Spielball der Globalisierung

Autoland Österreich

Österreich hat seit den Achtzigerjahren mit Milliardenförderungen eine Autozulieferindustrie aufgebaut, die sich zu einer Erfolgsstory mit inzwischen 50.000 Beschäftigten entwickelt hat. Unter anderem werden zwei Drittel aller BMW-Motoren in Steyr erzeugt.

Interview mit Opel-Austria-Generaldirektor Werner Hackl

Österreichs Automobilindustrie gehört als viertgrößter Industriebereich unseres Landes zur technololgischen Weltspitze. Tendenz steigend. Die Exporte automotiver Produkte übersteigen wertmäßig um mehr als 50 Prozent die Importe von fertigen Kraftfahrzeugen und sichern viele tausend Arbeitsplätze im Inland. Dieses Verhältnis macht Österreich im Vergleich zu anderen europäischen Staaten zu einem wirklichen "Autoland". Aber die Konkurrenz schläft nicht.

Mit Milliardenförderungen zur Erfolgsstory

Seit den Achtzigerjahren hat sich Österreich mit Millardenförderungen eine Autozulieferindustrie aufgebaut, die sich zu einer Erfolgsstory mit inzwischen 50.000 Beschäftigten entwickelt hat. Unter anderem werden zwei Drittel aller BMW-Motoren in Steyr erzeugt.

Diese Förderungen für Betriebsansiedlungen hatten zwei Ziele: Eine Erneuerung alter und von Krisen geschüttelter Industriestandorte wie Steyr oder Graz und das Bestreben, Österreichs Handelsbilanz zu entlasten. Denn Milliardenbeträge für Autoimporte waren in den Siebzigerjahren ein echter Grund zur Sorge.

Die wichtigsten Schritte

Opel-Austria in Wien, BMW in Steyr, das Eurostar-Werk für den Chrysler Voyager in Graz und die neuen Werke von Frank Stronachs Magna mit der späteren Übernahme von Steyr Daimler Puch. Gleichzeitig hat sich zum Beispiel auch die voestalpine AG vom Blech- zum Karosserie-Teilelieferanten entwickelt. Diese Entwicklung wurde und wird auch von der internationalen Autoindustrie gefördert, die immer mehr Fertigungsschritte den Zulieferern überlässt und sie auch in die Entwicklung einbindet.

Neue Technologien bei Opel-Austria-Powertrain

Europas Automarkt war schwach in der letzten Zeit. Neue Technologien sollen den Weg aus der Krise weisen. So wollen Opel und Fiat etwa mit einem in Wien-Aspern entwickelten und gebauten Sechsgang-Getriebe punkten, wie Werner Hackl, Generaldirektor von Opel-Austria-Powertrain, ankündigt. Dabei sollen 800.000 Getriebe jährlich für Konzernmarken wie Opel, Saab, Fiat, Lancia oder Alfa für den weltweiten Markt gebaut werden.

Infineon - Marktführer in der Autoelektronik

Infineon ist weltweit die Nummer zwei bei der Autoelektronik. 20 verschiedene Chips für die Autoindustrie, für ABS, Motorsteuerung oder Fensterheber kommen zu einem Großteil aus Villach. 25 Prozent des Wertes eines Autos entfallen bereits auf Elektronik, und nach den Worten von Monika Kircher-Kohl, Finanzvorstand von Infineon Technologies in Villach, werden es in den nächsten Jahren bis zu 40 Prozent sein. Die Rechnerleistung in einem Mittelklassewagen ist mit jener der Apollo 13 oder des Airbus vergleichbar.

Die Textilwerke Eybl in Krems

Die Weberei ist das Herzstück von Eybl, einem Zulieferer, der die harten Seiten des Geschäfts schon kennen gelernt hat. Die Hersteller geben den Preisdruck am Markt an die Zulieferer weiter. Eybl stand schon vor dem Aus, eine Umstrukturierung und moderne Techniken haben aber die Auftragsbücher wieder gefüllt und die Arbeitsplätze gerettet.

"Es kommt darauf an, wie schnell die Wünsche der Kunden erfüllt werden können. Eybl offeriert den Autofirmen eine 3-D-Animation des kompletten Autoinnenraumes mit den Stoffmustern, die sich die Autofirma dann aussuchen kann,"

sagt Eybl-Chef Johannes Elsner.

Die Konkurrenz schläft nicht ...

Wie dynamisch die Entwicklung im Automobil-Bereich vor sich geht, zeigen die neuen EU-Länder Slowakei oder Ungarn. Zahlreiche Hersteller haben sich dort angesiedelt; für die österreichischen Zulieferer wohl Konkurrenz und Chance zugleich. Magna-Vorstand Manfred Remmel dazu:

"Es kommt darauf an, den Standort Graz auf Top-Niveau abzusichern, auch indem über neue Standorte nachgedacht wird. Und dazu werden auch Zulieferungen aus Billiglohnländern genutzt."

BMW-Werk in Steyr investiert im Inland

Anders sieht man das beim BMW-Motorenzulieferer in Steyr Dort wurde gerade eine neue Ausbaustufe des BMW-Werks eröffnet. Dafür wurden bereits 2,6 Milliarden Euro investiert. Wollte man auch nur einen Teil der Fertigung verlagern, so wäre der Aufwand so hoch, dass auch ein niedrigeres Lohnniveau betriebswirtschaftlich nichts mehr brächte. Dazu kämen Transportkosten.

Ein vom Lohnniveau her billigerer Standort ist also nicht automatisch eine Bedrohung, soferne die technischen Standards stimmen und die Produkte damit auch weniger empfindlich gegenüber Lohnkosten sind.