Auf den Spuren eines preußischen Fürsten
Briefe eines Verstorbenen
Mit seinen liebevollen Briefen an seine Ex-Frau landete Hermann Fürst Pückler-Muskau einen der größten Bucherfolge des 19. Jahrhunderts. Mit dem Erlös legte er auf seinem sächsischen Anwesen den ersten, bis heute viel bewunderten Landschaftspark Mitteleuropas an.
8. April 2017, 21:58
Hermann von Pückler-Muskau war einer der erfolgreichsten Autoren des 19. Jahrhunderts. Seine "Briefe eines Verstorbenen an seine Ex-Frau wurden zu einem Sensationserfolg. Das Geld, das der preußische Fürst damit verdiente, verwendete er vor allem zur Ausgestaltung seiner Parks. Die Anlage in Muskau, die sich über die Neiße hinweg erstreckte und heute zu zwei Drittel in Polen liegt, war bis ins 20. Jahrhundert einer der berühmtesten und größten Landschaftsgärten Mitteleuropas.
Heute Weltkulturerbe
Der Muskauer Park ist ein herausragendes Beispiel eines europäischen Landschaftsgartens, ein Vorläufer für neue Ansätze im Landschaftsdesign und Vorbild gebend für die Entwicklung der Landschaftsarchitektur.
Mit dieser Begründung hat das "World Heritage Committee der UNESCO jenen rund 600 Hektar großen Park, den Fürst Hermann von Pückler-Muskau zwischen 1815 und 1840 rund um sein Schloss im sächsischen Bad Muskau anlegen ließ, in die Liste der Welterbestätten aufgenommen.
Aufklärung statt Absolutismus
Schon Pücklers Zeitgenossen hatten die Anlage, die zu den größten Landschaftsgärten Mitteleuropas zählt, als etwas Außergewöhnliches und Neuartiges empfunden, war sie doch ganz anders als die üblichen Schlossgärten mit ihren exakt zurechtgestutzten Hecken, mit den scharf abgezirkelten Blumenbeeten und den mit strengem Konzept angelegten Wegen. In diesem damals üblichen französisch-barocken Gartenstil spiegelte sich die Welt des Absolutismus wider, in der ein unumschränkter Herrscher über die Natur genauso wie über die Menschen verfügte.
Pückler hingegen setzte dem in seinem Park ein neues Weltbild entgegen, das er bei seinen Englandreisen kennen gelernt hatte: nämlich jenes der Aufklärung mit ihrem liberalen Gedankengut. Genauso wenig wie die Menschen sollte auch die Natur nicht in ihrer Freiheit eingeschränkt werden - oder zumindest sollte es so aussehen, als ob im Park alles frei und "natürlich wachse.
Neiße-Regulierung
Der Aufwand, den Pückler zur Erzielung dieses Effektes betrieb, war gewaltig. Er ließ ganze Baumgruppen verpflanzen, Hügel aufschütten, Seen anlegen und sogar den Verlauf der Neiße ändern, die den Muskauer Park in zwei Hälften - eine deutsche und eine polnische - teilt.
Erst seit Oktober 2003 ist der Park wieder zur Gänze begehbar, denn seit 1945 war die Neiße streng abgesicherte Staatsgrenze, über die es auch zu DDR-Zeiten keinen Übergang gab: Alle Parkbrücken waren während des Krieges gesprengt worden. Als 2003 jene Doppelbrücke, die Pückler-Muskau über eine Neiße-Insel hatte schlagen lassen, wieder errichtet und wieder begehbar gemacht wurde, war sie die erste und einzige Parkbrücke über eine EU-Grenze hinweg.
"Andeutungen über Landschaftsgärtnerei"
"Eine große landschaftliche Gartenanlage in meinem Sinne muss auf einer Grundidee beruhen, schrieb Pückler in seinem Buch "Andeutungen über Landschaftsgärtnerei. Das 1834 erschienene Werk, das bis heute vielfach aufgelegt wurde, brachte dem Fürsten den Ruf eines Begründers der modernen Gartenarchitektur ein. Am Beispiel des Muskauer Parkes und mit vielen Skizzen und Bildern gibt er darin Tipps und Hinweise zu den verschiedensten Bereichen der Landschaftsgestaltung - vom Arrangement der Blumen und der Pflege des Rasens bis zur Gruppierung von Gebäuden.
Rettung vor dem Bankrott
Die Gartenleidenschaft kostete den Fürsten sehr viel Geld, so viel, dass er und seine Frau auch einmal vor dem Bankrott standen und die beiden einen ungewöhnlichen Weg zur Rettung von Schloss Muskau einschlugen: Sie ließen sich - in gegenseitigem Einvernehmen - scheiden, damit der Fürst nach England fahren und sich dort eine reiche Frau suchen könnte. Mit der wollte man dann eine "Ehe zu dritt" führen. Der Plan misslang, keine reiche Engländerin wollte den exzentrischen deutschen Adeligen, der durch zahlreiche Eskapaden bekannt war, heiraten.
Durch Briefe an Ex-Frau saniert
Die Veröffentlichung der vielen Briefe, die Pückler aus England an seine Frau geschickt hatte, aber brachte ein kleines Vermögen ein, das Fürstenpaar konnte fortan eine "geschiedene Ehe" führen und sich später in Branitz bei Cottbus dem Ausbau eines zweiten Schlosses samt dazugehörigem Landschaftsgarten widmen.
Dieses Schloss wurde Pückler-Muskaus Alterssitz. Bei der "Seepyramide", die der Fürst im Park bauen ließ, wurde er nach seinem Tod 1871 bestattet. Das Schloss selbst ist heute das Fürst-Pückler-Museum.
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Links
Muskauer Park
Stiftung Fürst-Pückler-Museum
UNESCO - World Heritage