Der Techniker des Belcanto

Ein Tenor-"Jahrhundert-Ereignis" ist 80

1995 verabschiedete sich das Tenor-"Jahrhundert-Ereignis", so einst die "New York Times", vom Wiener Publikum: Carlo Bergonzi. Mit seinem Namen verbinden Opernfreunde das Goldene Opern-Zeitalter der 50er und 60er Jahre. Heute feiert Bergonzi seinen 80er.

Mit dem Namen Carlo Bergonzi verbindet der Opernfreund das Goldene Opern-Zeitalter der 50er und 60er Jahre, als Maria Callas und Renata Tebaldi für Schlagzeilen sorgten und Herbert von Karajan oder George Solti Opern-Aufnahmen vorlegten, die bis heute unübertroffen sind. Der legendäre Tenor, der seine Stimme in 24 kompletten Einspielungen, Recitals und Duett-Platten verewigt hat und den die "New York Times" als Jahrhundert-Ereignis bezeichnete, feiert am 13. Juli seinen 80. Geburtstag.

Vom Wiener Publikum verabschiedete sich Bergonzi, der auf eine 43jährige Bühnenlaufbahn zurückblickte, 1995 im Konzerthaus mit einem speziellen Lieder-Arienabend. Auf dem Programm standen damals Werke Bellinis, Verdis, Leoncavallos, Tostis, Denzas, Pietris und Cileas. Schubert und Lehars "Das Land des Lächelns" waren dann Konzessionen der italienischen Opern-Legende an Österreich.

Beginn als Bariton

Bergonzi wurde am 13. Juli 1924 in Vidalenzo in der Nähe Parmas geboren. Mit 16 Jahren schrieb er sich dort am "Arrigo Boito Konservatorium" ein, wo er von den Lehrern als Bariton eingestuft wurde. Nach einer dreijährigen kriegsbedingten Unterbrechung nahm er die Studien wieder auf und debütierte schließlich als Bariton am Stadttheater von Lecce in Rossinis "Der Barbier von Sevilla".

Unzufrieden mit seiner Stimme, die in der Mittellage zwar ebenmäßig, in den tieferen Lagen jedoch unzureichend schien, entschloss sich Bergonzi zu einem Fachwechsel. Nach nur drei Monaten autodidakter Studien debütierte er erneut - diesmal jedoch als Tenor - in Giordanos "Andrea Chenier" am Petruzzelli-Theater in Bari.

Auch an der Wiener Staatsoper

1955 gab Carlo Bergonzi in Chicago sein Amerika-Debüt und bereits in der darauf folgenden Spielzeit feierte er Triumphe als Radames und Manrico an der "Metropolitan Opera" in New York. Er gastierte an den bedeutendsten Bühnen der Welt, natürlich auch an der Wiener Staatsoper und feierte Erfolge bei den Festspielen in Salzburg und Verona

Eine besondere Verbindung bestand zur "Mailänder Scala", an der er neun Spielzeiten lang der unangefochtene Startenor war. Von 1958 bis 1964 wirkte der "Techniker des Belcanto" bei den Festspielen von Verona mit. Bergonzis Repertoire umfasste mehr als 60 Rollen.

"Arien in die Luft gemeißelt"

Auf dem Höhepunkt seiner Karriere wurde Carlo Bergonzi als der beste Verdi-Tenor Italiens gefeiert. Ein halbes Jahrhundert lang verzückte er das internationale Publikum mit "Arien in die Luft gemeißelt", wie es ein Kritiker formulierte.

Der Triumphzug als Tenor begann 1951 in Bari. Durch den italienischen Rundfunk wurde Bergonzi bald einem größeren Publikum bekannt. 1953 sang er in der Mailänder Scala, bald darauf in den Opernhäusern in Spanien, Portugal, Großbritannien und Deutschland.

Wirken für Nachwuchs

Der Altmeister unterrichtete auch und ebnete vielen Nachwuchskünstlern den Weg zum Erfolg. Dabei ließ sich Carlo Bergonzi stets vom großen Maestro leiten: "Verdi-Opern können nur so gesungen werden, wie Verdi es vorsah, nur so und nicht anders."