende Schilderung einer Papstmesse aus dem Petersdom war, das Publikum hörte dem Pionier der Hörberichte im Rundfunk zu. Vor allem für seine volkstümlichen Sendungen wurde er geschätzt. Er imponierte mit seinen - wie ein Kritiker damals schrieb - "plastischen lebendigen Funkbildern".
Vom Museum zum Radio
Andreas Reischek wurde im August 1892 in Klosterneuburg geboren. Er lernte das Beobachten und Zuhören von seinem Vater. Dieser hatte zwölf Jahre als Ethnologe und Zoologe in Neuseeland gearbeitet, als er die Leitung des Oberösterreichischen Landesmuseums "Carolinum" in Linz übernahm. So wuchs Andreas Reischek quasi im Museum auf und durfte sogar bei Ausgrabungen assistieren.
Nach dem Tod seines Vaters sichtete Reischek die Aufzeichnungen über die Maori-Könige und publizierte wenig später den Nachlass seines Vaters unter dem Titel: "Sterbende Welt. Zwölf Jahre Forscherleben auf Neuseeland". Angespornt durch den Erfolg des Buches hielt er zahlreiche Vorträge in der Urania, wo ihn der damalige Programmdirektor der RAVAG 1925 kennen lernte. Dieser lud ihn ein, Vorträge über die Reisen seines Vaters im damals noch jungen Radio zu halten.
Gründer der Sendergruppe "Rot-Weiß-Rot"
Der Rundfunk-Reporter Andreas Reischek war auch Chefredakteur, der im Wiener Krystall-Verlag erscheinenden Monatszeitschrift "Der neue Pflug". Dort veröffentlichte er Gedichte des damals noch unbekannten Josef Weinheber und protegierte den Schriftsteller.
Als Reischek 1929 bei der RAVAG fix angestellt wurde, plante und organisierte er mit dem damaligen Leiter Rudolf Henz, den Aufbau des neuen Mediums in Österreich. Im April 1945 musste Reischek mit dem kompletten Betrieb nach Bad Aussee evakuiert werden und gründete dort die Sendergruppe "Rot-Weiß-Rot". Zwei Jahre später wurde er Programmdirektor des Studios Linz.
Andreas-Reischek-Preis
Andreas Reischek starb am 13. August 1965 mit 73 Jahren in Wien. Seit 1976 wird der nach ihm benannte österreichische Hörfunkpreis alle zwei Jahre vom Landesstudio Oberösterreich ausgeschrieben.